Bei Galileo Family Quiz handelt es sich, wie der Name schon sagt, um ein Quizspiel mit verschiedenen Spielelementen. Die zu Grunde liegenden Quizfragen wurden um 10 Minispiele für die Nintendo Wii angereichert. Das Spiel, das für spielfreudige Familien konzipiert wurde, kann mit bis zu vier Familienmitgliedern gespielt werden. Aber auch der einzelne Spieler kann sich den Quizfragen aus den Bereichen Geschichte, Politik, Physik, Chemie, Mathematik, wissenswertes aus aller Welt, Geographie, Biologie und Sport hingeben.
Untermalt von fröhlicher Musik entscheidet der Spieler mit der WiiMote, ob er sich für ein Einzelspiel oder ein Mehrspielerspiel entscheiden will. Spielen mehrere Teilnehmer, so gibt es drei Spielvarianten:
Gallileo Mastermind
Das Spiel für 2-4 Teilnehmer beginnt mit einem Drehrad. Dieses Drehrad darf der jeweils aktive Spieler benutzen, um die Zugweite am Spielfeld zu eruieren. Angestoßen wird das Rad durch das Schwingen der eigenen WiiMote. Die gewürfelte (eigentlich gedrehte) Anzahl an Spielfeldern weiter geschritten, landet der Spieler auf einem der folgenden Spielfelder:
Solo Quizfrage: hier wird nur dem aktiven Spieler eine Quizfrage gestellt
Mehrspieler Quizfrage: Hier darf jener Spieler die Frage beantworten, der zuerst seine WiiMote schüttelt
Minispiel: eines von 10 Minispielen wird aktiviert, wobei sieben gemeinsam gespielt werden und bei dreien der aktive Spieler gegen die anderen Teilnehmer antritt
Ereignisfeld: hier erhält der Spieler ein nützliches Extra, das er zu einem beliebigen Zeitpunkt einsetzen kann (zum Beispiel zum Rückgängig machen der Antwort oder Blockieren des führenden Spielers)
So bewegen sich die Spieler auf das Zielfeld zu. Sobald dieses von einem Spieler erreicht wird, endet das Spiel und der Teilnehmer mit den meisten Punkten gewinnt.
Wie bei Mensch Ärgere Dich Nicht können Spieler auch aus dem Spiel geschlagen werden. So nennt es zumindest die Anleitung. Korrekterweise tauschen die Spieler jedoch nur ihre Plätze. Würfelt ein Spieler seine Figur auf ein bereits besetztes Feld, kommt es zu einem Schere-Stein-Papier-Spiel zwischen den beiden Kontrahenten. Durch das Drücken des Steuerkreuzes suchen sich die beiden Spieler aus, für welchen Gegenstand sie sich entscheiden. Der unterliegende Spieler landet (oder bleibt) auf dem weiter hinten liegenden Spielfeld, der obsiegende darf die gestellte Aufgabe lösen.
Gallileo Masterquiz
Auch hier können 2 bis 4 Spieler teilnehmen. Das Spielbrett ist jedoch einzig auf Quizfragen beschränkt.
Gallileo Rocket Science
In dieser 2 bis 4 Spieler Variante, die dem Mastermind sehr ähnelt, gibt es kein Zielfeld, sondern die Teilnehmer ziehen über das Spielbrett und müssen zumindest vier Felder mit dem Raketensymbol erreichen, um das Spiel zu beenden.
Der Einzelspieler hingegen kann sich aussuchen, ob er nur Quizfragen beantworten will oder aber in der "Spielekiste" eines der Mini Games absolvieren möchte.
Der Moderator
Geleitet wird das Spiel von einem Moderator. Wer nun an jemanden wie Buzz denkt, den man aus der witzigen Quizspielserie für die PlayStation kennt, der liegt mit seinen Gedanken sehr weit daneben. Denn dieser Moderator ist ein rudimentär gezeichnetes Clipart, das zu Beginn und Ende jeder Runde schlicht eingeblendet wird. Diese monotone Einblendung wird durch eine ebensolche Moderationen ergänzt. Die verwendeten Floskeln sind schnell redundant und der versuchte Witz, der dem Moderator mitgegeben werden sollte, ist leider am Weg zum Bildschirm irgendwo liegen geblieben. Das ist jedoch nicht weiter schlimm, da die Audiobearbeitung des Spiels dermaßen schlecht vonstatten ging, dass die "Hintergrund"Musik die Ansagen des Moderators bei weitem übertönt und die Moderationen daher kaum hörbar sind. Das ist auch gut so, denn die Ansagen treiben sowohl Erwachsene als auch Kinder in den Wahnsinn und sorgen für Aggressivität. Unter anderem liegt es daran, dass beispielsweise nach jeder beantworteten Quizfrage eine Moderation kommt, die den Spieler bittet, ein Feld auszuwählen, auf das er sich bewegen möchte. Diese Wahlmöglichkeit ist jedoch irrelevant, da im Einzelspiel immer und im Mehrspielerspiel meistens nur ein einziges Feld aufgrund des Spielbrettes in Frage kommt.
An dieser Stelle sei positiv angemerkt, dass in den Einstellungen die Moderation komplett abgeschaltet werden kann, was auch dringend zu empfehlen ist.
Die Quizfragen
Hat man die Animationen und Moderationen nicht deaktiviert, so verbrauchen genau diese beiden Teile die meiste Zeit eines Spiels. Im Gegensatz dazu hat man zur Beantwortung der jeweiligen Quizfragen nur sehr wenig Zeit. Vor allem jüngere Kinder schaffen es nicht, alle Antworten zu lesen ehe die Zeit abgelaufen ist. Bei langen Antworten reicht die Zeit nicht einmal für Erwachsene aus.
