Freiberufliche Städtebauer hatten in den letzten Jahren wenig Grund zur Freude: Die neueste Version der Genre-Referenz
Sim City konnte vor allem aufgrund der Mini-Karten und Problemen mit dem Online-Modus den hohen Erwartungen der Fans nicht annähernd gerecht werden und auch Cities XXL wusste trotz einiger guter Ansätze letztlich nicht zu überzeugen.
Doch jetzt wird alles anders: Cities Skylines schickt sich an, den Thron in dem Städtebau-Genre zu besteigen. Und das nicht nur, weil das bisher vor allem für Hardcore-Strategiespiele bekannte schwedische Studio Paradox schon mit dem Releasetag ein großer Wurf gelungen ist, sondern auch aufgrund der Community, die seitdem jeden Tag hunderte neue Mods vorstellt.
Eigentlich bräuchte diese Besprechung nur einen Satz lang zu sein: Jeder der Städtesimulationen mag, sollte keine wertvolle Lebenszeit mehr damit verschwenden, Spielebesprechungen zu lesen, sondern sofort Cities Skylines kaufen, installieren und losspielen.
Es gibt zur Zeit einfach kein besseres Spiel in dem Genre. Böse Menschen könnten vielleicht behaupten, dass Cities Skylines aus früheren Spielen, speziell aus Sim City, schamlos abgekupfert hat, und sie haben damit wohl recht. Aber mal ganz ehrlich, wen stört das, wenn so ein Spiel dabei herauskommt?
Zum Spielprinzip muss man nicht viel sagen. Vom Start weg hat man eine ganze Reihe von Landschaften zur Auswahl, in die man seine Traumstadt bauen kann. Dabei werden genreüblich Gebiete als Wohn-, Gewerbe-, Büro- oder Industriegebiete markiert und mit Straßen so verbunden, dass möglichst lange keine Staus auftreten.
Passt die Infrastruktur, können sich Gebäude zu höheren Stufen entwickeln, was sich auch optisch auswirkt. Einwohner brauchen unter anderem Schulen, Ärzte und Krankenhäuser, Friedhöfe und Parks, um zufrieden zu sein.
Mülldeponien und Müllverbrennungsanlagen sorgen dafür, dass die Stadt nicht zu einer stinkenden Kloake verkommt, Feuerwehrstationen dafür, dass am Ende auch noch etwas Stadt überbleibt und Polizeistationen halten die kriminelle Energie der Bewohner unter Kontrolle.
Energie kommt im übrigen wahlweise aus umweltverpestenden Öl- oder Kohlekraftwerken oder aus Windrädern und sauberer Wasserkraft. Apropos Wasser – die Wasserversorgung des Stadtgebietes muss natürlich ebenso gewährleistet sein wie ein funktionierendes Abwasser-System.
Zentrales Problem einer Stadt auf dem Weg zur Metropole ist, wie im echten Leben, der Verkehr. Mit Bussen, Zügen, U-Bahnen und einer Fülle verschiedener Straßentypen bis hin zur sechsspurigen Autobahn muss man versuchen, den totalen Verkehrskollaps zu verhindern. Nichts davon ist wirklich neu, und wer ähnliche Spiele schon gespielt hat, kann ohne lange Previews oder Tipps zu lesen munter drauflos spielen.
Dies auch deshalb, weil in Cities Skylines Gebäude und zusätzliches Baumaterial erst mit Erreichen bestimmter Einwohnergrenzen freigeschalten werden. Als Einstieg super, aber bei der dritten oder vierten Stadt ist das eine unnötige Einschränkung.
Mit dem Mod “Unlock all” kann man dieses Feature allerdings abschalten.
Damit sind wir auch gleich bei dem Punkt, der Cities Skylines von einem guten Spiel zu einem herausragenden Spiel aufwertet: Paradox hat den Spielern die Möglichkeit gegeben mit einem Karten- und Objekteditor zusätzlichen Content einzubringen und die Spieler-Community nutzt dieses Tool exzessiv. Schon wenige Tage nach dem Release waren allein mehrere tausend (!) Kreuzungsmodelle im Workshop verfügbar, Grundrisse verschiedenster Großstädte sind ebenso verfügbar wie Modelle realer Bauten.
Sogar mittelalterliche Stadtkerne lassen sich mittlerweile gut bauen. Das bringt natürlich jede Menge zusätzliches Flair in die eigene Stadt.
Das extremste Spielerprojekt bisher war wohl der Totalnachbau der Karte von Los Santos aus
GTA V.
Wenn die Community weiter so fleissig ist, dann wird über kurz oder lang so ziemlich jedes interessante Gebäude aus der realen Welt auch in Cities Skylines zur Verfügung stehen. Es gibt sogar schon ein Mod zur Besiedelung des Mars. Der Phantasie sind jedenfalls kaum Grenzen gesetzt.
Bei aller Euphorie gibt es aber auch an Cities Skylines – zugegeben auf hohem Niveau - ein paar Punkte zu bemängeln. Zum ersten ist die Zahl der Einzel-Gebäude bzw. Upgrade, die man bauen kann, recht limitiert. So gibt es gerade mal drei Schultypen. Das führt dazu, dass man relativ bald im Spiel alle Gebäude gebaut hat, die notwendig sind. Auch gibt es noch den einen oder anderen Bug, und die KI der Autos auf den Straßen ist teilweise zumindest exzentrisch. So viele Straßen kann man gar nicht bauen, dass es nicht trotzdem irgendwo Staus gibt.
Schließlich ist das Spiel auch einfach zu leicht. Für Spieler, die gerne nur vor sich hin bauen und eine super-tolle Stadt entwickeln wollen, ist dies nicht so schlimm, aber eine echte Herausforderung mit dem potentiellen Risiko zu scheitern ist das Aufbauen einer neuen Stadt nicht. Hier hat die Community jedoch bereits Abhilfe geschaffen und bietet Mods mit deutlich gestiegenem Schwierigkeitsgrad an.