Was soll ich sagen? Der Test zu Stardrive hatte seine Tücken. Das lag weniger an der Komplexität oder dem Umfang des Weltraumabenteuers als vielmehr einer sich in der Spielewelt etablierenden, jungen Krankheit: Dem Betaspielrelease. Im Idealfall bleiben Alpha- und Betastadien der Spiele internen Testkreisen oder ausgewählten Spielern vorbehalten, die sich darüber im Klaren sind ein nicht komplettiertes Spiel zu spielen. Zuletzt kommen aber immer mehr Spieler in den puren Genuss eines unfertigen Spiels für das sie einen Kaufpreis eiens vollendeten Spiels bezahlt haben. So glänzt auch Stardrive mit Fehlern, Stabilitätsproblemen und nicht ladbaren Spielständen. Nachdem ich vorab meinem Unmut hier Luft gemacht habe, bemüh ich mich fortan die Schwerpunkte des Spiels sachlich zu beleuchten.
Zur Story: Es gibt keine. Das klingt zwar final und wenig objektiv, trotzdem ist mir auch nach meiner Testphase nicht ganz klar, was ich genau in der Galaxie tun soll. Bei der aktuellen Version ist lediglich der Sandkasten-Spielmodus implementiert, bei dem das Spiel entweder endet, wenn wir die komplette Galaxie kontrollieren oder mit allen ein Bündnis haben. Beides recht zeitintensiv. Nun gut, wir wählen zunächst eine von acht Rassen aus. Sind wir damit durch, werden wir auf das Universum losgelassen und dürfen schalten und walten wie wir wollen. Natürlich nicht ohne Konsequenz aber in jedem Fall ohne Etappenziel, sofern nicht selbst gesteckt. Also wollen wir das Spiel vom Start an durchleuchten. Wer so gar nicht weiß, was man überhaupt machen soll und dem Autodidaktischen nicht aufgeschlossen ist, macht sich meist als erstes auf die Suche nach einem Tutorial. Verwöhnt durch zahlreiche andere Spiele, hatte ich ein step-by-step Probeuniversum vorzugsweise mit eingespielter Erklärbärstimme erwartet. Stattdessen liefert uns Stardrive eine selbstdurchzuklickende Anleitung in Bild- und Schriftform. Kein wirkliches Manko, nur eben nichts für Faule ohne Gedächtnis. Also zurück zur Rassenwahl. Die einzelnen Unterschiede der Völker kann man zum Spielstart ein wenig selbst bestimmen. Ganz wie bei einem Pen & Paper können Stärken und Schwächen festgelegt werden. Beide haben einen Punktewert, positiv für die Stärken, negativ für die Schwächen, und zusammen müssen wir bei einem Wert kleinergleich "8" auskommen. Dabei sind logische Fehler durch sich gegenüberstehende Boni ausgeschlossen. Ergo fleißig / faul oder intelligent / dumm sind nicht zeitgleich wählbar, warum auch. Nach der Erstellung kommen wir in unser "eigenes" Sonnensystem mit unserer Heimatbasis. Von nun an steht uns alles offen, was das Spiel uns anbietet. Andere Systeme erkunden, Raumschiffe bauen oder Handel betreiben. Bei der Erstellung neuer Raumschiffe wird ein Schiffseditor verwendet. Das heißt, wir können das Aussehen und den Aufbau des Schiffs sowie die Position von Waffen nahezu frei gestalten. Der Handel hat auch seine Tücken. Hier arbeiten wir mit dem wichtigsten und zugleich simpelsten Schiff: Dem Transporter. Anders als zum Beispiel bei der Anno-Reihe können wir Schiffen weder Waren noch feste Handelsrouten zuweisen. Stattdessen teilt man dem Transporter Sektoren zu, in denen er zwischen den Planeten frei und selbstständig mit den einzelnen Bedarfsgütern handelt. Es ist zuweilen recht knifflig die Sektoren sinnvoll einzugrenzen. Wenn wir uns stetig im Universum breit machen, geraten wir zwangsläufig auch irgendwann an die anderen, durch die KI gesteuerten Rassen. Dabei werden sie gemäß ihre gegebenen Personalität adäquat auf uns reagieren. Expandieren wir vor der Haustür eines kriegerischen Volkes erhalten wir zügig die Quittung. In den Raumkämpfen können wir dann mit unserer Flotte den Gegner zurückdrängen oder ganz ausschalten. Es empfiehlt sich aber die Raumschlachten simulieren zu lassen, steuern wir selbst ist das Gefluche bei der kombinierten Maus- und Tastatursteuerung schnell groß, da sie sehr plump und unpräzise daher kommt. Das ist's auch im Großen und Ganzen. Expansion, Handel, Krieg und Diplomatie als Werkzeuge zur umfassenden Besiedlung des Stardrive Universums, ein 4X Spiel mit Weltraumsetting.
Die Grafik und den Sound müssen wir zunächst in Relation zum Entwicklungsumfang setzen. Stardrive kommt quasi aus einer einzigen Feder. Dieses Ein-Mann-Unternehmen hat es geschafft etwas Spielbares abzuliefern. Trotzdem stößt das 2D-Universum schnell an seine Grenzen, vor allem in puncto Übersicht. Nahezu alles Spielrelevante ist auf der gleichen Karte abgebildet. Das heißt, von einer Vollbildansicht unseres Schiffes bis zum Lageplan der verschiedenen Sonnensysteme trennt uns nur das beharrliche Rotieren unseres Mausrades. Damit einen echten Überblick zu behalten ist die eigentliche Herausforderung. Ein paar Worte zur Atmosphäre: Die zweidimensionale Grafik ist recht monoton, die Texturen wenig spannend und der Sound dünn und eintönig.