Ich spiele gerne Fußball auf der Konsole. Ein bisschen notgedrungen vielleicht, weil es einfach wenige Spiele gibt, die sich zu viert auf der Couch zocken lassen. Jedenfalls wurde in unserer „Fußballerrunde“ die letzten Jahre nie hinterfragt, was wir eigentlich spielen sollen – FIFA natürlich, was sonst. Dieses Jahr ist aber alles anders – Pro Evolution Soccer 2016 hat sich von der Reservebank in die Stammelf gekämpft. Wieso das so ist, darüber sollen die folgenden Zeilen Aufschluss geben.
Was passiert, wenn man PES startet?
Das Startvideo ist schön anzusehen, das Intro macht Stimmung und das Menü ist ansprechend. Wow, das sieht ja ziemlich gut aus, so der Grundtenor der Couchkicker, bei denen ja das babyblau angemalte Menü von
FIFA 16 gar nicht gut ankam.
Wie ist das Gefühl am Platz?
Aber wen interessiert das Menü? Da ertönt ja schon die Hymne der Championsleague, der Ball wird auf den Mittelkreis gelegt und los geht’s. Praktischerweise lassen sich die Controller gleich konfigurieren wie bei FIFA, sodass auch Neueinsteiger leicht bei PES mitkicken können, ohne vorher ein stundenlanges Training absolvieren zu müssen.
Es wirkt alles irgendwie vertraut, aber dennoch klar anders. Die Kamera ist angenehm und unauffällig. Die Spieler bewegen sich sehr flüssig und es gibt keine abgehakten oder seltsamen Bewegungen. Man hat schnell das Gefühl das eigene Spiel zu beherrschen und die Spielsituationen umsetzen zu können, so wie man es möchte. Manchmal denkt man sich sogar eher: "Toooooor! Echt jetzt? Wie hab ich das gemacht? Cool!" Das ist aber nicht störend, sondern verschafft Erfolgserlebnisse und führt zu spannenden und flotten Partien. Die Spieler am Platz agieren einen tick intelligenter und springen im Sprint selbständig über Grätschen, auch wenn man nicht händisch eingreift.
Die Matches machen einfach Spaß. Während wir bei FIFA 16 oft frustriert ein 1:1 oder ein Spiel mit wenigen Highlights hinnehmen müssen, fliegen bei PES die Fetzen(bälle). Schöne Kombinationen, präzises Passspiel, herrlich verwandelte Flanken, kurzum Spiele auf internationalem Spannungsniveau sind hier die Regel und nicht die Ausnahme.
Wie ist die Stimmung?
Für viele ist sicher einer der größten Wehrmutstropfen bei PES, dass man hier nicht immer mit seiner Liebslingsmannschaft spielen kann. Viele Top-Teams fehlen einfach aus lizenzrechtlichen Gründen. Es gibt zwar Lizenzen für sieben kontinentale Klubwettbewerbe (Champions League, Europa League, Super Cup, Asia Champions League, Copa Libertadores, Copa Sudamericana, Recopa Sudamericana), aber irgendwie gehen diese etwas unter.
Auch die Kommentatoren haben bei FIFA mehr Anekdoten parat und bringen den Spielern auch interessante Fakten der spielenden Teams näher. Bei PES wird all zu oft von einem „wunderschönen Tor“ gesprochen, obwohl gar nicht eingenetzt wurde.
Kurzum: Beim gesamten Flair kann man sich immer noch einiges von Electronic Arts abschauen. Allerdings erkauft man sich einen Teil der Stimmung bei FIFA auch damit, dass man sich immer und immer wieder die gleichen Loops ansehen muss. Mittlerweile kann man zwar Zwischensequenzen etwas schneller überspringen, aber bei PES geht es eben noch schneller. Nie wieder Wiederholungen und vor allem Torjubel ansehen, die man gar nicht sehen will. Dafür nehme ich gerne auch etwas weniger Stimmung, wenn ich dafür schneller wieder kicken kann.
Fans von Pro Evolution Soccer dürfen sich aber schon bald über mehr Teams freuen, denn eben erst hat Konami den Zuschlag für das offizielle Spiel zur UEFA Euro 2016 erhalten.