Tauschrausch

Briefmarken waren für uns Kinder damals die einzige begreifbare Währung.
Tausche zwei Landschaften aus Uganda gegen einen Kosmonauten aus der DDR.
Tausche drei Hunde - einem bzw. einer Marke fehlen ein paar Zähne - gegen deine zwei bunten, schillernden Marken aus Hongkong.
Das Motiv war wichtiger als die Nominale.
Kann TAUSCHRAUSCH den Thrill von damals zurückbringen?

Das Thema ist nett, fängt mich sofort ein und lässt viele Erinnerungen hochkommen.
Wir haben eine 3-tägige Briefmarkentauschbörse mit täglichen Präsentationen vor uns. Jeder Tag teilt sich in drei Abschnitte. Das sind 

  • Sammeln
  • Tauschen
  • Präsentieren

und am Schlusstag gibt es noch eine Spezialausstellung.

Wir sammeln

Die Auslage wird in der Früh mit Objekten aufgefüllt. Unter Objekten versteht man Briefmarken, Ausstellerkarten und Expertenkarten. Diese gemischte Partie enthält genau sechs Objekte für jeden Spieler, diese werden einzeln reihum aus der Auslage genommen bis diese leer ist. Eine pro Tag zufällig gezogene Eventkarte kann den Ablauf geringfügig ändern.
Die gesammelten Objekte werden als Tagesausbeute auf dem Sammelalbum deponiert.
Briefmarken gibt es in vier verschiedenen Größen, manche liegen verdeckt aus. Es gibt wertvolle Raritäten, normale Marken mit Nominale zwischen 1 und 3 Geld, verblasste Marken mit negativen Werten, entwertete Marken ohne sichtbarer Nominale sowie kleine Dauermarken. Marken gibt es in fünf Farben und zu fünf Themengebieten.
Die Farbe einer Marke ist gut zu erkennen, der unterschiedlich gezeichnete Rand unterstützt die farbliche Zuordnung.
Die thematische Zuordnung einer Marke zu Blumen, Tieren oder Monumenten lässt sich über die Illustration der Marke machen, bei den Themengebieten Weltraum und Fahrzeugen ist das schwieriger. Der Hinweis in der Spielanleitung, die Themengebiete ergeben sich über den Motivhintergrund der Marke, ist mehr als irreführend und hat in unserer Runde unnötige Diskussionen erzeugt. Das hätte redaktionell deutlich besser gelöst werden müssen. 
Wie auch immer, hat man sechs Objekte gesammelt, folgt der nächste Schritt.

Wir tauschen

Zuerst darf jeder Spieler eines seiner Objekte für sich reservieren. Wertvolle Raritäten dürfen das nicht sein, es sei denn, man besitzt eine Expertinnen-Karte, die das doch erlaubt. Danach teilt jeder die restlichen fünf Objekte - auch der Startspielermarker gilt dabei als Objekt - in zwei Teile, die den Mitspielern angeboten werden. Der Spieler mit dem Startspielermarker beginnt, sucht sich ein Angebot eines anderen Spielers aus und nimmt es zu sich. Der andere Spieler zieht sein zweites Angebot zurück, die Objekte gehören ihm, und ist mit der Auswahl an der Reihe. Das läuft so weiter bis jeder zwei Angebote bekommen hat. 
Weil verdeckt aus der Auslage gesammelte Marken auch in den Angeboten verdeckt ausliegen, ertauscht man die Katze im Sack. 
Oder eine verblasste Marke.
Oder Marken, die man nicht wirklich will.

Welche Marken will man?

