In einem alternativen Universum hat die Menschheit das Problem mit der Energie bereits gelöst: Die Antwort auf alle Fragen bezüglich der erneuerbaren Energiequellen lautet „Relikte". Das sind kleine Steine, deren Herkunft zwar nicht näher bekannt ist, aber wen interessiert das auch, wenn sie schier unendliches energetisches Potenzial in sich bergen.
Der Doktor, der im gesamten Spiel nie anders als eben als „Der Doktor" bezeichnet wird, nicht mal von seiner Exfrau, aber trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen ein genialer Kopf in der Erforschung dieser Teile ist, findet schließlich einen Weg, den Relikten eine Art kollektive Intelligenz zu geben: Knack, unser Titelheld ward geboren. Und wie es der Zufall so will werden just zu dieser Zeit die Kobolde äußerst ungehalten und beginnen, menschliche Siedlungen anzugreifen. Der perfekte Zeitpunkt, die größte Erfindung des Doktors auszutesten...
Kleiner großer Held
Eine Erfindung, die durchaus erstaunliche Fähigkeiten mit sich bringt. Die sicher wichtigste und augenscheinlichste davon ist das beliebige Aufnehmen von mehr bzw. die Abgabe von bereits aufgenommenen Relikten in den Körper, der ja eh nur aus solchen besteht. Soll heißen: Wenn wir Relikte abgeben, um zum Beispiel einen alten Lift wieder in Betrieb zu nehmen, werden wir kleiner. Wenn wir Relikte finden, werden wir größer. Das ist nicht nur unheimlich praktisch beim Vermöbeln von gewaltigen Gegnern, sondern gibt unserem Helden auch die Möglichkeit, eine saugeile tiefe Stimme zu erhalten, mit der die Deal-with-it-Sprüche dann noch viel cooler rüberkommen.
Außerdem können wir Sonnensteinenergie sammeln, die es uns erlaubt, drei verschiedene Supermoves einzusetzen.
Derlei ausgerüstet lässt man uns also auf die Gegnerhorden los. In vielen Kapiteln, weiter unterteilt in einige Unterkapitel, verkloppen wir munter abwechselnd Roboter und Kobolde, was davon abhängig ist, welchem Bösewicht wir gerade auf die Füße treten. Davon gibt's nämlich gleich zwei. Einhalb. Oder so. Die Story jagt uns jedenfalls über die halbe Weltkugel und wartet mit ein paar zwar nicht sensationellen, aber doch unerwarteten Wendungen auf.
Ein level up oder ähnliches gibt es nicht garantiert, nach dem Tutorial weiß und kann man alles, was es zu wissen und zu können gibt. Allerdings existieren recht viele geheime Kammern, in denen man sowohl Geräteteile als auch Kristallrelikte finden kann. Erstere ergeben, wenn alle entsprechenden Komponenten gesammelt wurden, eine Erfindung des Doktors. Letztere ergeben gleich einen ganz neuen Knack mit gesteigerten Attributen und/oder besonderen Fähigkeiten, den man bei einem erneuten Spielen auswählen kann.
Interessant umgesetzt ist der Coop-Modus. Ein zweiter Spieler kann sich jederzeit im laufenden Spiel ohne irgendeine Ladepause oder ähnliches ins Spiel einklinken und genauso unaufregend auch wieder aufhören. Das System hat natürlich seinen Reiz, der Preis dafür ist allerdings, dass man als zweiter Spieler bestenfalls die zweite Geige spielt, eher die Bratsche: Zum einen stehen einem nicht alle Fähigkeiten zur Verfügung, dafür hat man eine neue, mit der man den wichtigen, ersten Spieler heilen kann, zum anderen gibt es nicht mal den Anflug einer storytechnischen Entsprechung der zweiten Figur. Trotzdem, wir hatten unseren Spaß damit. Und die Grundidee dieser Art von Coop finde ich durchaus gut.
Grafik und Sound
Ja, die Maxerln schauen recht lieb aus, und ja, die Welt ist eh schön bunt, und ja, Knack war eines der ersten Spiele für die PS4, aber wenn wir trotzdem ehrlich sind: next gen ist das definitiv nicht. Und bei aller Freude an der liebevollen grafischen Gestaltung, wenn es dann nicht mal flüssig läuft, greife ich mir bisweilen schon an den Schädel. Auch das Leveldesign hätte ein bisschen mehr Abwechslung vertragen, und fixierte Bilder, die sich auch im Coop nur nach Player 1 richten, können schon manchmal frustrieren. Prinzipiell ist der Comiclook aber durchaus schön anzusehen.
Dafür hat Knack einen wirklich coolen Soundtrack, der auch bei richtig exzessivem Farming (und nach Platin hab' ich das hinter mir, aber hallo hab' ich das hinter mir!) nicht wirklich ungut wird, sondern „schlimmstenfalls" im Hintergrund verschwindet. Die meiste Zeit aber fügt er sich super in die Atmosphäre des Spiels. Das heißt natürlich, dass wir es nicht mit einer bombastisch-epischen Orchesterpartitur zu tun haben, sondern eben mit dem, was gut zu dieser Jump 'n' Rund-Action-Adventure-Mischung passt: leichtfüßige, nicht aufdringliche Soundkulisse. Aber darin top!