Zur Handlung müssen vermutlich nicht allzu viele Worte verloren werden, hat doch vermutlich jeder, der auch nur etwas mit dem Marvel-Universum anzufangen weiß, die beiden Filme von Joss Whedon im Kino oder spätestens im Heimkino gesehen. Da die LEGO-Spiele also ohnehin auf Vorlagen basieren, die die Käufer im Regelfall kennen, nimmt sich auch der neuste Spross aus dem Hause
Traveller's Tales die Freiheit, die Geschichte eher lückenhaft und konfus wiederzugeben und die eindrucksvollsten Szenen des Films mit reichlich LEGO-Humor aufgelockert ins Spiel zu übernehmen. Wer also nicht schon vor Spielstart mit der Handlung vertraut ist, wird auch nach dem Spiel vor dem Fernseher sitzen wie die Kuh vorm neuen Tor.
Kaputt on so many levels Am bekannten Spielprinzip der LEGO-Versoftungen ändert sich auch in dieser Ausgabe nur sehr wenig. Vorrangig schlagen wir alle aus den Plastikklötzchen bestehenden Gegenstände kurz und klein, um dadurch Punkte zu sammeln. Wir vermöbeln Gegner und nutzen die Spezialfähigkeiten unserer Helden, um Rätsel zu lösen und uns den Weg freizubahnen. Und hier versteckt sich wie immer einer der größten Stolper-LEGO-Steine, die das durch die wirklich witzigen Zwischensequenzen aufgebaute Vergnügen immer wieder bremsen und nicht selten in kompletten Frust umschlagen lassen.
Dass nicht alle Rätsel im Level auch gelüftet werden können, da hierfür Charaktere benötigt werden, die erst beim zweiten Durchspielen zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung stehen, ist zwar in jenem Moment recht blöd, können wir aber verkraften. Richtig nervig ist aber die Tatsache, dass viele Rätsel oft so filigran zu behandeln sind, dass diese schlichtweg nicht auslösen, wenn man beispielsweise nicht im exakt richtigen Winkel zum jeweiligen Objekt ausgerichtet ist und daraus resultiert, dass der Charakter der Meinung ist, lieber auf die Umgebung eindreschen zu müssen, statt die gewünschte Funktion auszuführen.
Das führt nicht selten dazu, dass die Umgebung verzweifelt abgesucht wird, um das weitere Vorgehen festzulegen, nur um zehn Minuten später herauszufinden, dass man von Anfang an die richtige Idee gehabt hat, die Spielmechanik das aber bei den ersten zwanzig Versuchen komplett ignoriert hat. Noch viel frustrierender sind allerdings die Bugs, die uns in Lego Marvel's Avengers mehrmals dazu genötigt haben, Levels komplett neu zu starten. So blieb bei uns beispielsweise ein eigentlich sehr logisches Schalterrätsel (in der angezeigten Reihenfolge auf zwei färbige Schalter springen) hängen.
15 Minuten Versuche, diesen Fehler zu umgehen, blieben ergebnislos. Konsequenz: Levelneustart, dann funktionierte es beim ersten Versuch. Zwei weitere Male blieben unsere Helden in einer Kampfanimation hängen, wir wurden zu Boden gedrückt und weder der Held selbst noch unser zu Hilfe geeilter Kollege konnten uns hieraus befreien. Neustart.
Ein Level, in dem wir eine Party im Avengers Tower vorbeireiten sollten, mussten wir sogar zwei Mal neu starten. Einmal weigerte sich ein ensprechender Button aufzutauchen, ein weiteres Mal kollidierte Captain America in einer Animation auf dem Weg zum Billiard-Tisch mit einer anderen Figur, blieb in der Animation stecken und das Rätsel wurde somit nicht als abgeschlossen erkannt - ein weiteres Eingreifen in die Szene war von unserer Seite aber nicht mehr möglich. Da die Figuren während des Spiels nicht wirklich sterben können, sondern bei ihrem Bildschirmtot lediglich Punkte verlieren und erneut erscheinen, sind im Laufe des Levels keine Checkpoints oder Rücksetzpunkte eingeplant. Wer also dazu gezwungen ist, einen manuellen Neustart vorzunehmen, darf den ganzen Level von vorne spielen - nicht abbrechbare Zwischensequenzen inklusive.
Geteiltes Leid ist doppeltes Leid Die LEGO-Spiele erfreuen sich nicht nur aufgrund der liebevollen Darstellung und des netten Humors ihrer Beliebtheit, sondern vor allem aufgrund der Tatsache, dass sie eine leider rar gewordene Spielegattung repräsentieren: das Split-Screen-Spiel. Wenn sich also zwei Rächer gleichzeitig auf Ihre Mission begeben und sich so weit von einander entfernen, dass beide Spieler nicht mehr auf einem Bildschirm dargestellt werden können, tritt der dynamische Splitscreen in Aktion. Dieser teilt das Fenster kontextbasiert. Den Spielern wird also nicht wie üblich eine fixe Bildschirmhälfte zugeteilt, sondern das Spiel teilt dort, wo der große Abstand zwischen den Spielern entsteht. Das hat zwar noch nie so wirklich gut funktioniert, diesmal kam es allerdings fast die Hälfte der Zeit vor, dass der Spieler nicht in der Mitte seines Teilbildschirms, sondern in der Mitte des gesamten Bildschirms angezeigt wurde. Was zur Folge hat, dass die Figur nur teilweise oder sogar gar nicht im dafür eigentlich vorgesehenen Fenster zu sehen war.
Kam dies in den Vorgängerspielen auch schon manchmal vor, ist dies in LEGO Marvel's Avengers leider eher die Regel denn die Ausnahme. Und wenn man dann wieder einmal einen Level von vorne beginnen muss, stiehlt das gleich zwei Spielern die Lebenszeit. Cool hingegen: Die Figuren können nun, wenn sie Seite an Seite kämpfen, einen gemeinsamen Combo-Angriff starten. Hierfür wurden für die verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten eigene Animationen erstellt, also beispielsweise Thor, der mit seinem Hammer auf Captain Americas Schild schlägt, um damit eine mächtige Druckwelle auszulösen. Diese Animationen peppen die Kämpfe etwas auf, gehen im Eifer des Gefechts allerdings nicht selten unter.
In a plastic world An der grafischen Qualität gibt es eigentlich wenig auszusetzen. Wie gewohnt finden sich die Charaktere in einer grundsätzlich realistischen, mit LEGO-Objekten angereicherten Spielwelt wieder. Fast alles, was aus LEGO gebaut ist, kann zerstört werden - zumindest kann man damit interagieren. Für die Vertonung scheinen zwar tatsächlich einige Originalstimmen zum Einsatz zu kommen, gerade wichtige Synchronstimmen wie die von Robert Downey Jr. fehlen hingegen. Das ist zwar nicht ganz so tragisch und die Qualität ist doch merklich besser, als bei LEGO Marvel Super Heroes, aber gerade so exzentrische Charaktere wie Iron Man leben nun einmal von der Stimme der Schauspieler, respektive deren Sprechern.