*** Zu unserem Interview mit Creative Director Dirk Riegert über Zukunftsforschung, die Raumfahrt und die Entwicklung des Spiels --> Interview Anno 2205 ***
Take me to the Moon
Wir schreiben den Beginn des 23. Jahrhunderts. Bereits hundert Jahre zuvor startete die Menschheit die erste Welle der Mondkolonialisierung. Der Erdtrabant war reich an wertvollen Rohstoffen, die es so auf der Erde nicht oder nicht in ausreichendem Maße gab. Schnell wurden die beteiligten Konzerne jedoch gierig, was die Weltregierung dazu veranlasste, das Recht auf den kommerziellen Abbau stark zu begrenzen. Die staatliche Lunar Excavation Corporation wurde gegründet,löste die privaten Schürfer am Mond ab und das Projekt geriet in Vergessenheit.
Doch Energie- und Ressourcenknappheit führen nun dazu, dass der Mond wieder für private Firmen und damit für eine zweite Kolonialisierungswelle geöffnet wird. Als CEO eines noch unbekannten Startups ergreifen wir – mit der Unterstützung von Generalsekretärin Samantha Beaumont – die Chance, uns in diesem Wettrennen gegen die Big Five zu behaupten.
Countdown zum Start
Anno 2205 bietet uns zum ersten Mal drei verschiedene Zonen. Die gemäßigte Zone, die Polarregion und den Mond. Per DLC werden später noch die Tundra und der Erdorbit nachgereicht.
Die Grundsteine unseres späteren Firmen-Imperiums legen wir aber mit einigen Wohnhäusern für unsere Angestellten in der gemäßigten Zone. Hier lachen uns demnach grüne Wiesen und Wälder entgegen, die wir auch gleich für den Anbau erster Plantagen nutzen, damit der Hunger unsere großen Pläne nicht schon im Keim erstickt. Nachdem wir mit einigen Windrädern noch die Stromversorgung sicherstellen, steht einem weiteren Ausbau unserer Stadt nicht mehr viel im Wege. Apropos "im Wege": Nicht vergessen, alle Gebäude mit dem Straßennetz zu verbinden! Sonst geht erstmal gar nichts.
Unsere Unterstützerin Beaumont leitet uns fortan durch die Kampagne, deren Ziel es ist, erfolgreich eine Basis auf dem Mond zu errichten und durch den Energietransfer vom Erdtrabanten die Energieversorgung auf unserem Planeten zu sichern. Immer wieder gilt es für uns also neue kleine Ziele zu erreichen, um dem Mond einen Schritt näher zu kommen.
Wirtschaft wird schaffbar
Um unsere Wirtschaft stetig aufzubauen, gibt es einige Variablen, die wir im Blick haben müssen. Am Wichtigsten ist es, eine positive Wirtschaftsbilanz, also Wachstum, aufweisen zu können. Diese wird vor allem durch neu errichtete Gebäude beeinflusst, die durch ihre Wartungskosten teils enorme Löcher in unser Budget reißen können. Um dem entgegenzuwirken vergrößern wir unsere Belegschaft, indem wir weitere Wohnhäuser bauen. Mit der Bevölkerung steigt aber natürlich auch das Bedürfnis nach Nahrung und bestimmten Waren, deren Produktion wir in Folge weiter aufstocken müssen.
Die Produktionsstätten benötigen natürlich ausreichend Strom und Mitarbeiter. Zwar ist eine Anbindung ans Straßennetz eminent, aber sinnlos, wenn wir nicht genügend Transporter zur Verfügung haben, um die Waren auch darauf zu transportieren. Wir verteilen also auch ausreichend Logistikzentren auf unserer Karte, damit der Warenverkehr nicht ins Stocken gerät.
Im Grunde sind das alle Punkte, die es von uns zu beachten gibt: die Credit-Bilanz, Arbeitskräfte, Energie und Logistik. Wenn wir diese Werte im positiven Bereich halten können, kann eigentlich nicht wirklich etwas schiefgehen.
