Die Programmierer der englischen Spieleschmiede Tt Games haben mittlerweile schon viel Erfahrung bei der Entwicklung von PC- bzw. Konsolenspielen mit dänischem Klötzchenhintergrund. Einen furiosen Start legten sie 2005 mit Lego Star Wars aufs Parkett und haben seitdem diverse Spiele zu den unterschiedlichsten, aber auch wichtigsten Themenwelten von Lego erschaffen. Als Beispiele seien hier nur Indiana Jones, Batman oder auch die Pirates of the Caribbean genannt. Jetzt können die Spieler also auch Mittelerde im Klötzchen-Look erleben. Der Erscheinungstermin ist perfekt getimet, startete doch 2012 der erste Teil der Hobbit-Trilogie im Kino und richtete somit den Fokus der potentiellen Käuferschaft wieder komplett auf Mittelerde. Zudem kamen gleichzeitig mit dem Spiel die ersten Modelle der neuen Lego-Themenwelt: The Lord of the Rings auf den Markt. Im Spiel selbst begleiten die Spieler die jungen Hobbits Frodo, Sam, Merry und Pippin sowie den Zauberer Gandalf und die anderen Gefährten auf ihrer gefahrvollen Mission durch die einzelnen Gebiete Mittelerdes bis zum Schicksalsberg, um dort den Einen Ring zu zerstören.
Die Handlung der der Spieler folgt, ist sehr, sehr eng am originalen Plot. Sämtliche wichtigen Örtlichkeiten und Personen tauchen im Spiel auf, zahlreiche Video-Zwischenszenen, die ebenfalls komplett im Klötzchen-Look gehalten sind, treiben die Handlung voran und über all dem liegt der wunderschöne und entspannende Original-Soundtrack der Trilogie, der von Howard Shore komponiert wurde. Wer im Spiel allerdings nur dem Hauptplot folgt und die Umgebung komplett außer Acht lässt, verpasst sehr viel, denn das Spielprinzip ist darauf ausgelegt, dass die Spieler die offene Welt aktiv entdecken, um ihrem Sammeltrieb zu frönen und dafür teilweise mit dem äußerst witzigen Lego-Humor belohnt zu werden. Ein Beispiel gefällig? So kann z.B. Sam auf dem Friedhof von Bree die Knochen von Skeletten ausgraben. Werden diese anschließend zusammengebaut ... überzeugt Euch doch am besten selbst!
Die Protagonisten sind nie allein sondern fast immer in Gruppen unterwegs. Das hat seinen guten Grund, denn jeder Charakter hat bestimmte wichtige Eigenschaften. So kann Sam z.B. Gegenstände ausbuddeln, Pflanzen setzen oder Feuer machen, Gimli kann angeknackste Steinplatten zerschlagen, Legolas hoch springen und mit Pfeilen Zielscheiben treffen. Nur im Verbund der einzelnen Fähigkeiten können die meisten Haupt- und Nebenquests gelöst und so die Handlung vorangetrieben werden. Zwischen den Charakteren kann schnell per Knopfdruck oder etwas langsamer per Auswahlmenü gewechselt werden. Ist die eigene Gruppe ein wenig größer, kommt es hier aber schnell zu Problemen den richtigen Charakter herauszufiltern. Viele der Rätsel sind recht einfach gehalten, fast wird man manchmal mit der Nase darauf gestoßen, aber das geht schon in Hinsicht auf die Zielgruppen des Spiels durchaus in Ordnung. Denn das sind nicht unbedingt die Vielspieler, sondern vor allem Kinder und auch die vielen Gelegenheitsspieler, die der Welt der bunten Klötzchen verfallen sind.
Sind die 18 Kapitel der Story durchgespielt, können sich die Spieler dem freien Spiel widmen. Hierbei kann je nach Situation eine Truppe selbst zusammengestellt werden, um in bestimmten Abschnitten des Spiels bisher noch unerreichbar gewesene Sammelgegenstände zu entdecken.
So finden sich in
Lego Der Herr der Ringe über die Spielwelt verstreut bestimmte Baupläne, Mithrilsteine, Schatzkisten und über 80 freischaltbare Charaktere. Der Sammelwut sind also keine Grenzen gesetzt. Allerdings sind diese Gegenstände teilweise gut versteckt oder können nur mittels der Sonderfertigkeiten einzelner Figuren zu Tage gefördert werden. Natürlich gibt es auch noch für die PS3-Nutzer die obligatorischen und sehr beliebten Trophäen für besonders denkwürdige Taten.
Leider gibt es im Spiel aber auch viele Dinge, die vom Entwicklerteam trotz dessen großer Erfahrung nicht optimal gelöst worden sind. So wird der Spieler stellenweise arg allein gelassen, da zahlreiche Neuerungen eingebaut wurden, es aber zu den einzelnen Situationen kaum Erklärungen gibt. Die Charaktere finden z.B. die Baupläne für bestimmte Gerätschaften, allerdings gibt es nur ein Verzeichnis darüber welche schon gebaut wurden. Auch ansonsten gibt es kaum Informationen zum Stand der Auftragserfüllung oder der Suche. Auch manche Nebenquest ist äußerst kryptisch formuliert und es gibt keinen Hinweis darauf, dass sie erst im freien Spiel erfüllt werden kann. Spielt man zudem mit einem Partner im Koop-Modus vor einem Bildschirm, ist der dynamische Splitscreen eine sehr gewöhnungsbedürftige Sache. Aber auch die technische Umsetzung ist nicht frei von Fehlern. Gelegentliche Einbrüche bei der Performance oder ein unsauberer Bildaufbau sind an der Tagesordnung. Gelegentlich finden sich aber auch programmiertechnische Fehler im Spiel. So war der Tester auf einmal mit zwei Sams unterwegs. Das sind zwar alles kleine, vereinzelte und vielfach auch zu verschmerzende Punkte, allein in der Summe verhindern sie leider Höchstnoten für dieses im Ansatz grandiose Spiel.