Mit The Voice of Germany steht uns wieder einmal die Versoftung eines TV-Formats ins Haus, dessen Spielprinzip auf einem modernen Partyspiel-Klassiker – nämlich Singstar - basiert.
Rufen wir Hu-Rea!? Ne, na bis jetzt haben Spiele dieser Gattung doch noch selten was getaugt. Will ich das testen? Na,-i-doos trotzdem, weil mich sonst unser Boss hosst.
(Wer denkt, dass diese Einleitung schlecht war, sollte weiterlesen um herauszufinden, ob das Spiel sie verdient hat, oder vielleicht doch positiv überrascht.)
Die Sendung
Für jene, die mit dem Konzept dieser Casting-Show nicht vertraut sind, hier das Prinzip in aller Kürze: Die vier Coaches sitzen mit dem Rücken zum Kandidaten, um wirklich nur die Stimme bewerten zu können. Jeder Coach, der von der Stimme überzeugt ist, drückt seinen Buzzer. Der Kandidat kann sich nun entscheiden, in welches Team der Coaches (die für ihn gestimmt haben) er aufgenommen werden will. Dann geht’s ab ins Trainingslager, es folgen weitere Shows, in denen Kandidaten gegeneinander antreten und am Ende gibt’s – Überraschung – einen Gewinner.
Die Spielmodi
The Voice of Germany bietet sowohl für Forever-Alones als auch für das Partyvolk eine große Auswahl an Spielmodi.
Einzelspieler können im Modus „Die Show“ das TV-Original nachspielen. Zuerst müssen wir durch die oben beschriebenen „Blind Auditions“, wir singen ein Lied unserer Wahl, je nachdem wie gut wir dabei abschneiden entscheiden sich – dargestellt wie in der Vorlage durch den Schlag auf den Buzzer während des Songs und fanatischem Publikumsjubel – zwischen null und vier Coaches für uns. Leider sind diese nur Buchstaben, Rae, Nena, The BossHoss und Xavier Naidoo sind nicht vertreten.
Wir können uns nun also für eines der Teams entscheiden, diese repräsentieren jeweils eine Musikrichtung, die wiederum drei verschiedene Songs für uns bereithält.
In Runde eins müssen wir ein Lied auswählen, das wir erst einmal üben. Bei der ersten „Live-Show“ haben wir dann noch den Text als Hilfestellung und im Hintergrund hören wir den Originalsong. Befindet uns die Jury für würdig, stehen wir in der zweiten Runde.
Dort müssen wir nach dem obligaten Training wieder antreten, diesmal haben wir allerdings keine Lyrics auf dem Bildschirm. Wenn das Publikum uns in die letzte Runde schickt, treten wir dort nach der Trainingssession wieder ohne eingeblendeten Text und nur mit der Instrumentalversion des Songs an.
Diese Steigerung ist eigentlich recht witzig und kommt einer Castingshow wohl so nahe wie noch kein Singspiel zuvor.
Die Songauswahl
Das Spiel überrascht mit einer (natürlich subjektiv) sehr guten Songauswahl. Viele moderne Hits und auch reichlich Deutsches und Deutschsprachiges hat es hier in die 30 Songs umfassende Playlist geschafft. Lady Gaga, Lana Del Rey, Kelly Clarkson und Hurts sind ebenso vertreten wie Lena, Nena, Tim Bendzko und Unheilig. Und nicht singen zu können kann als Ausrede, nicht mitspielen zu wollen, nicht geltend gemacht werden, denn auch die von jeglichem Gesangstalent befreiten Sportfreunde Stiller haben es wieder einmal in ein Singspiel geschafft – es sollte also wirklich für jeden etwas dabei sein.
Die Latenz zum Töten
So interessant und abwechslungsreich die Modi und die Musikauswahl auch sind, mit der technischen Umsetzung wird sich das Spiel wohl nicht viele Freunde machen. Was die von anderen Singspielen bekannten Balken während der Songs darstellen sollen wurde uns nicht so ganz klar. Tonhöhen, wie eigentlich gewohnt, sind es jedenfalls nicht und sollten sie es sein, so sind diese ziemlich willkürlich gesetzt. Man hat dadurch auch nicht wirklich das Gefühl, dass sie sonderlich hilfreich sind; wer das Lied nicht durchgehend kennt, den werden die Balken wohl eher verwirren als unterstützen. Dazu kommt, dass die Songabschnitte pro Zeile sehr kurz gehalten sind, weshalb man sich auch nicht wirklich auf den Balken einstellen kann, da er in rasender Geschwindigkeit über den Bildschirm flitzt. Seltsam und sehr schade!
Auch die Schrift ist teilweise störend klein und unleserlich.
Des Weiteren mussten wir die Latenz (Verzögerung zwischen Bild und Ton) einstellen, was uns das Spiel aber nicht wirklich leicht macht. Es gibt zwar einen Regler in den Einstellungen, den müssen wir aber auf gut Glück verschieben, da wir keinerlei Möglichkeit haben unsere Eingaben zu überprüfen. Erst wenn wir einen Song starten, können wir nach Gefühl entscheiden ob nun Synchronität herrscht. Wenn nicht, zurück ins Einstellungsmenü und weiter raten. Da es sich um ein Spiel handelt, das dem Spielprinzip geschuldet von der Akustik lebt, ist das besonders schade.
Die beiden mitgelieferten kabelgebundenen Logitech-Mikrofone gleichen sich übrigens wie ein Ei dem anderen, farbliche Markierungen gibt es standardmäßig nicht. Welches Gesangutensil welchem Sänger zuzuordnen ist darf also meistens erraten werden. Wer demnach nicht jedes Mal den Kabelsalat auflösen will, um wie in den bekannten Suchbildchen herauszufinden, über welchen Weg die Maus den Käse erreicht, wird um die eigenständige Markierung mit Isolierband oder ähnlichem wohl nicht herumkommen.