Um die steigende Nachfrage nach Ressourcen zu decken müssen wir Produktionsgebäude nicht gleich mehrfach aufstellen; vielmehr können wir bereits bestehende Gebäude mit Modulen ausstatten, die nicht nur die Produktivität erhöhen, sondern auch billiger und meist platzsparender sind als ein kompletter Neubau. Außerdem können wir die Gebäude mit speziellen Modulen noch ressourcenschonender machen, indem wir beispielsweise durch Drohnenmodule Arbeitskräfte einsparen oder durch Energiespeicher weniger Strom benötigen. Um diese speziellen Module bauen zu können, benötigen wir jedoch auch bestimmte seltene Ressourcen. Diese erhalten wir, indem wir entweder Nebenaufträge der Marke “Finde fünf Kisten auf einer Insel” oder “Bringe mir X Stück von Ressource Y” auf unserer Karte erfüllen, oder sie im Kampf gegen die Orbital Watch erhalten, einer Gruppe von Extremisten, die für die Unabhängigkeit des Mondes kämpft.
Wahl-Kampf
Die Kämpfe in Anno 2205 sind auf Wunsch der Spieler nun in eigene Konflikt-Zonen abseits der bebauten Gebiete übersiedelt, komplett optional und finden nur auf dem Seeweg statt. Das hat den Vorteil, dass der Spieler sich nun vollkommen auf den Städtebau und den Aufbau seiner Wirtschaft konzentrieren kann, ohne sich lästiger Angriffe von Kontrahenten erwehren zu müssen.
In den Konflikt-Zonen müssen wir dann mit unserer Flotte, deren Größe sich nach der Bevölkerungszahl richtet, eines oder mehrere Ziele zerstören, indem wir uns durch eine Tower Defense-artig aufgebaute, befestigte Inselgruppe kämpfen. Am Weg finden wir Items wie Raketen, EMPs und Unterstützungs-U-Boote, die wir gegen unseren Feind und seine Infrastruktur einsetzen können. Außerdem sammeln wir Energie, die wir verwenden können um die Schiffe unserer Flotte zu reparieren oder schwächere Angriffe gegen feindliche Boote auszulösen. Schaffen wir es nicht rechtzeitig, unsere Boote wieder instand zu setzen verlieren wir sie zwar für diese Runde, im nächsten Kampf stehen sie uns aber ohne Einschränkung oder negative Konsequenzen wieder zur Verfügung.
Zwischen den Missionen können wir je nach Kampferfahrung und Kontostand unsere Flotte hochleveln, sodass diese besser austeilen und einstecken kann. Gerade auf dem (wählbaren) höchsten Schwierigkeitsgrad ist das auch dringend nötig.
Auch die seltenen Ressourcen, die wir für den Anbau unserer Module benötigen, erhalten wir in der Konflikt-Zone. Und zwar - gerade durch die Zerstörung gegnerischer Boote und Infrastruktur - in sehr viel größeren Mengen, als durch die Nebenmissionen in den Hauptkarten, was zu den Hauptantriebspunkten in den Kämpfen zählt.
Eine andere Art an diese Ressourcen zu kommen ist übrigens das Spielen der Anno Mining App für Mobilgeräte. Hierbei handelt es sich um eine Art Match 3 Spiel, in dem wir die Ressourcen sammeln und anschließend in das Hauptspiel transferieren können. Wirklich nötig ist das nicht, aber die Idee ist ganz nett und nicht annähernd so penetrant umgesetzt wie in anderen Ubisoft-Titeln.
Die Exkludierung der Kämpfe aus dem Hauptspiel beziehungsweise deren Optionalität geschah aufgrund von Fanfeedback. Viele wollten sich einfach nicht ihre mühsam erbaute Stadt zerstören lassen. Das ist mehr als verständlich und die Umsetzung dieser Wünsche den Entwicklern daher hoch anzurechnen. Der Nachteil an der Sache ist allerdings auch ein wenig, dass Einflüsse von außen so komplett ausbleiben und man lediglich selbst die Chance hat, sein Spiel zu verbocken. Und das wird einem reichlich schwer gemacht, da die meisten Handlungen großteils konsequenzlos bleiben. Das mag zwar auf der einen Seite fair erscheinen, nimmt der Sache aber auf der anderen Seite auch einen gewissen Reiz. Und das schreibt jemand, der selbst nie ein großer Fan von Kampfszenarien in Aufbauspielen war.
