Battlefield Hardline fügt der für epische Multiplayerschlachten bekannten Serie nun einen Teil hinzu, der das gewohnte Militär-Setting außen vorlässt und das Spiel zu einer großen Räuber und Gendarm-Jagd ummodelt. Das ist ein löblicher Schritt, hat aber auch seine Schattenseiten. Cop Stories – solo con stronzo Wie bereits Tradition enthält auch dieser Teil des eigentlichen Mehrspielertitels eine Solokampagne. Und wie schon in den Teilen davor handelt es sich hierbei zwar um mehr als einen lieblos drangeklatschten Modus, wirklich überzeugen kann dieser aber trotzdem nicht. Dabei stehen die Zeichen anfangs gar nicht so schlecht. Ein actiongeladener Einstieg schmeißt uns nach einer schiefgegangen Razzia in eine wilde Verfolgungsjagd. Inszenatorisch hat sich Visceral (die Entwickler der Dead Space-Serie, die für diesen Teil statt DICE das Ruder übernommen haben) hier wenig vorzuwerfen. Die detaillierten Charaktermodelle unterstützen perfekt den Cop-Serien-Stil, die TV-mäßigen Zusammenfassungen und Vorschauen der in Folgen aufgeteilten Kampagne tun ihr Übriges dazu. Leider verkommt die Kampagne hier recht schnell von einer Hommage an seine Vorbilder zu einer unfreiwilligen Parodie selbiger. Zu klischeebehaftet die Charakterzeichnung, zu plump die Dialoge, zu unglaubwürdig der Verlauf der Handlung. Apropos unglaubwürdig - hier wären wir auch schon bei einem weitaus größeren Kritikpunkt angelangt: der Spielmechanik. Da wir ja nun Cops und keine schießwütigen Soldaten mehr sind, wird unblutiges Vorgehen vom Spiel nun mit Punkten und Freischaltungen belohnt. So zahlen sich Verhaftungen deutlich mehr aus als die Bösewichte einfach niederzustrecken. Was im Ansatz recht vielversprechend klingt ist in der Umsetzung leider reichlich lächerlich. Statt uns unseres Schießeisens zu bedienen können wir also auch einfach mit gezückter Polizeimarke auf unsere bis an die Zähne bewaffneten Widersacher zulaufen. Handelt es sich um höchstens eine Dreiergruppe Bad Boys, zeigen die sich von unserem metallenen Gesetzeshüter-Nachweis so eingeschüchtert, dass sie umgehend vergessen, dass sie uns Sekunden zuvor noch unter allen Umständen an den Kragen wollten und lassen ihre Waffen sinken und sich seelenruhig verhaften – vorausgesetzt wir halten die Kumpanen weiterhin mit unserer Marke in Schach und es stößt keine Verstärkung hinzu. In diesem Fall dreht sich die Haltung gegenüber dem eher kurzen Arm des Gesetzes nämlich wieder sehr schnell, weshalb dieser umgehend wieder seine Dienstwaffe umklammert, um sich mit ihr zur Wehr zu setzen. Den Solomodus kann man also spielen, vor allem weil man damit auch Battlepacks für den Multiplayerpart freispielen kann, wir haben uns aber lieber in den eigentlichen Hauptteil des Spiels, die Multiplayerschlachten, gestürzt. Modus Operandi Während der Battlefield-Klassiker „Conquest“, in dem es Flaggenpunkte zu erobern gilt um durch das Halten dieser die Tickets der Gegner gegen Null zu treiben, natürlich mit von der Partie sein muss, sind es vor allem die neuen, dem Setting angepassten Modi, die (manche mehr, manche weniger) Battlefield Hardline interessant machen. Im wahrsten Sinne des Wortes diebischen Spaß macht unser Lieblingsmodus „Blood Money“. Hier gilt es sowohl für die Gangster als auch die Polizisten einen zentral gelagerten Geldstapel zu dezimieren, in dem dieser schrittweise „gestohlen“ oder „beschlagnahmt“ wird. Hierzu muss das Bargeld vor Ort aufgenommen werden. Je länger man neben dem Geldstapel ausharrt, desto mehr Kohle wird in die eigenen Taschen gestopft. Die muss dann jedoch erst noch in das eigene Lager gebracht werden. Der Clou: Nicht nur der zentrale, unerschöpfliche Geldstapel kann umkämpft und abgeräumt werden, man kann sich auch am gegnerischen Vorrat bedienen und die mühsam gesammelten Moneten ins eigene Teamlager bringen. Das verleiht dem Spiel eine angenehme Dynamik. Im „Heist“-Modus gilt es für die Verbrecher einen oder mehrere Safes zu knacken und den Inhalt zu bestimmten Abholpunkten zu bringen. Die Gesetzeshüter müssen dies verhindern. Da der Verbleib der Pakete auf der Minimap angezeigt wird, konzentriert sich das Geschehen dann auch meist auf diese Orte. Keine leichte Aufgabe also für beide Parteien. Ein weiterer sehr rasanter Modus hört auf den Namen „Hotwire“. In diesem Spieltyp sind die zu haltenden Flaggenpunkte mobil. Es sind nämlich Autos. Um Punkte zu generieren, müssen wir uns hinter das Steuer dieser klemmen und wie im Film „Speed“ eine bestimmte Geschwindigkeit überbieten und halten, um die Tickets der Gegner zu senken. Nicht nur ist dieser Modus äußerst