Er ist der Indiana Jones der Videospiele, der perfekte Mann für Lara Croft, Traum vieler Frauen, Alptraum seiner Feinde: Nathan Drake. Und nach langem Warten ist er wieder da! Mit Uncharted 4: A Thief's End führt Naughty Dog die Blockbuster-Serie in den verdienten Ruhestand. Davor geht es aber noch mal so richtig zur Sache! Wie das letzte Abenteuer von Nate sich spielt? Grandios! Unser Test zeigt, warum.
Wenn wir uns ansehen, was die bisher erschienenen Uncharted-Teile ausmacht, ist die Erfolgsformel ganz simpel: Schusswechsel, aberwitzige Klettereien und eine längst verschollene Stadt. Daran wird auch im neusten und letzten Ableger der Serie nicht gerüttelt, allerdings halten ein paar Änderungen Einzug ins Spiel.
Fangen wir bei einem von Nathans größten Problemen an: Brücken. Man sollte eigentlich meinen, der Mann betritt nie wieder etwas, was potentiell einstürzen oder zerbrechen könnte, aber natürlich tut er es doch. Und ja, Brücken oder andere „Übergangslösungen” haben nach wie vor den notorischen Drang, unter unserem Protagonisten nachzugeben. In bekannter Manier verbringen wir also ein wenig Zeit damit, einen anderen Weg zu finden. Der beinhaltet in aller Regel völlig abstruse Kletterrouten, die jetzt allerdings durch ein neues Gimmick ausgebaut werden können. Um Gruben zu überbrücken, die nicht einmal Nathan Drake einfach überspringen kann, gibt es nun den Enterhaken. Für den finden wir immer wieder Ankerpunkte, an denen wir dann frei herumschwingen können. Auch in Kämpfen leisten uns diese Ankerpunkte gute Dienste, um zum Beispiel plötzlich im Rücken unserer Feinde aufzutauchen oder mitten im Gefecht zu verschwinden. Immer wieder gibt es auch Passagen, in denen wir den Enterhaken als Greifarm verwenden, um etwa Kisten, die wir für das weitere Fortkommen brauchen, herzuziehen.
Außerdem wurde der Trend von Uncharted 3 – Drake´s Deception, immer wieder einen fahrbaren Untersatz zu gebrauchen, weiter fortgesetzt. Es gibt jetzt halbe Levels, die wir auf vier Rädern durchqueren. Apropos Level: Diese sind im Vergleich zu allem bisher dagewesenen um ein vielfaches größer. Manche Kapitel sind beinahe schon eine Open World, womit ein Jeep (mit Seilwinde, die streckenweise ziemlich vergleichbare Aufgaben wie der Enterhaken übernimmt) schon sinnvoll und spaßig ist!
„Irgendwie machst du ganz schön viel kaputt. Vor allem Klippen.”
... und Menschen, möchten wir da gerne ergänzen. Schließlich gehören Schießereien und Kämpfe genauso zum Indiana-Jones-Alike wie Kletterpassagen. Und auch hier haben sich seit Uncharted 3 – Drake´s Deception ein paar Dinge geändert. Die Neuerung, die als erstes ins Auge springt, ist der brandneue Stealth-Modus. Nämlich nicht wie in den Vorgängern, bei denen man mit etwas Glück mal zwei oder drei Soldaten ausschalten konnte, bevor die große Ballerei beginnt. Nein, dieses Mal ist es tatsächlich bei fast jeder Auseinandersetzung möglich, komplett ungesehen davonzukommen.
Um das zu schaffen, können wir uns zum Beispiel durch hohes Gras bewegen. Dieses stellt für unsere Feinde offenbar ein undurchschaubares Hindernis dar, hier entdecken sie uns nicht ein mal, wenn sie direkt neben uns stehen. Aber auch Kanten, Deckungen und Gelegenheiten für den Enterhaken eignen sich hervorragend, um nicht entdeckt zu werden oder die Gegner ausreichend zu verwirren, um nach einer Enttarnung wieder in den Stealth-Modus zu kommen.
Das Entdeckungs-System erinnert an Assassins Creed: Über dem Soldaten füllt sich zunächst ein grauer Balken, wenn wir in sein Sichtfeld geraten. Färbt sich der Balken gelb, ist der Soldat auf etwas ungewöhnliches aufmerksam geworden und taxiert die entsprechende Stelle jetzt deutlicher. Wird der Balken schließlich orange, war's das mit Heimlich & Co.
Nötig ist das alles aber nicht. Sollten wir mal auffliegen (was zumindest uns in den meisten Fällen passiert ist), können wir uns auch in gewohnter Manier durch die Weltgeschichte schnetzeln. Die KI agiert dabei allerdings etwas geschickter als früher. Gegner kreisen uns ein, beharken uns von allen Seiten, schicken schwer gepanzerte Shotgun-Träger vor, während der Rest der Truppe aus der Entfernung schießt... ein paar mal kamen wir durchaus ein wenig ins Schwitzen!
„Mich hat eine Kugel gestreift. Was ist mir dir?” - „Mich hat eine... Klippe... gestreift.”