Wachstumsschub
Sobald unsere Bevölkerung wächst, schalten wir auch neue Baupläne frei. Die helfen uns dabei Gebäude zu errichten, die unsere Bewohner zur nächsten Stufe aufsteigen lassen. Außerdem können wir unseren Raumhafen ausbauen, sodass wir Waren und in weiterer Folge sogar Energie zwischen unterschiedlichen Zonen transportieren können.
Das ist auch notwendig um die Bedürfnisse unserer Mitarbeiter decken zu können, denn nicht alle Rohstoffe gibt es in allen Zonen. Während wir in der gemäßigten Zone vor allem Lebensmittel anbauen, stellen wir in der Polarregion Implantate und Hochleistungscomputer her und bauen am Mond Rohstoffe ab, die zur Herstellung der vorgenannten Produkte benötigt werden und schlussendlich Energie produzieren, die wir auf der Erde dringend benötigen. Denn dort gibt es festgelegte Bergbau- und Küstenslots. Sind alle belegt, müssen wir eine weitere Insel auf der Karte oder gar eine neue Region in der Zone für uns beanspruchen, die wir unseren Kontrahenten um teures Geld abkaufen können. Auch hier gilt: Geld regiert die Welt. Eine andere Art, die Regionen zu lukrieren, wie zum Beispiel durch Kampf, gibt es nicht. Anno 2205 ist bisher das Spiel der Reihe, in dmr es am gesittetsten zugeht. Hoffen wir einmal, dass diese Zukunftsprognose sich irgendwann bewahrheitet.
Die Zonen sehen aber nicht nur anders aus und bieten andere Gebäude, sie spielen sich auch ein wenig anders. So können wir nach Lust und Laune auf der kontinentalen Platte bauen, was unser Budget hergibt, während wir in der Polarregion unsere Zelte in der Nähe von Industriegebäuden, die als Wärmequellen dienen, aufschlagen müssen. In den Mondkratern stellen wir Schutzschilde auf, um auf dem atmosphärelosen Himmelskörper nicht von Meteoriten erschlagen zu werden. Vor allem in der Arktis zeigt dies sehr gut die Unwirtlichkeit der Zone auf und führt den Spieler zu einer weniger kompakten Bauform der Fabriken, um eine möglichst große bewohnbare Fläche zu schaffen.
Auf jeder Karte (derer gibt es drei pro Zone) gibt es darüber hinaus ein Zonenprojekt zu erfüllen, das wir durch Nebenaufträge voranbringen und dadurch später Vorteile wie beispielsweise erhöhte Energieproduktion durch den Bau von Wasserkraftwerken erhalten. Die Nebenaufgaben bestehen dabei sowohl aus Sammelmissionen als auch aus der Überproduktion gewisser Güter für einen bestimmten Zeitraum. Das kann gerade zu Beginn und ohne florierende Wirtschaft noch recht knifflig, aber nie wirklich die große Herausforderung sein.
Diese Zonenprojekte sind es auch, die einen noch nach dem Durchspielen der Hauptkampagne und dem Bau einer Firmenzentrale bei der Stange halten.
Technik
Eines ist jedenfalls klar: Optisch macht Anno 2205 einiges her. Das Zukunftssetting wurde sehr gut eingefangen und schon das Intro mit seinem an den Film Interstellar erinnernden Soundtrack zieht einen sofort in das Thema Raumfahrt.
Die gläsernen Gebäude der gemäßigten Zone glänzen wunderschön in der Sonne und reflektieren Ihre Umgebung samt vorbeifliegender Autos. Überall dreht oder bewegt sich etwas. In der Arktis stürmt es um die toll anzusehenden Gebirgsformationen und die Eisplatten werden (sofern der - außer natürlich am Mond - wählbare, optionale Tag-/Nachtwechsel aktiviert wird) bei Auf- und Untergang der Sonne in wunderschön goldenes Licht getaucht. Der Mond ist was er ist. Ein öder Gesteinsbrocken. Doch auch er offenbart mit seinen vielen kleinen Kratern seine ganz eigene Schönheit.
Auch soundtechnisch lässt Anno 2205 kaum Zweifel offen. Die Sprecher sind gut gewählt, lassen auch schon mal einen flotten Spruch los und die Musik untermalt das Geschehen, ohne jemals nervig zu werden.