spaßig, er eignet sich auch ausgezeichnet um schnell an Punkte zu kommen, da hier recht großzügig mit Medaillen um sich geworfen wird. Rasant im eher negativen Sinne geht es bei „Crosshair“ zu. Ein Insider möchte auspacken, wovon die bösen Buben natürlich nicht gerade begeistert sind. Die Polizei muss also den VIP unter Geleitschutz zu einem Abholpunkt bringen, während die Gangster das mit allen Mitteln zu verhindern versuchen. Leider ist eine Runde „Crosshair“ immer in wenigen Augenblicken vorbei, da der VIP meistens auf einen der Abholpunkte zustürmt und entweder sofort dort ankommt oder am Weg dorthin erschossen wird. So spannend dieser Modus sein hätte können, so ernüchternd spielt er sich leider (zumindest auf Public Servern). Etwas anspruchsvoller ist hier der Modus „Rescue“. Die Kriminellen haben zwei Geiseln genommen, die es innerhalb eines Zeitlimits von der Polizei zu befreien und evakuieren gilt. Gelingt das oder werden alle Geiselnehmer erledigt, gilt die Runde für die Cops als gewonnen. Wie in „Crosshair“ gibt es bei Ableben hier keinen Wiedereinstieg bis zum Beginn der nächsten Runde. Schlussendlich reiht sich hier noch das uninspirierte „Teamdeathmatch“ in die Reihe der Spielmodi ein, das einfach nur dabei ist, weil es eben in jedem Multiplayer-Shooter dabei ist. Weniger ist Mehr(spieler) Was die Reihe ausmacht ist das Titelgebende „Battlefield“. Diese derzeit neun Schlachtfelder hinterlassen in Battlefield Hardline eher gemischte Eindrücke. Während sich einige Maps für manche Spielmodi mehr oder weniger eignen, gibt es auch solche, die nirgends wirklich überzeugen können. Dazu gehören das „Growhouse“ und „The Block“, die einfach so klein und eng sind, dass man sich die ganze Zeit gegenseitig auf den Füßen steht. An auch nur halbwegs koordiniertes Teamplay ist da nicht zu denken. Überhaupt ist Battlefield Hardline eher das Battlefield des kleinen Mannes. Da die ganzen Militärfahrzeuge wir Panzer und Kampfjets wegfallen, sind die Kämpfe sehr infanterielastig und die Karten fallen dadurch auch deutlich kleiner aus als in den Vorgängern. Was absolut nicht schlecht ist. Die verfügbaren Hubschrauber sind zwar für Infanteristen natürlich immer noch ein „pain in the ass“, diese sind mit ihren seitlichen Railguns aber bei weitem nicht so übermächtig wie die raketenbeladenen Kampfhubschrauber in den anderen Teilen der Serie und aufgrund der Streuung am ehesten gegen Fahrzeuge geeignet. Der Fuhrpark ist mit klassischen Limousinen, SUVs und Motorrädern auch sehr zivil gehalten. Lediglich etwas stärker gepanzerte Fahrzeuge stehen hier zur Verfügung. Und trotz montiertem Maschinengewehr sind sie nicht halb so durchschlagkräftig wie man es beispielsweise von Panzern gewohnt wäre, die mit wenigen Schüssen halbe Gebäude in Schutt und Asche legen. Dadurch sind Deckungen in Battlefield Hardline auch bedeutend beständiger und man braucht sich nicht dauernd Gedanken zu machen, dass einem die schützende Wand plötzlich vor der Nase wegbröselt. Überhaupt ist das in Battlefield 4 noch groß vermarktete „Levolution“, also die sich verändernde Umgebung, in Hardline deutlich zurückgeschraubt. Da es auch eher unlogisch wäre, bei einem urbanen Banküberfall gleich das gesamte Bankgebäude abzutragen, ist dies nicht weiter schlimm und passt zum Setting. Bada-ba-ba-ba-bam Ja wo isser, der Battlefield-Jingle? Der in den letzten Teilen schon beinahe bis zur Unkenntlichkeit verzerrt wurde? Richtig, noch stilisierter versteckt in der Gewinner-Musik am Ende einer Runde. Bitte EA, ich hätte das Thema gerne wieder zum Heißmachen im Ladebildschirm. Danke! In Battlefield Hardline präsentiert sich uns dieser im Stil einer Nachrichtensendung: Standbilder der Map, eine Laufschrift, dazu hören wir die Sprecherin des fiktiven Channel 5, die den Zusehern die Situation erklärt. Soundtechnisch hat sich Battlefield sonst wie gewohnt nichts vorzuwerfen. Aus den Autoradios dröhnt Gangster-Mucke, die Funksprüche und Zurufe der Kollegen sind gerade auf Gangsterseite aufgrund der Vertonung durch den Rapper Kollegah besonders authentisch und die Kampfsounds sind ohnehin wie immer erstes Schlagobers. Grafisch kann das Spiel mit seinem direkten Vorgänger trotz Frostbite-3-Engine nicht ganz mithalten. Das ist wohl vor allem den tristen Maps geschuldet, in denen wir nicht sonderlich viel mehr als Hinterhöfe, Lagerhallen und ausgestorbene Dörfer zu sehen bekommen. Lediglich die Maps „Hollywood Heights“ (ein nächtliches Luxusanwesen umringt von brennenden Berghängen) und „Bank Job“ (eine schöne, schnörkelige Bankhalle) können hier herausstechen.