Das kleine Feuer schafft es gerade mal uns, die wir Wache schieben, von vorne anzuleuchten. Uns umschließt die Dunkelheit der Metro. Die Stimmung ist dennoch ausgelassen, nichts Spektakuläres ist in den letzten Wochen passiert und die ewige Finsternis ist für alle schon lange zum Alltag geworden. Doch im nächsten Moment ertönen Schreie durch den sonst so ruhigen Schacht. Das Licht des Wachpostens vor uns, das wir gerade noch so in der Kurve sehen konnten, ist ausgegangen. So wild wir uns auch umsehen, es ist alles pechschwarz. Unser eigenes Lagerlicht flackert vor sich hin, als plötzlich ein hundeartiger Dämon mir ins Gesicht springt. Im letzten Moment stemme ich meinen Unterarm gegen seine Kehle und steche ihm mit meinem Messer in die Schläfe. So wie das Lebenslicht der Kreatur erlischt, verschwimmt auch seine Illusion und einer meiner Kammeraden liegt tot mit einer klaffenden Stichwunde im Kopf vor mir. Ich wache auf!
Die Kreatur Mensch
Mit
Metro - Last Light erscheint der zweite Teil der Serie aus dem Hause der ukrainischen Entwickler
4A Games. Sowie sein Vorgänger, Metro 2033, basiert auch
Metro - Last Light auf dem Roman des russischen Autors Dmitry Glukhovsky. Mit diesem Teil der Serie wurde aber eine neue Geschichte in der von Glukhovsky beschriebenen Welt erdichtet. Wir befinden uns in der russischen Metro, da wir uns in der nach einem Atomkrieg zerstörten Oberwelt nicht mehr ohne gesundheitliche Folgen aufhalten können. Dafür befinden sich im großräumig verzweigten Untergrund zahlreiche Siedlungen, Stützpunkte und kleinere Lager, die von den Überlebenden bewohnt werden. Triebfeder der Geschichte ist dabei die Aufteilung der verbliebenen Menschen in drei verfeindete, große, ideologische Gruppen: Die „Reds“, eine kommunistische Partei, die für die Gleichstellung aller im Untergrund steht. „Reich“, die den Nationalsozialismus Hitlers für das russische System neu interpretiert hat. Und „Order“, die wiederum versuchen, den demokratischen Weg zu gehen, um die Metro in einem friedlichen Gleichgewicht zu halten. Allen drei Parteien unterstehen Soldaten, die aufs Blut verfeindet sind. Wie es nicht anders zu erwarten war, verkörpern wir einen Soldaten der „Order“, Artyom. Unser Held hatte in seiner Kindheit eine spirituelle Erfahrung mit einem der an der Oberfläche erschienenen Dämonen, einem sogenannten Schwarzen. Unheimliche, große, menschenähnliche Kreaturen, die zumindest zu Artyom eine Art Psi-Verbindung zu haben schein. Der erste Auftrag, der uns in die Welt der Metro entlässt, ist es genau einen von ihnen zu fangen, um das Rätsel der zahlreichen Dämonen zu ergründen und Moskau zu befrieden. Die Frage, die sich im Verlauf nur stellt, ist, wer die größere Bedrohung ist. Verrat und alte Feindschaften sind der Leitfaden der Geschichte, die Monster kosten uns dagegen nur unseren Atem und das eigene Herzinfaktrisiko steigt während des Spielens stetig.
Rollläden runter, Zimmerlicht dimmen, Kopfhörer auf und ein „bitte nicht stören“-Schild an die Tür
„Shooter ist Shooter“ könnte man meinen, aber in
Metro - Last Light bekommt man quasi zwei Spiele in einem. In manchen Abschnitten schleichen wir uns durch feindliche Basen und schalten Wachen möglichst lautlos eine nach der anderen aus. Kaum haben wir die Basis überwunden, müssen wir durch die Außenwelt, um den nächsten Kontrollpunkt zu erreichen. Hier warten allerhand Dämonen auf uns, die uns ans Leder wollen. Also Schleichspaß im Dunkeln gepaart mit reflexlastigem Schockshooteranteilen. Die Mischung stimmt, so bleibt's immer schön abwechslungsreich, Langeweile kommt nicht auf und es fühlt sich stimmig in dieser Welt an. Aufgrund der Story, die sich eben in der Metro abspielt, sind die genretypischen Schlauchartigen Level hier logische Konsequenz. So nerven uns keine unüberwindbaren Grasbüschel oder Wände aus Luft, bei denen jeder Pantomime neidisch würde; eine U-Bahn ist halt nichts anderes als ein langer Tunnel. Dazu gibt es zahlreiche Waffen, die man nach und nach auch noch mit beispielsweise einem Schaldämpfer oder einem Zielfernrohr aufrüsten kann. Was Metro aber ausmacht, ist die ganze Atmosphäre, die einen immer glauben lässt, wirklich selbst in der postapokalyptischen Tunnelwelt zu leben. Hier gibt es Märkte, Bauern, Händler und sogar ein Theater. Ein alter Mann steht mitten auf dem Weg vor vielen Kindern, die gespannt seinem Schattentheater zuschauen und interessiert lauschen, was der Alte über Tiere zu berichten weiß, die sie noch nie gesehen haben. Natürlich gibt es wie in jeder Gesellschaft auch Damen, die mit ihrem Körper versuchen, das Blut der Männer zum Kochen zu bringen, aber sie geben sich nicht für Geld sondern für ein Schutzversprechen her. In der U-Bahn gibt es keinen Rubel mehr, mit dem man bezahlen könnte. Das Währungssystem ist, wie in Kriegszeiten üblich, auf eine Tauschwährung zurückgegangen. Wir müssen uns mit der Hand Dreck und Schmutz von der Gasmaske wischen. Eine Stoppuhr läuft in Außenweltmissionen stetig mit und zeigt uns an, wann unsere Zeit an der Oberfläche ohne neue Luftfilter abgelaufen ist, und im Untergrund, wo wir ohne Gasmaske umherlaufen, zeigt die Uhr an, ob wir gerade sichtbar sind oder ob wir uns in den Schatten verstecken. Achja, die richtige Uhrzeit zeigt sie auch noch an! Ich könnt mich noch länger dranhalten diese kleinen Dinge aufzuzählen, die mich begeistert haben. Alles in allem sind es eben diese winzigen Details, die die Welt so glaubhaft und packend machen.