Wir hängen von der Decke. Neben uns andere, die auch hängen. Alles ist voller Blut. Ein korpulenter Mann mit einer Eisenmaske nimmt einen der reglosen Körper vom Haken, zerrt ihn in ein abgefucktes Nebenzimmer und fängt an, ihn auf einer Schlachtbank zu zerteilen. Scheiße... Wie wir hier hereingeraten sind? Keine Ahnung. Aber wir wissen: Wir müssen hier raus!
LSD induzierte Träume eines irren Autors
Wenig später humpeln wir einen Korridor entlang, das Geräusch einer laufenden Kettensäge im Nacken, und versuchen dabei, nicht in den Fleischwolf zu geraten. Wenn wir zu diesem Zeitpunkt gewusst hätten, was da noch alles kommt und dass das nicht einmal die Spitze des Eisbergs ist, hätten wir das Spiel vielleicht in eine dunkle Ecke gesperrt. Türen führen ins Nirgendwo oder an sehr, sehr unpassende Orte, unglaublich entstellte Grausamkeiten verfolgen uns, die ganze Welt kippt – wenn man von der Menge des Bizarren ausgeht, ist The Evil Within kaum zu überbieten. Aber noch ist die Welt vergleichsweise in Ordnung...
Und später stecken wir dann so tief drin in der Story, die sich rund um Sebastian Castellanos, den Detective des Krimson City Police Department, entspinnt, dass aufhören eh keine Option mehr ist. Nach einem ziemlich verheerenden Zwischenfall in der Beacon Nervenklinik finden wir uns in der eingangs geschilderten Situation wieder und wissen gar nichts. Im weiteren Spielverlauf hält uns das Spiel aber sehr geschickt bei der Stange, indem es immer wieder kleine, oft sehr kryptische Informationshappen preisgibt: Wir sind nicht die einzigen Nicht-Zombies. Hier läuft auch ein Doktor rum, der mehr weiß, als er uns sagt. Wer ist dieser blonde Junge, Leslie? Und viel wichtiger: Wer ist der Kerl, der scheinbar unbegrenzte Macht hat und uns immer wieder sehr ungut auf den Fersen ist? Was will dieser Ruvik? Wo sind wir?
Diese kleinen Schritte nach vorne werden natürlich, wir reden hier ja von einem Horror-Spiel, von sehr großen Rückschlägen begleitet. Trotzdem fühlen wir bis zuletzt über die vollen 15 Kapitel einen starken Antrieb, das alles zu beenden – auch zum Wohl der gut ausgearbeiteten Charaktere. Und bei Bethesda hat man es dann tatsächlich geschafft, eine einigermaßen schlüssige Auflösung zu implementieren – aber dazu sagen wir natürlich nichts!
Traumatisierende Technik
Jetzt geht’s an die Probleme: Was The Evil Within in puncto Story und Atmosphäre sehr gut macht, geht leider bei der Technik etwas schief. Fangen wir bei der Grafik an. Die ist zunächst einmal grundsätzlich recht scharfkantig und wirkt nicht schön. Zwar läuft das Spiel flüssig, aber das scheinbar auf Kosten der Qualität. Besonders heftig ist uns bei den Testrunden das Kantenflimmern aufgefallen (Antialiasing, wann kommst du endlich auf meine Konsole!). Da wäre mehr rauszuholen gewesen, aber zumindest ist das Gameplay nicht betroffen.
Anders sieht es da schon mit der Steuerung aus. Schnelle Bewegungen sind kaum genau ausführbar, außerdem reagiert unser Charakter teils sehr langsam auf unseren Input.
Und dann kommt da noch die ungewohnte Perspektive dazu. Im Gegensatz zu den meisten 3rd-Person-Games schauen wir Sebastian nicht direkt über den Rücken, sondern immer wieder über eine Schulter. Das resultiert in einer Perspektive, die a) wenig(er) Überblick bietet und b) das Hirn offensichtlich vor irgendwelche Probleme bei der Controller-Charakter-Koordination stellt. Wir können jetzt gar nicht genau festmachen, warum das hier so viel ärger ist als z.B. in The Last of Us, aber glaubt uns: Es ist teilweise furchtbar unübersichtlich.
Und auch der Sound hat seine Macken. Die verstecken sich bei den Synchronsprechern. Während unser Hauptcharakter noch recht glaubwürdig und charakterstark daherkommt, kann man das von den Nebencharakteren nicht behaupten. Zwar sind grundsätzlich alle interessant gezeichnet, nur bringen das die deutschen Stimmen leider so gar nicht rüber – aufgesetzt und falsch klingende Kollegen und Freunde sind die Folge.
Dafür macht der Soundtrack seine Sache gut. Fette Orchesterklänge und sehr unheimliche Soundscapes tragen ihren Teil zur Atmosphäre bei.