Auch die Auswahl der Fragen ist nicht sonderlich glücklich gelungen. So sollte das Spiel in unseren Augen einen gewissen edukativen Hintergrund haben. Zum Beispiel bei der Verkehrserziehung. Wenn schon die für Kinder uninteressante Kategorie der Straßenschilder eingeführt wird, wäre es doch sinnvoll, den Kindern nützliche Schilder wie Spielstraße, Einbahn, Stopp oder Radweg näher zubringen. Mit der Frage nach einem Schild, das den Beginn einer Autobahn ankündigt, ist einem Kind meist wenig geholfen.
Auch die Fragen aus der Politik sind nicht nur sehr Deutschland lastig, sondern vermutlich auch für deutsche Kinder schwer zu beantworten. Ein Beispiel: "Welches deutsche Bundesland hatte den ersten weiblichen Ministerpräsidenten?" Abgesehen, dass der weibliche Ministerpräsident eine Ministerpräsidentin ist, ist diese Frage für Kinder und Jugendliche wohl kaum zu beantworten.
Manche der Quizfragen sind auch schlichtweg falsch. Beispielsweise (auch hier ist wieder der Deutschland-Bezug zu sehen) werden die Farben der deutschen Fahne mit schwarz rot und gelb genannt. Korrekt ist jedoch, dass die dritte Farbe Deutschlands gold ist, das das Licht der Freiheit symbolisieren soll. Auch die Antwort zur Frage nach der Bedeutung von "Barophobie" ist nur Teilweise richtig. Es stehen neben Angst vor Bargeld auch Druck und Schwerkraft zur Auswahl. Barophobie ist jedoch sowohl die Angst vor Schwerkraft als auch vor Druck. (Quelle: Wikipedia) Das Spiel wertet jedoch nur „Schwerkraft“ als richtig.
Jene Quizfragen, die ein Spieler alleine zu beantworten hat, sind neben den erwähnten Problemen durchaus angenehm bewältigbar. Viele der Quizfragen gelten jedoch für alle Teilnehmer und jener Spieler erwirbt sich das Antwortrecht, der seine WiiMote als erster schüttelt. Gerade bei Kindern ist klar, dass die WiiMote ständig geschüttelt wird und das Antwortrecht somit nicht fair auf die Spieler verteilt wird.
Die Minispiele
Die Minispiele bringen Abwechslung in das Quiz. Bei den meisten Spielen treten alle Mitspieler gegeneinander an. Bei drei der 10 Spiele jedoch kämpft der aktive Spieler gegen die Übrigen.
Die den Spielen vorausgehende Anleitung ist leider nicht immer verständlich, da sie sehr kurz gehalten ist. Zudem zeigt das illustrierende Bild manchmal etwas anderes, als im Text zu lesen ist. So heißt es beispielsweise beim Springschnurspringen, dass man die WiiMote nach oben reißen soll, um zu springen. Auf der Grafik ist jedoch ein Pfeil nach unten dargestellt.
Auch die Spiele selbst leiden etwas an Lieblosigkeit. So fährt die Draisine beispielsweise von selbst, auch wenn man nicht pumpt. Beim Teller drehen ist nicht klar, welchem Spieler welcher Teller gehört. Und beim Springenschnurspringen fällt man bereits hin, wenn man nicht springt, wenn die Schnur erst am Weg nach oben ist. Ähnliches haben wir beim Hammerwerfen erlebt. Es ist uns trotz 12 Versuchen nicht gelungen den Hammer zu werfen, da wir den richtigen Augenblick zum Loslassen nicht ausfindig machen konnten.
Das Gameplay, Bild und Ton
Die sehr lieblos gemachte Oberfläche bietet in Kombination mit den schlichten Animationen wenig Spielreiz. Auch die Tatsache, dass nur vier Standardcharaktere ausgewählt werden können (diese können durch eigene Profile mit wenigen anderen Bildern ergänzt werden), ist für ein Spiel aus dem Jahr 2010 ein Armutszeugnis. Bei der Gestaltung des Spielfeldes hat man sich nicht viel überlegt. Nicht nur, dass man aufgefordert wird, sich einen Weg auszusuchen, obschon es meistens nur einen einzigen Weg - und somit keine Wahl - gibt, so kann es auch immer wieder passieren, dass die Anzeigefelder des Spiels die Zugfelder des Spielplanes überdecken und man so das Feld, auf das man ziehen möchte, kaum auswählen kann. Leider hilft in diesem Fall oftmals selbst das Schwenken der Ansicht nichts, da dann das Informationsfeld eines anderen Spielers das Zugfeld überdeckt.
Die Lieblosigkeit der Ausführung entdeckt man auch im Einzelspielerspiel. Denn hier wird man im Majestätsplural angesprochen. Die Einstiegsfrage lautet beispielsweise: "Wie lange wollt ihr spielen?"
Noch etwas zur Lesbarkeit: Die Beschriftung in der Spielekiste (Die Sammlung der Minispiele) ist so klein gehalten, dass man sie selbst auf einem großen Fernseher kaum lesen kann.
Auf die mangelnde Audioqualität wurde weiter oben bereits eingegangen.
So gut die Idee und so ansprechend das Cover gestaltet ist, hat SevenOne intermedia bei der Umsetzung leider kläglich versagt. Durch lieblose Grafik und schlechten Ton, durch schwierige und für Kinder uninteressante Fragen sowie einer nicht immer funktionierenden Steuerung des Spiels mag hier kein Spielereiz aufkommen. Selbst für ein Spiel aus den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wäre dieses Game unzulänglich. Im Jahr 2010 hat es seine Existenzberechtigung vollkommen eingebüßt. Die 40 Euro, die das Spiel kostet, sind für Eintrittskarten ins Freibad oder den Unterhaltungspark besser investiert.