Yes, endlich wieder eine einsame Insel auf der man irgendwie strandet und um sein Leben und/oder das von anderen kämpft… Aber irgendwie arg viele Berge für so ´ne 08/15-Inselkette…. Scheinbar war den Machern von Ubisoft das Insel-Setting langweilig geworden. Deshalb wurde das jüngste Abenteuer der FarCry-Serie in die Vorgebirgsregion des Himalayas verlegt. Aber offensichtlich brennt auch hier der Busch. Rebellen, ein fanatischer irrer Großkönig mit Undercut-Frisur sowie zahlreiche Nebenakteure, die dem König an Persönlichkeitsstörungen kaum nachstehen… und dabei wollte ich doch nur eben ein wenig Asche meiner verstorbenen Mutter verstreuen! Die Bürde des letzten Willens Wie schon gesagt, eigentlich sollte ich nur die Asche meiner verstorbenen Mutter zurück in ihre Heimat nach Kryat bringen. Ich schaff es aber nicht mal durch die erste Grenzkontrolle, trotz eines Reisepasses mit dem nötigen eingelegten Kleingeld. Einer der Mitfahrer im Bus wird als Rebell entlarvt, kurzerhand eröffnen die Wachen das Feuer. Das Gefecht tobt, bis ein Helikopter landet. Pagan Min, der König von Kyrat, eine gepflegte Erscheinung, die kaum älter als 30 wirkt, gibt sich die Ehre mich persönlich in Empfang zu nehmen. Er bedankt sich freundlich bei der Wache mich nicht erschossen zu haben, indem er ihn mit einem Kugelschreiber absticht. Immerhin ein persönliches Statement, war es doch sein eigener goldener Schreiber und sein ganzer Anzug ist auch noch voller Blut. Vor so viel Ehrerbietung gerührt, folge ich ihm wortlos in seinen Hubschrauber, quasi als gefangener Gast. Mit der Hilfe von Sabal, einer der Rebellenführer des Goldenen Pfads, finde ich den Weg aus der Gastfreundschaft von Pagan Min. Er bringt mich in sein Dorf, in dem ich die andere Führungskraft des Pfades kennen lerne, Amita. Sie ist nur mäßig erfreut über die Verschwendung rebellischer Kräfte bei dem Angriff auf eine von Mins Stellungen. Ich erfahre hier, dass es nicht so einfach wird, den letzten Wunsch meiner Mutter nachzukommen, da ihre letzte Ruhestätte im Norden unter der Kontrolle von Min steht. Also befinde ich mich mitten im Aufstand des Goldenen Pfades: Ob sie das so beabsichtigt hatte? Zu Lande, zu Wasser und, öhm, zu Luft! Keine Diskussion: FarCry 4 ist ab Sekunde eins ein echtes FarCry, wenn es also irgendwo etwas kopiert hat, dann wohl am ehesten bei sich selbst. Da die Entwickler sich nach den Inselerfahrungen wieder für eine Verlegung des Settings entschieden haben, konnte man sich so mehr Platz für neue Ansätze schaffen. Und davon gibt es in der Tat jede Menge. Im Vorgänger konnten wir der Hauptgeschichte folgen, Außenposten befreien, dort Jagd- oder Takedownmissionen annehmen, Türme für die Gebietskontrolle freischalten und uns als Jäger und Sammler versuchen, um Spritzen herzustellen oder unsere Ausrüstung zu verbessern. Das komplette Paket ist auch in FarCry 4 wiederzufinden. Dafür gibt’s zunächst also keine Fleißmärkchen. Neu ist im Wesentlichen die interaktive Welt, die ihre eigene Dynamik haben soll. Damit verbunden sind zahlreiche Ereignisse direkt in der näheren Umgebung des Spielers. Es sind überwiegend sogenannte Karma-Events: kurzweilige kleinere Aufgaben, die bei Erfüllung die Karmaerfahrungsleiste füllen. Bei den Aufgaben muss man beispielsweise einen Gefangenen des Goldenen Pfades in der Nähe von den Wachen ‚auslösen‘ oder es gilt einen Kurier von Pagan Min zu stoppen, um seine Informationen an sich zu nehmen. Dazu kommen noch Erfahrungspunktevents wie zum Beispiel das Stoppen eines Frachtkonvois, den man klauen oder zerstören kann sowie das Vernichten eines von Mins Terrorkonvois, die die Landschaften durchqueren. Dabei ist auch die Tierwelt interaktiv und wiederholt sich nicht in reproduzierbaren Chunks. Beispielsweise greifen sich Adler Ziegen als Beute, zum Teil werden wir aber auch von den großen Völgen attackiert; kein Wunder, dass die angriffslustigen Biester zu den bedrohten Tierarten gehören! Die interaktive Spielumgebung bietet die eine Seite der Neuerungen, die andere sind neue Arten von Haupt- und Nebenmissionstypen. Beispielsweise das Erledigen eines Anführers mit einer bestimmten Waffenart oder aber das heimliche Ausschalten eines Lagerchefs, ohne entdeckt zu werden. Dazu kommen noch Eskort-, Versorgungs-, Großwild-, Bombenentschärfungs- und Geiselrettungsmissionen; und ganz neu, eine echt fordernde Survivalarena! Bei der Hauptquest folgt man jetzt nicht länger einem konkreten Handlungsstrang. Es gibt dagegen zahlreiche namentlich erwähnte Nebencharaktere, die besucht werden können, um dann nach einiger Zeit Fortschritte beim Goldenen Pfad verzeichnen zu können. Kommt man an den Punkt, wo der Pfad unsere Hilfe fordert, werden