PC-Spiele aufzuzeichnen ist einfach. Dafür gibt es genügend softwareseitige Angebote. Bei Konsolen gestaltet sich das ganze schon etwas schwieriger, hier ist externe Hardware von Nöten. Der Game Recorder von kaiser baas will diese Rolle übernehmen.
Wer kennt das nicht: Wieder einmal hat man in FIFA ein besonders spektakuläres Tor geschossen, in Need for Speed mit dem neu lackierten Wagen ein halsbrecherisches Überholmanöver gestartet und in Battlefield mit einem waghalsigen Sprung mit dem Jeep einen Hubschrauber vom Himmel geholt. Und niemand hat’s gesehen. Während PC-Spieler seit jeher mit Hilfe von Fraps oder sogar im Spiel enthaltenen Aufzeichnungstools ihre besten Momente festhalten und teilen können, schauen Konsolenspieler meist wortwörtlich in die Röhre. Sony hat dieses Problem erkannt und spendiert den Controllern seiner neuen Playstation-Generation einen „Share“-Button. Dieser ermöglicht das Aufzeichnen und sofortige Teilen des Spielerlebnisses. Aktuelle und vergangene Konsolengenerationen sind jedoch noch nicht mit diesem Feature gesegnet und so ist ein technisches Hilfsmittel unabdingbar.
Inhalt
Die Packung beinhaltet das Herzstück, einen USB-Stick, an dem sich der S-Video-Eingang befindet, ein Component auf S-Video-Kabel, ein kurzes USB-Verlängerungskabel, eine CD mit Aufnahme- und Bearbeitungssoftware und einen Quick Start Guide.
Technik
Der Game Recorder ist dafür gedacht, Spiele auf S-Video/Komponenten-Basis aufzuzeichnen. Bedeutet im Klartext: Man erhält SD-Material. Im Falle vom europäischen PAL-System eine Auflösung von 720x576. Das ist jedoch nicht, wie in diesem Bereich nicht so firme Benutzer glauben könnten, die HD-Ready-Auflösung namens 720p (das wären immerhin schon 1280x720 Pixel), sondern tatsächlich das gute alte Röhren-SD, in der dafür eher ungebräuchlichen Bezeichnung 576i, bzw. eben 576p. Wer HD, also über HDMI, aufnehmen will, ist hier an der falschen Adresse.
So funktioniert's
Der Game Recorder ist schnell am Laptop installiert, die Kabel ebenso rasch angestöpselt. Was die Packung verspricht, wird eingehalten, nämlich „Kein TV notwendig!“. Die Kehrseite, nämlich „Kein TV möglich!“, kann schnell zur Nervenprobe werden, wenn man sein Spiel auf dem (TV-Bildschirmen größenmäßig wohl unterlegenen) Laptopmonitor bestreiten muss. In der ohnehin schon sehr geringen Auflösung stellen Zielen und Lesen eine noch größere Herausforderung dar – von der verloren gehenden Atmosphäre ganz zu schweigen. Wer also parallel zur Aufnahme seinen Fernsehapparat bespielen möchte, wird um den Kauf weiterer Splitter-Kabel nicht herumkommen. Das mitgelieferte Aufnahmeprogramm ist sehr leicht zu bedienen und sollte auch Laien sehr leicht zugänglich sein. Sobald wir in den Einstellungen Format und Eingang richtig ausgewählt (in unserem Fall also Komponenten und PAL) und auch die Ausgabe auf der Konsole richtig eingestellt haben (wie das geht, steht ebenfalls im Quick Start Guide beschrieben), erscheint sofort das Bild auf unserem Laptop-Monitor. Die Aufnahme kann dann jederzeit per simplen Knopfdruck gestartet werden. In den Einstellungen haben wir nur sehr beschränkte Auswahlmöglichkeiten was das Aufnahmeformat angeht, was aber für den Ottonormalbenutzer eher ein Vorteil ist. Schließlich kann man mit der falschen Einstellung von Codecs und dergleichen oft mehr ruinieren als verbessern. So haben wir lediglich die Auswahl zwischen AVI oder MP4 Dateien, können uns für eine niedrige oder hohe Aufnahmeauflösung entscheiden und haben die Möglichkeit, mit variabler oder konstanter Bitrate aufzuzeichnen. Bei den Screenshots können wir zwischen JPG oder BMP wählen und wie oft und in welchem Abstand der Bildschirm bei Serienschnappschüssen abfotografiert werden soll. Bilder und Videos werden dann im Verzeichnis unserer Wahl gespeichert, letztere belegen – je nach Einstellung – in etwa 60MB je aufgezeichneter Minute. Der Speicherbedarf ist im Vergleich zu HD-Videos also sehr moderat. Auch die Rechenlast für den PC ist nicht allzu hoch. Im Test konnten wir auf einem sechs Jahre alten Laptop mit 2Ghz Dualcore Prozessor und 2GB RAM auf höchster Qualitätsstufe flüssig aufzeichnen.
