Michael Menzel ist sich untreu geworden und hat es wieder getan! Die nunmehr fünfte, große Andor-Box ist auf den Tischen der Spieler angekommen.
Schon nach dem Abschluss der Andor Trilogie wollte und hat sich Autor und Grafiker Michael Menzel anderen Projekten gewidmet. Vom Andor-Kosmos (kleines Wortspiel ;-) ) kam er aber anscheinend nicht wirklich los und so erschien 2023 nach der Andor-Trilogie mit Die Legenden von Andor: Die ewige Kälte das erste eigenständiges Spiel. Danach sollte dann aber wirklich Schluss sein. Dass Michael Menzel nun auch ein zweites Mal quasi rückfällig geworden ist, wird ihm aber wahrscheinlich niemand wirklich übel nehmen.
Die Legenden von Andor: Das ferne Land ist wie sein Vorgänger Die ewige Kälte ein komplett eigenständiges Spiel. Das Grundspiel selbst oder andere Komponenten werden zum spielen nicht benötigt. Der grundlegende Spielablauf ist gleich geblieben, zum Glück gibt es jedoch die eine oder andere kleine Neuerung und Anpassung. Wie üblich liegt dem Spiel eine Losspielanleitung bei, die nach kurzer Spielvorbereitung durch die erste von insgesamt sieben enthaltenen Legenden führt. Das richtet sich natürlich vor allem an Neulinge, aber auch erfahrene Andor Kenner können so ihre Regelkenntnis ganz schnell wieder auffrischen.
Die Spieler können in die Rolle von vier neuen Helden schlüpfen, um auf der Reise in das Ferne Land erneut Abenteuer und Legenden zu erleben. Natürlich müssen die dort befindlichen Örtlichkeiten sowie Wälder, Sümpfe, Ruinen und Gebirge auch erkundet werden. Dabei treffen die Helden auf Monster und können Relikte und Geheimnisse aus alten Zeiten entdecken. Zur Erfüllung der Legenden bewegen sich die Charaktere rundenbasiert, führen Aktionen aus oder aber kämpfen gegen Monster und andere Gegner. Am Ende jeden Tages rückt die Erzählerfigur auf der Zeitleiste weiter und die jeweilige Legende wird weitererzählt. Deshalb ist die Zeit auch diesmal der größte Gegner im Spiel. Sie bewegt sich unerbittlich vorwärts und wird noch dazu umso knapper, je mehr Gegner von den Helden im Verlauf der Legende besiegt wurden. All diese Teile des Spiels sind aus vorherigen Andor-Legenden bekannt, sind aber gleichzeitig auch das, was die gesamte Spielreihe so einzigartig macht. Neulinge können sich auch ohne Vorkenntnisse früherer Geschehnisse in diese neuen, in sich abgeschlossenen Abenteuer stürzen. Wer sich an dieser Stelle einen kurzen Eindruck vom grundsätzlichen Spielablauf verschaffen möchte, sollte sich unsere Rezension zum Grundspiels durchlesen: Die Legenden von Andor (Rezension).
Natürlich muss man sich auch diesmal vor einer Partie darauf einstellen, nicht jede Legende schon im ersten Anlauf schaffen zu können. Und wenn die jeweilige Legende dann bestanden ist, gibt es durch mögliche Story-Verzweigungen durchaus einen Grund, sie nochmals erneut in Angriff zu nehmen und eine andere Story-Option zu wählen.
Spieletester
Fazit
Die Legenden von Andor: Das ferne Land reiht sich qualitativ nahtlos in die Riege seiner Vorgänger ein und ist ebenfalls wieder ein stimmungsvolles, atmosphärisches und kooperatives Abenteuer-Brettspiel-Highlight, das richtig Spaß macht. Dazu muss sich aber auch eine passende Spielgruppe finden, die Spaß am Geschichten erzählen und erleben von epischen Abenteuern hat.
Das Spielmaterial lässt auch diesmal qualitativ und quantitativ keinerlei Wünsche offen, sogar das Innere der Spieleschachtel wurde als zusätzliches Spielelement vorbereitet. Die Illustrationen von Michael Menzel sind wie immer auf sehr hohem Niveau und transportieren die Atmosphäre perfekt.
Die Legenden von Andor: Das ferne Land ist zwar etwas anspruchsvoller als seinen Vorgänger: Die ewige Kälte, trotzdem ist es mit Neulingen ebenfalls problemlos spielbar. Aber warum sollten gerade Neueinsteiger ins Andor-Universum zu diesem Titel greifen? In diesem Punkt profitiert das Spiel davon, dass es inhaltlich nichts mit dem Grundspiel zu tun hat. Denn dieses ist mittlerweile durch seine vielen großen und kleinen Erweiterungen und Gimmicks auf einen arg großen Umfang angewachsen, der Neueinsteiger überfordern, wenn nicht sogar erschlagen dürfte. Für Hardcore-Fans, die von Andor gar nicht genug bekommen können ist es natürlich ein absoluter Pflichtkauf.
Aus meiner Sicht gibt es mit Andor jedoch mittlerweile ein grundsätzliches Problem. Leider hat sich die Spielreihe im Lauf der Jahre nicht wirklich weiterentwickelt und kommt deshalb ein bisschen altbacken daher. Neue Spielmechaniken, überraschende Ideen… Fehlanzeige. Insofern hoffe ich, dass, falls ein weiteres Spiel angedacht ist, diesbezüglich einige Überlegungen angestellt und Veränderungen angeschoben werden. Andor hätte es verdient.
Plus
- bewährtes Spielprinzip
- sehr gut für Andor-Einsteiger geeignet
- wieder super ausgestattet und toll illustriert
Minus
- nichts wirklich Neues oder Überraschendes
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Details
Losspielanleitung
Begleitheft
doppelseitiger Spielplan
Kartoninnenseite als zusätzliches Spielbrett
4 Heldentableaus
Ausrüstungs- und Kampftableau
90 Legendenkarten für sieben Legenden
33 kleine Karten
51 Standies mit Stehfuß (Kunststoff)
Erzählerfigur (Holz)
15 Würfel
Katapult (3D)
113 Plättchen (Pappe)
14 Marker (Holz)
Kartoninnenseite als zusätzliches Spielbrett
Statistik
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