wir immer mit schweren moralischen Entscheidungen belastet, denn sowohl Amita als auch Sabal haben (dummerweise immer zeitgleich) Aufgaben für uns, die sich gegenseitig ausschließen und zumindest im Story-telling starke Folgen für uns und die Region haben. Was naheliegt und früh auffällt: Kaum Wasser, viele Berge! Das hat Auswirkungen auf die Fortbewegungsmöglichkeiten. Nach wie vor kann mit Vierradfahrzeugen die Gegend erkundet werden. Dazugekommen sind Wingsuit und Gyrocopter. Gut, neu ist der Wingsuit nicht, aber bei FarCry 4 kann er diesmal sehr früh im Spiel käuflich erworben werden und ist ein absolut Muss für schnelle Fortbewegung und maximalen Spielspaß in Kyrat! Der Gyrocopter dagegen ist ein Ultraleichtflugzeug mit sehr einfachem Handling, ebenso ein Fun-Gadget, das aber ein deutliches Fortbewegungsplus in der Welt darstellt. Unsichtbare Wände gibt es hier nicht. Natürlich erreicht das Fluggerät nicht jedes Ziel, aber anstatt wie bei anderen Titeln einfach vor einer unsichtbaren Barriere auf dem gleichen Punkt zu kleben, leuchtet beim Gyrocopter ein Warnlämpchen auf und beschallt uns mit einem alarmierenden Ton. Kommen wir dem nicht nach, stürzen wir ab. Zwar ein drastischer Umgang, aber kontextbezogen ideal gelöst! Wie schon beim Vorgänger tritt der Abenteurer immer mal wieder mit bewusstseinserweiternden Mittelchen in Kontakt. In Kyrat helfen sie uns die geheimnisvolle Welt von Shangri La zu betreten. Eine ganz neue Art der Freeplaymissionen, bei denen wir eine blutrote Welt mit urzeitlichen Geistern und Dämonen aufsuchen, um die heiligen Glocken der Gebiete zu finden. Um noch ein paar kleinere Innovationen zu erwähnen, aber nicht näher zu erläutern: Spritzen sind erlernbare und aufwertbare Skills geworden. Es gibt eine Fahrhilfe, quasi ein Fahr-Bot, die einen von A nach B fährt. Das ist notwendig, da man mit Einhandwaffen (unter anderem einem Granatwerfer) während der Fahrt feuern kann und muss. Dazu gibt es Fahrzeugtakedowns von einem Vehikel zum anderen, schräg aber toll! Elefanten können geritten werden. Es gibt einen Fanghaken zum Erklimmen und Überbrücken von Steilhängen. In Unterkünften steht ein Bett, das durch Benutzen eine Uhrzeit erscheinen lässt, mit der man die Ruhezeit angeben kann. Das ermöglicht die Justierung der Tageslichtverhältnisse, um beispielsweise Nachtangriffe auf Außenposten zu planen. Jede Menge neue Waffen. Freeplayziele wie das Sammeln von Briefen, Gebetsmühlen, Abreißen von Propagandaplakaten und die Wiederherstellungen unseres alten Familiensitzes samt Wandthangka (steht im Zusammenhang mit den Shangri La Nebenmissionen). Und zu guter Letzt: Festungen. Es sind besonders große feindliche Außenposten mit hohem Wachenaufgebot, eine echte Herausforderung, wenn man denn eine sucht. Zu zweit macht’s mehr Spaß Im Kontext der gerade erwähnten Festungen hält der Koop-Modus in der FarCry-Kampagne Einzug. Wir können mit Freunden in unserer fortlaufenden Kampagne Festungen angehen und sie gemeinsam befreien. Sollten wir keine Freunde haben (ja, traurig!), dann ermöglicht uns das Spiel die nicht ganz so relevanten befreundeten Charaktere der Geschichte anzuwerben. Dafür braucht man sogenannte Unterstützungsmarker, die wir kaufen können oder für das Abschließen der interaktiven Karma-Events freigeschaltet bekommen. Dazu enthält die Standard-Version des Spiels einen voll funktionstüchtigen Online-Multiplayer-Modus. Den empfand ich als überraschend frisch. Hierbei treten wir entweder als Raksha-Bogenschütze oder als Kämpfer des Goldenen Pfades an. Beide Fraktionen sind in ihren Fähigkeiten und ihrer Bewaffnung grundlegend verschieden und lassen in drei verschiedenen Spielmodi echtes Suchtpotential aufkommen! Punktabzug in der B-Note Fast jeder gute Titel hat zur Zeit eine Leiche im Keller. Für mich sind es die Sparmaßnahmen, die im Zuge der verschiedenen Plattformumsetzungen gemacht wurden. Es gibt schon online einige Berichte über schlechtere Grafik auf dem PC als auf den Next-Gen Konsolen. Aus technischer Sicht gibt es dafür wenig sinnvolle Argumente. Ohne direkten Vergleich wird es wohl den wenigsten auffallen. Trotzdem hat man nicht das Gefühl, dass die Optik von FarCry den nächsten Schritt mitgegangen wäre. Da sind Frame-drop-Probleme bei maximaler Auflösung (die sich kaum von der mittleren Detailstufe abhebt) nur die Spitze des Eisbergs. Wenigstens stimmt das Klangbild. Sowohl die Hintergrunduntermalung als auch die Stimmen der Charaktere sind eigentlich perfekt. Auch die Waffensounds und Minimonologe patrouillierender Wachen sind absolut passend. Einziges Manko: oftmals nicht Lippensynchron oder gar keine Lippenbewegung, aber da wären wir auch schon wieder in der Grafikabteilung.