Nach über 10-jähriger Abstinenz wagt sich Kid Icarus erneut in den Kampf gegen Medusa und ihre dämonischen Schergen der Unterwelt. Im Hinblick auf den Erfolg und die Bedeutsamkeit der Serie scheint dies nahezu eine Ewigkeit zu sein, deshalb stellt es wohl eine Selbstverständlichkeit dar, dass man für die Neuauflage auf dem 3DS sowohl grafisch als auch spielerisch neue Wege bestreiten musste …
Wenn die Stunde der Dunkelheit naht
Storytechnisch geht es, wie eingangs erwähnt, erneut um den Kampf gegen Medusa, wobei der Handlungsverlauf modular durch Kapitel wie in einem Buch präsentiert und Mission für Mission erweitert wird. Neben den altbekannten Charakteren Pit, Palutena und Medusa gesellen sich auch ein paar neue Gesichter wie ein überaus dunkler Ritter und sein ‘Conan der Barbar’-artiger Gegenspieler hinzu, um das altbewährte Gut-gegen-Böse-Spiel ein wenig aufzupeppen. Dabei wird verstärkt auf schrägen Humor gesetzt, denn in den textlastigen Zwischensequenzen, die mit kunterbunter Pixelgrafik zwischenzeitlich auf dem Touchscreen erscheinen, wird auch so manche Nintendo-Referenz auf die Schippe genommen.
Semi-On-Rail-Ego-Shooter!?
Spieltechnisch prallen in Kid Icarus zwei Welten aufeinander: Während man in den rasanten Flugsequenzen im Stile eines OnRail-Shooters wie StarFox durch die Gegend schwirrt und Gegner vom Himmel holt, ist man in den Boden-Levels mit raschen Bewegungswechseln und einer Mischung aus Nah- und Fernkämpfen konfrontiert. In beiden Fällen gilt aber, dass einerseits über den Touchscreen gezielt, andererseits über Analogstick Kid bewegt werden muss. Je länger ihr dabei zwischen den einzelnen Salven wartet, desto besser. Wartet ihr lange genug, lädt Pit nämlich seine Waffe voluminös auf und kann beim nächsten Schuss extrem zerstörerisch zuschlagen... und wär das alles nicht schon hektisch genug, könnt ihr in den Bodenleveln über zweimaliges Antippen in dieselbe Richtung auch noch eine Ausweichbewegung vollführen, die überaus wirkungsvoll und zumeist die einzige Möglichkeit ist, um den desaströßen Attacken der Endbosse ausweichen zu können.
Mit Herzen zum (Langzeit-)Erfolg
Weil die Level allesamt relativ kurz gehalten sind (egal ob man jetzt den Flug- oder den Landteil spielt), hat man sich bei den Entwicklern eine Menge verschiedener Extras und Zusätze einfallen lassen, die zweifelsfrei den Wiederspielwert enorm in die Höhe schrauben. Dazu gehören zuerstmal die Herzen, die ihr als Belohnung für geschaffte Level oder auch besiegte Gegner erhaltet und mit denen ihr neue Waffen bei Palutena kaufen könnt. Je nachdem mit welcher Schwere ihr den Level beginnen möchtet, gibt es unterschiedlich viele Herzen zu ergattern - oder zu verlieren, falls ihr im Level fallen solltet. Mehr noch, manche Levelteile werden nur bei genügend hohem Schwierigkeitsgrad freigeschalten, sodass auch größeres Risiko im Spiel belohnt wird.
Von Eiern, Trophäen, Waffen und freudialer Multiplayerhatz
Wie bereits erwähnt, kann man in Kid Icarus: Uprising mittels eingesammelter Herzen Waffen kaufen. Das ist praktisch, aber bei weitem nicht die häufigste Möglichkeit, wie ihr an diese gelangen werdet. Denn entweder ihr findet sie als besondere Schätze in den Levels versteckt oder aber ihr erschafft sie über das Fusionieren zweier bereits erhaltener Waffen. Richtig gehört, ihr könnt in Kid Icarus eure Waffen nach Lust und Laune kombinieren, eine überaus spaßige und vor allem unkomplizierte Art den kreativen Experimentierdrang zu fördern; darüberhinaus aber auch ungeheuer praktisch, hat doch jede Waffengattung andere Eigenschaften und verhält sich sowohl bei Dauerfeuer als auch bei aufgeladenem Schuss, ja sogar während des sprintartigen Ausweichens, anders.
Und wer damit nicht genug zu tun hat, der kann mit den nach Levelende erhaltenen Eiern Smash-Brothers-artige Trophäen erlangen oder aber im Multiplayermodus gegen andere Spieler lokal und über Internet antreten, wobei allerdings ein Download Play wie bei Mario Kart 7 leider nicht unterstützt wird (dafür könnt ihr aber eure im Single-Player-Mode ergatterten Waffen mitnehmen und - als besonderer Clou - durchs Spielen sogar neue erhalten!).
Yeah, Pid is back, soviel ist sicher. Neben vielen neuen sind es vor allem die altbekannten Gesichter, deren Wiedersehen Freude bereitet. Grafisch zeigt der 3DS dabei, dass er wirklich was auf den Kasten hat, denn trotz beeindruckender Schwenks und geradezu epischer Flugszenen geht die kleine Daddelkiste keinen Moment in die Knie und zeigt euch das vielleicht schönste Spiel, das ihr bisher auf eurem 3DS bewundern durftet. Und spielerisch? Das Game sprüht vor Wortwitz und kann dank seiner vielen Extras und Goodies spielend auf die Dauer motivieren - tagelanges gefesselt sein am Stuhl kann also durchaus zur Realität werden...
… wäre da nur nicht die überaus verkorkste Steuerung. Die ist nämlich viel zu hektisch geraten und verträgt sich so gar nicht mit dem 3D-Effekt der Konsole: Der 3DS ist nunmal einfach zu schwer, um ihn ruhig in einer Hand zu halten, während man mit der anderen seine Ziele darauf markiert und gleichzeitig auch noch lenkt. Deswegen gibt es beim Kauf ja auch eine Art ‘3DS-Stütze’ mit, auf die ihr den 3DS legen könnt und die das Spielen durchaus angenehmer und ruhiger werden lässt.... sofern man kein Linkshänder ist versteht sich, denn die können sich so oder so nur über Buttons bewegen und sind damit den extrem flinken und erbarmungslosen Gegnern hilflos ausgeliefert. Das Circle-Pad? Sicher, das wird natürlich unterstützt, aber musste es denn wirklich eine Steuerungsoption sein, die nur für einen Teil der 3DS-Besitzer nutzbar ist? Nee, wirklich nicht, das haben uns schon so einige Games bewiesen, beispielsweise Starfox 64 oder aber auch Metroid Prime, die beide eine Art Zielerfassung abnötigten, diese aber geschickt in Kombination mit der vorhandenen Analogsteuerung setzten - ein Unterschied, der in Kid Icarus mehr als nur deutlich wird und der das Game von einem supertollen auf ein gerade mal überdurchschnittliches Maß zurückwirft. Zumindest in diesem Punkt muss man also mit Wehmut sagen: Schuster bleib bei deinen Leisten, bevor dem Englein die Flügel gestutzt werden.