Aufnahmequalität
Da das Eingangssignal analog ist und erst in ein digitales umgewandelt werden muss, ist natürlich mit kleinen Qualitätseinbußen zu rechnen. Die schlagen sich dann in leichtem Kantenflimmern bei manchen Farbübergängen und leichter Vermatschung nieder. Der Effekt erinnert teilweise an den Konsum einer guten alten VHS (natürlich ohne die argen Bildstörungen nach dem hundertsten Mal anschauen). Ansonsten ist das Bild recht ansehnlich, soweit die SD-Auflösung das hergibt. Viele Spiele sind jedoch für HD optimiert und so sind einige Texte auf niedriger Auflösung nahezu unlesbar. Viele Grafikdetails gehen ebenso verloren.
Software
Neben den Treibern und der Aufnahmesoftware liegt zur Bearbeitung der Videos der CyberLink PowerDirector 8.0 bei. Der macht den Eindruck leichter Bedienbarkeit bei großer Auswahl an Möglichkeiten, doch leider trügt der Schein hier ein wenig. So müssen die importierten Videos trotz eigentlich identer Auflösung immer erst mühsam per Hand auf die Größe des Ausgangsvideos zurechtgezogen werden – sonst füllt das Video nur einen kleinen Teil des Bildschirms aus. Der Grund dafür konnte nicht nachvollzogen, ebenso wenig eine Funktion für die automatische Angleichung gefunden werden. Auch funktionierte das Anwenden von Übergangseffekten nicht – das Programm ließ es schlichtweg nicht zu. Außerdem sind für viele Funktionen zwar Buttons vorhanden, bei einem Klick darauf wird man aber zu einem kostenpflichtigen Upgrade der Software aufgefordert. Den PowerDirector gibt es aktuell übrigens schon in der Version 11.
Es gibt aber zum Glück genug kostenlose Alternativen, die bekannteste ist sicher der Windows Moviemaker.
Der kaiser baas Game Recorder tut, was in seiner Macht steht: Videoinhalte aller Komponenten-fähiger Geräte aufzeichnen. Der Fokus wird hier eindeutig auf Einsteiger gesetzt: Das Aufnahmetool ist dank weniger Einstellungsmöglichkeiten übersichtlich und leicht zu bedienen, aufgenommen werden können nur SD-Videos. Das reicht zwar, um einen grundsätzlichen Eindruck über das Gameplay eines Spieles vermitteln zu können, Rückschlüsse auf die Grafik eines Titels lässt die Videoqualität aber nicht zu. Die mitgelieferte Videobearbeitungssoftware hat wie die meisten für die Heimanwendung gedachten Vertreter mit einigen Problemen zu kämpfen.
Wer einmal in die Welt der Let's Plays hineinschnuppern oder nur Titel früherer Konsolengenerationen aufzeichnen möchte, ist hier ausreichend bedient. Wer HD bevorzugt, muss zu einem teureren Gerät greifen.