Ein ganz wichtiger Stützpfeiler ist wieder der Humor. Die deutlich in die Jahre gekommenen Charaktere haben nichts von ihrem Charme und Esprit verloren. Außerdem ist das gesamte Geschehen viel dichter gepackt und stimmiger präsentiert. Erstmals gibt es Raum für ruhigere Emotionen und Normalität. Brotjob und Ehe – Nate ist sesshaft geworden! Überhaupt präsentiert sich das Action-Adventure insgesamt glaubhafter und tiefer denn je – aber keine Sorge, die Herren Drake können schon ganz gut aufdrehen. Herren? Ja, ganz recht - den Aufhänger für das letzte große Abenteuer bietet letztlich nämlich erst ein Schatten aus der Vergangenheit: Der totgeglaubte Bruder von Nathan, Sam.
Der braucht dringend Hilfe, was Nate in eine schwierige Situation bringt. Der Piraten-Schatz von Henry Avery könnte helfen, aber eigentlich wollte man sich aus solchen Abenteuern künftig raushalten... Der Spagat zwischen Normalo-Leben, Hilfe für den Bruder und echtem Schatzsucher-Instinkt ist den Entwicklern jedenfalls fabelhaft gelungen. Auch die anderen Charaktere, die uns seit den Anfängen von Uncharted begleiten, sind deutlich akzentuierter gezeichnet. Inbegriff dafür ist der Epilog, der nach gut 15 Stunden Story das Opus Magnum endgültig beendet – durchaus würdig!
Die technische Seite verstärkt dieses Gefühl noch mal. Ein wahnsinnig stark komponierter Soundtrack untermalt das Geschehen. Dabei war man durchaus gespannt auf die Musik zum Spiel, haben sich die Entwickler doch gegen Greg Edmonson entschieden, der den richtigen Ton für die ersten drei Teile und somit auch das berühmte Uncharted-Thema erdacht hat. Dieses Mal zeichnet Henry Jackman für das musikalische Erlebnis verantwortlich. Und er muss sich wirklich nicht verstecken! Der Soundtrack bekommt eine neue Note, die dem insgesamt weiterentwickelten Spielkonzept entspricht. Alte Themen werden gekonnt neu verarbeitet und komplett frisch geschriebene Melodien halten Einzug in das Spiel.
Und dann ist da natürlich noch die Grafik. Und was das für eine Grafik ist! Viel hat man im Vorhinein gehört, die Trailer sahen fantastisch aus und in der Tat – A Thief's End ist der neue Maßstab für Konsolen (und auch unsere Computer-Spieler haben durchaus respektable Noten vergeben). Neben grandiosen Partikeleffekten und wunderschön glatten Texturen lässt uns vor allem eines staunen: Gesichtszüge. Die Mimik der Charaktere ist dermaßen lebensecht, dass wir uns manchmal schon wirklich in einem Gespräch zwischen beinahe fotorealistischen Digital-Kunstwerken wähnen. Waren bisher noch die Werke von Quantic Dreams das obere Ende der Messlatte (man denke an das neue Remaster-Bundle Quantic Dreams Collection), sticht Uncharted 4 nun alle aus! Und alles läuft absolut ruckelfrei – ein Traum!
„Wo kommen die eigentlich immer alle her?!”
Grundsätzlich gibt es drei Multiplayer-Moduse: Team-Deathmatch, Kommando und Plünderung. Erstgenanntes ist der große Klassiker, Kommando ist eine Art control the area-Modus und bei einer Plünderung gilt es, einen Piratenschatz ins eigene Lager zu schaffen (also quasi capture the flag). Interessant wird es bei den kaufbaren Upgrades. Es gibt mystische Fähigkeiten und Helfer. Die mystischen Fähigkeiten sind den Geschichten vergangener Uncharted-Teile entliehen und können verheerenden Schaden anrichten. Der Zorn von Eldorado etwa entstammt dem ersten Teil, mit dem Geist des Dschinns können wir uns für kurze Zeit teleportieren wie die starken Gegner am Ende des dritten Teils. Helfer sind NPCs, die wir beschwören können, damit sie uns im Kampf unterstützen. Vom Scharfschützen bis zum Shotgun-Soldaten ist alles vorhanden.
Und für die Leistungssportler hat man noch einige Prüfungen eingebaut, die uns in die neuen Fähigkeiten und Waffen einführen. Verbunden mit dem extrem geschickten Leveldesign der Multiplayer-Maps kann man sich deshalb auch hier viele Stunden vergnügen.
Fazit
. | 02.04.2019
Was ist denn ziemlich relativ? Und auch pseudo-elitäre Begriffe wie retourniert klingen eher peinlich als literarisch wertvoll. Danke für den Test. :)
Redaktionelle Wertung:
Preis: 60 Euro
Erscheinungsjahr: 2016
Entwickler: Naughty Dog
Publisher: Sony Computer Entertainment
Erschienen für: PlayStation 4
Getestetes System:
PlayStation 4
Genre: Action-Adventure
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