Hast du dich je gefragt, warum da draußen nicht schon längst alles in Flammen steht? Warum Menschen blutig umkommen? Hast du Angst vor Leuten, die in Machtpositionen sitzen, die sie nicht verdient haben? Und den Taten, die solche Menschen in der Lage sind zu vollbringen? Nun, ich weiß nicht viel, aber eines weiß ich: Ich werde keinen dieser Menschen verschonen. Ich bin Rico Rodriguez!
Immer feste drauf!
Wem Just Cause noch kein Begriff ist, dem kann schnell geholfen werden: Wir fahren, fliegen, schießen und machen generell alles, was eigentlich nicht gehen kann, um einen bösartigen Diktator zu stürzen. Mit dem Wingsuit auf einem fahrenden Auto landen? Eine Rakete auf einen 100 -Hektoliter-Benzintank schießen? Mit einem Monstertruck von der Bergspitze eine Schanze nehmen, nur um kurz darauf auszusteigen und in den Fallschirm zu wechseln? Rico Rodriguez kann alles, und er sieht dabei noch cool aus.
Im dritten Teil der Brachial-Serie schlechthin führt es unseren Helden zurück zu seinen Wurzeln nach Medici. Dort treibt der widerwärtige General Di Ravello sein Unwesen. Der Militär-Diktator regiert ohne Gnade und mit eiserner Entschlossenheit über die kleine Inselgruppe. Und dann entdeckt er auch noch Bavarium, ein Teufelszeug, aus dem sich Bomben basteln lassen, neben denen Fat Man aussieht wie ein Kinderspielzeug. Klarer Fall, da müssen wir was dagegen unternehmen. Also packen wir alle unseren Waffen ein, rufen unseren Kumpel Sheldon an und checken einen Flug nach Medici.
Nicht willkommen
Kaum angekommen werden wir sofort unter Beschuss genommen. Also schwingen wir uns schnell im Flug mit unserem Enterhaken auf das Dach des kleinen Fliegers und betonieren von dort oben mit der Panzerfaust die Flugabwehrwaffen, bevor diese selbiges mit uns machen. Ist doch das perfekte Setting, um das Spiel kennen zu lernen, oder? Bald kriegt das Flugzeug aber doch einen Treffer ab, was dem Tutorial die Chance gibt, auch den jederzeit einsetzbaren Fallschirm zu erklären. Befinden wir uns im Fall, können wir mittels X-Taste unseren Lebensretter ausklappen. Und relativ bald darauf bekommen wir dann auch den Wingsuit, eine Neuerung, die ebenso wie der Fallschirm allzeit bereit ist – landen ist also bei Just Cause 3 nicht mehr nötig, wenn man nicht will. Und man will nicht. Es ist unglaublich cool, nicht zu landen.
Ansonsten gestaltet sich das Spiel, wenn man es ganz nüchtern betrachtet, zum einen genau wie die Vorgänger und zum anderen recht eintönig. Mit einem absurden Waffenarsenal, das wir noch stetig ausbauen können, und einem gigantischen Fuhrpark ausgestattet (von Formel 1-Wagen über Bomber bis hin zur Fregatte ist alles dabei) hechten wir über die Inseln und Zzerstören Di Ravellos Niederlassungen. Und ob das jetzt besetzte Städte oder Militärbasen sind, unser Job ist stets der gleiche: just cause! Einfach zerstören, nämlich alles, was dem General gehört (praktischerweise sind diese Sachen im Spiel alle Rot eingefärbt). Sollte uns dabei mal die Munition ausgehen oder unsere Lieblingskarre zerschossen werden, kein Problem! Per Rebellenabwurf können wir uns Schießeisen und Fahrzeuge jederzeit frei Haus liefern lassen.
Auch die Storym-Missionen zielen sehr stark auf dieses Gameplay ab. Man muss es beinahe als löbliche Ausnahme bezeichnen, wenn man mal in einem ausgemusterten LKW möglichst viele Fässer Wein unbeschadet zur Rebellenparty fahren muss. Wirkliche Abwechslung findet sich aber nur in den Herausforderungen. Wingsuit-Kurse, Schießstandübungen, Autorennen und dergleichen sind herausfordernd, aber motivierend gestaltet und sorgen für ausreichend Auflockerung.
Inselparadies
Optisch hat das neue Abenteuer von Rico einiges zu bieten. Gewaltige Gipfel vor der rot untergehenden Sonne, traumhaft weiße Sandstrände wie in der Karibik, mit Feldern bestückte Hügelgruppen, raue Tannenwälder und und und... Medici ist hervorragend designed und wirkt trotzdem immer wie aus einem Guss. Die Grafik tut das ihre dazu: Flüssige und scharfe Texturen und Animationen würden unser Inselparadies zum Traumziel des nächsten Sommerurlaubs machen, wären da nicht die ganzen Explosionen und Schusswechsel (die aber auch hervorragend aussehen).
Der Soundtrack stimmt sich ist über weite Strecken perfekt in das Setting eingebettet. Auf unseren Reisen durch Medici begleitet uns meistens nur eine einzelne Akustikgitarre, deren atmosphärisch-hintergründige Spielweise uns entfernt an den Klang von Italowesterns erinnert. Zeichnet sich Gefahr ab, gesellen sich unauffällig einige Trommeln und mehr Bass dazu – top! Nur die deutschen Synchronstimmen wirken zu flach. Man muss das eh schon stark stereotype Setting ja nicht völlig ausufern lassen.
Leider lässt das Spiel auf der technischen Seite einiges vermissen. Immer wieder hängt sich das Spiel plötzlich auf, ab und zu fällt uns aus dem Nichts ein Jet oder ein Helikopter auf den Kopf oder wir versinken wortwörtlich einfach im Boden und kommen da auch nicht mehr raus. Hier müssen wir leider das Prädikat „Mangelhaft” vergeben – da hätte es eindeutig mehr Entwicklungszeit gebraucht.