Endlich – nach einer gefühlten Ewigkeit kehre ich zurück in meine Heimat. Mein geliebtes Kaiserreich erwartet meine Kunde, doch die Neuigkeiten die ich bringe werden das Blatt für uns nicht zum Guten wenden. Von meiner Kaiserin persönlich wurde ich losgeschickt um die anderen Reiche um Unterstützung im Kampf gegen die Seuche zu bitten, doch auf deren Hilfe können wir nicht bauen.
Die Seuche… sie ist überall und mit ihr die Ratten. Sie verbreiten diese Pest, die schon mehr als die Hälfte der Bevölkerung dahingerafft hat und noch immer ist keine Rettung in Sicht. Ob es kein Heilmittel gibt, fragt ihr euch? Doch, es gibt Elixiere, die uns von einer besseren Zukunft träumen lassen, aber deren Wirkung ist trügerisch und von der Stadt, die wir - die Kaiserin, ihre Tochter Emily und ich, deren Leibwächter - einst kannten, ist nicht mehr viel übrig. Tod und Verfall beherrschen nun die Straßen und die Gier nach Macht und Kontrolle wächst Tag für Tag.
Ich kehre also zurück, treffe meine Kaiserin nach langer Zeit wieder und muss bald darauf mit ansehen, wie Attentäter sie vor meinen Augen ermorden und ihre Tochter Emily entführen. Und ich, Corvo, werde dafür verantwortlich gemacht und finde mich in einem Verhörraum wieder, der mir die Festung, in der ich einst diente, in einem vollkommen anderen Licht offenbart...
Das Spiel beginnt nun richtig und wir müssen uns in der Ego-Perspektive mit Hilfe von bis dahin unbekannten „Freunden“ einen Weg aus der Festung bahnen. Ob wir dies durch geschicktes Schleichen oder durch brutale Gewalt bewerkstelligen bleibt gänzlich uns überlassen, denn in Dishonored entscheiden wir selbst, welchen Weg wir einschlagen. Dies bleibt jedoch nicht ohne Folgen, denn wenn wir alles töten, was sich uns in den Weg stellt, werden wir uns bald in einer Stadt wiederfinden, in der die Zahl an Ratten und Weinern (Infizierten) immer weiter ansteigt. Ein gewalttätiger Ansatz beschert uns auch ein düstereres Ende, als es bei zurückhaltendem Spielverhalten der Fall ist, denn wenn wir uns wie ein Geist durch die neun Missionen schleichen und dabei möglichst wenige Leute töten, wird die Geschichte uns ein eher positives Ende bescheren.
Der Aufbau der Level und auch Corvos Fähigkeiten unterstützen dabei beide Spielweisen gleichermaßen und ermöglichen es uns auch Gegnern je nach Lust und Laune auszuweichen und durch das Werfen von Gegenständen abzulenken oder sie bei Bedarf mit Rattenschwärmen, Granaten, Minen oder Brandbolzen ins Jenseits zu befördern. Dies erlaubt uns auch verschiedenste Waffen und magische Fähigkeiten zu kombinieren und unserer Kreativität freien Lauf zu lassen. Mit der Fähigkeit “Beherrschung“ können wir zum Beispiel Gegner für kurze Zeit kontrollieren (indem wir ihren Körper übernehmen) und sie in den Tod stürzen lassen, während wir kurz davor ihren Körper wieder verlassen. Oder wir entledigen uns einer Gruppe von Feinden indem wir die Zeit anhalten, währenddessen eine Mine an einem Gegner anbringen (ja, das geht tatsächlich) und diese dann explodieren lassen. Wir haben weiters die Möglichkeit Schaltkreise zu manipulieren, Barrieren die uns unter Strom setzen würden umzupolen und Alarmanlagen zu deaktivieren. Aber egal ob man eine saubere und leise Spielweise bevorzugt oder doch lieber Sachen in die Luft jagt – alle Missionen sind auf mehrere Art und Weisen erfüllbar und man kann sogar entscheiden ob man jeden einzelnen Bösewicht töten wird oder ob man die eine oder andere Zielperson entkommen lässt. Je nachdem wie man sich im Spiel verhält fällt auch das Ende mehr oder weniger düster aus.
Die Gegner die sich einem dabei in den Weg stellen sind unterschiedlicher Natur und haben verschiedene Fähigkeiten. Von der einfachen Stadtwache bis hin zu den sogenannten Tallboys (Soldaten die sich auf riesigen mechanischen Stelzen bewegen und uns das Leben mit brennenden Geschossen schwer machen) bietet das Spiel verschiedene Arten von Feinden, wobei wir uns über ein paar weitere Gegnertypen dennoch gefreut hätten. Die KI ist insgesamt recht intelligent und stellte bis auf ein paar Aussetzer meistens eine angemessene Bedrohung dar. Angenehm ist dabei der jederzeit verstellbare Schwierigkeitsgrad, sodass sich während den Missionen weder Langeweile noch Frust einstellen.
Frustrierend kann aber vor allem anfangs die Steuerung der PC Version sein, denn diese spielt sich nicht annähernd so flüssig wie die Xbox 360 oder PS3 Version, die ich auf der Gamescom in Köln antesten konnte.
Die einzelnen Missionen werden durch die Story verknüpft und es ergibt sich daraus eine zusammenhängende, wenn auch recht vorhersehbare Geschichte, die in einer Welt im Viktorianischen Zeitalter spielt, die Steampunk-Elemente und mit Elektrizität betriebene technologische Errungenschaften der 1930er Jahre aufweist. In der Spielwelt sind zudem Bücher und Notizen zu finden, die zusätzliche Informationen über Personen, Orte und Ereignisse sowie nützliche Hinweise wie Tresorkombinationen enthalten. Wer sich also gern möglichst gut mit der Spielwelt vertraut machen möchte, sollte am besten alle Bücher einsammeln und alle Nebenmissionen erledigen. Diese vertiefen die Geschichte, bieten oft optionale Lösungswege an und belohnen Spieler mit Runen, Knochenartefakten und Münzen.
Runen sind essentiell, denn nur so kann Corvo seine magischen Fähigkeiten erlernen und ausbauen. Knochenartefakte bieten dagegen kleinere Vorteile wie schnellere Manaregeneration und die Fähigkeit Gegenstände weiter zu werfen. Mit den gesammelten Münzen kann man Munition, Waffenverbesserungen und mitunter Gegenstände erstehen, die nützlich für eine Mission sind. Wer aufmerksam durch die Welt wandert, wird auch einige Baupläne finden, die weitere Verbesserungen ermöglichen. Die Spielzeit bewegt sich in einem Bereich von ca. 15 bis 35 Stunden, je nachdem ob man jede Nebenmission erfüllt und wie akribisch man versucht alle Münzen und Baupläne zu ergattern.