"Genosse Leutnant, ich habe gar keine Waffe", darauf der Offizier zynisch genervt "Dann such dir eine! Vorwärts! Fürs Vaterland!". Nachdem die Deutschen 1939 Polen im Blitzkrieg eroberten, vereinbarten Hitler und Stalin einen Nichtangriffspakt. Der hielt aber nur zwei Jahre, denn im Sommer 1941 fielen vier Millionen Soldaten - über drei Millionen Deutsche, vereint mit über 600.000 Soldaten der verbündeten Staaten Finnland, Ungarn, Rumänien, Italien und der Slowakei - unter dem Banner des Naziregimes in die UdSSR ein: Das Unternehmen Barbarossa. Die Kämpfe liefen für die Deutschen gut, denn Stalin und seine Generäle waren zunächst damit beschäftigt eine Verteidigung zu organisieren. Den harten Winter als Verbündetem, gelang es den Russen unter Einsatz von unzähligem Menschenmaterial den Vormarsch der Deutschen zu stoppen. Nur gerade mal einer von fünf Männern, die im Jahre 1927 in der Sowjetunion geboren wurden, erreichte sein 18. Lebensjahr. Man kann sich also vorstellen wie blutig die Siege der Roten Armee waren. Weiß Gott keine leichte Kost, die der Nachfolger des damaligen überzeugenden
Company of Heroes angeht.
Sieg, auf Geheiß von Genosse Stalin
Company of Heroes 2 führt, wie schon sein Vorgänger, den Kampf gegen die Achsenmächte fort. Begleiteten wir seinerzeit noch ausgewählte Kompanien der Amerikaner, wie zum Beispiel die Able- oder die Easy-Kompanie, von der Erstürmung der Normandie bis hin zum finalen Triumph in Berlin, schlüpfen wir jetzt in die Rolle eines sowjetischen Leutnants. Wir spielen die Geschichte als Rückblick des inhaftierten Lew Isakowitsch. Er soll wegen Vaterlandsverrat hingerichtet werden. Die Frage "Warum?" soll der Spielfortschritt klären. Dabei starten wir bei der Rückeroberung kleinerer Teile Stalingrads (heute Volgograd) und enden abermals vor den Toren Berlins, diesmal aber aus dem Osten.
Sie verlassen sich auf ihre Maschinengewehre, wir schlagen sie mit unserer Überzeugung
Am Spielprinzip hat sich grundsätzlich wenig geändert. Wir bauen mit den Pionieren eine kleine Feldbasis, in der wir für Arbeitskraft, Munition und Treibstoff Einheiten aller Art ausbilden können. Die drei Ressourcen fließen entsprechend unserer Vorherrschaft auf der aktuellen Einsatzkarte stetig nach. Neuerdings werden taktische Positionen dem Feind entrissen wenn man im engeren Einzugsbereich ist und nicht indem man ihn aktiv erobert, wie es seinerzeit der Fall war. Gemäß der neuen Kontrahenten wurden die Einheiten im Vergleich zum Vorgänger ebenfalls angeglichen. Die sowjetischen Streitkräfte sind auch für Veteranen allesamt neu und die deutschen wurden dem Ostfrontsetting angepasst. Grundlegende Änderungen an den Einheiten und dem Aufbau kann man nicht so leicht finden, dafür am Spielgefühl. Sowohl durch die Szenerie als auch durch die Zwischensequenzen und die Befehlskommentare, die einem glaubhaft vermitteln, dass der einzelne Mann nichts wert ist, erwischt man sich bald dabei eben genauso zu verfahren. Die billigen Rekruten nach vorne zu schicken, um ein einzelnes schweres MG oder eine Panzerabwehrkanone zu bergen: logischer Schritt, das ist der russische Weg. Gestützt wird die Atmosphäre durch die gesprochenen Zwischenberichte "Ein weiterer Rekrutentrupp ließ fürs Vaterland sein Leben" oder "Wir sind zum Sterben hier Genossen – Angriff". Und damit auch jeder versteht, dass wir uns an der 3000km langen Ostfront befinden, erfrieren unsere Infanteristen auf offenem Gelände langsam. Wir werden davor durch ein kleines Icon an den einzelnen Truppen gewarnt, bis es irgendwann zu spät ist und die Truppen dem Kältetod erliegen. Dazu kommen noch einsetzende Ereignisse wie beispielsweise ein Schneesturm, der die Sicht behindert und die Zahl der Erfrierungsopfer schnell in die Höhe treiben lässt. Auch beim Kampagnendesign zeigte man sich kreativ und abwechslungsreich. Dabei sind die insgesamt 15 Mission auch durchgehend ausreichend lang. Der wesentliche Fortschritt liegt also in den vielen kleinen Details, die uns glaubhaft vermitteln, dass die Zeiten, in denen wir Deutschland mit schwer bepackten und gut ausgebildeten GI's zu Leibe gerückt sind, vorbei sind.
Die Grafik von
Company of Heroes 2 geht mit der Zeit, setzt aber keine neuen Maßstäbe. Alle bekannten Stärken aus dem Start der Serie wurden übernommen und aktualisiert. Es ist also wieder möglich eine Großaufnahme der Einheiten zu bekommen und die vor allem bei Fahrzeugen detaillierten Texturen betrachten zu dürfen. Dabei wirkt lediglich die Umgebung teilweise schwammig und lieblos. Der Sound, oder im Allgemeinen die Vertonung, ist absolut überzeugend. Hier wurde an alles gedacht: Schlachtgemetzel, Zwischenrufe im russischem Akzent und orchestrale Untermalung im Menü und während der Wartezeiten können punkten. Auch die Bedienung und Ausrichtung der eigenen Truppenverbände geht per Maussteuerung gut von der Hand, lediglich das Deckungssystem für mehrere Truppen ist ein wenig müßig.