Jedes Sammelalbum gibt ein zu sammelndes Thema vor und belohnt bei der täglichen Präsentation passende Marken mit einem Siegpunkt. Wichtiger sind jedoch die vier auf dem Wertungstableau ausliegenden täglichen Wettbewerbskategorien sowie ein Ziel für die Schlusspräsentation. Am Ende jedes der drei Tage wählt jeder Spieler eine Kategorie, die für ihn an diesem Tag gewertet wird. 
Das können Farben, Themen, Markengrößen und so weiter sein.
Die gewählte Kategorie kann im weiteren Spielverlauf von diesem Spieler nicht mehr gewertet werden. Es macht also durchaus Sinn, eine der Kategorien zu vernachlässigen und die anderen drei zu forcieren.
Bei der abschließenden Schlusspräsentation am Sonntag gibt es weitere Siegpunkte für eine spezielle Bedingung, die ebenso bei Spielbeginn schon bekannt ist und man darauf spielen kann.
Auf den Bildern erkennt man "4 Punkte je perfekter Ecke". 
Eine perfekte Ecke entsteht im Sammelalbum, wenn vier Marken mit ihren Ecken aneinanderstoßen, Four Corners quasi.

Man will aber auch viele teure Marken im album, wenige blasse Marken, zum Thema passende und so weiter...

Wir präsentieren

Die Markenausstellung bringt Punkte laut der gewählten Kategorie. 
So füllt sich das Album über drei Tage = Runden. Was liegt, das pickt. Der Spruch kommt zwar aus dem Kartenstichspiel, gilt aber auch hier. Umso mehr, weil Marken eben kleben und ihre einmal eingenommene Position im Album nicht mehr geändert werden darf.

Schlusswertung

Die kleinen Dauermarken, sie belegen im Album nur ein kleines Quadrat um Raster, bringen nur am Ende Punkte. Es zählen Mehrheiten und diese werden entsprechend honoriert. Nun zählen auch die Werte der Marken, insbesondere die Raritäten schlagen mit hohen Nominalen zu Buche. Spezialistinnenkarten bringen 2 Punkte pro Karte.
Wer dann die meisten Punkte hat gewinnt und wird Philatelist des Jahres.

Spieletester

18.11.2024

Fazit

TAUSCHRAUSCH folgt einem einfachen Schema und kann als gehobenes Familienspiel bezeichnet werden.
Leider ist die Regel - speziell was die Motivzugehörigkeit der Marken betrifft - recht ungenau und die Optik generell etwas verschwommen. Die Auslage ist insgesamt recht ausladend, damit ist das allgemeine Markenangebot sowie danach die Angebote der Mitspieler teilweise weit weg. Ohne Luchs- oder Adleraugen ist schwer zu erkennen, welche Marke was darstellt, welchen Wert sie hat und ob welche ich überhaupt brauchen kann.
Darunter leidet das Spiel und es dauert deutlich länger als veranschlagt.

Ein Beispiel für die Thema-Problematik möchte ich aus der Spielregel zitieren:

Der Mohn, eine Blume, hat einen gelben Rand.
Der Fuchs, ein Tier, hat ebenso einen gelben Rand.
Der Hintergrund der beiden Motive ist ebenso gelblich, bei künstlichem Licht nur schwer unterscheidbar.

Schade, das Thema der einzelnen Marken hätte man einfach mit einem farbigen Punkt oder so klar machen können.

So bleibt ein Spiel mit unverbrauchtem Thema, netter Gestaltung und grundsätzlich flüssigem Ablauf mit leider deutlichen Abzügen in der B-Note.
Der Reiz, mit Briefmarken zu hantieren, bleibt leider weiterhin eine Jugenderinnerung.

Die SOLO-Variante "Pinzetta" wurde nicht gespielt.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • nettes, unverbrauchtes Thema
  • gutes Material
  • interessanter Ablauf
  • SOLO-Variante verfügbar

Minus

  • optisch teilweise mangelhaft
  • kleinteilig, Details schwer erkennbar
  • Spieldauer deutlich zu kurz angegeben

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 5
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 20 bis 60 Minuten
Preis: 33,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2024
Autor: Paul Salomon
Grafiker: Conner Gillette
Zubehör:

1 Spielplan

5 Sammelalben

165 Briefmarkenplättchen

-30 kleine Quadrate

-30 große Quadrate

-60 kurze Rechtecke

-30 lange Rechtecke

-15 Dauermarken

19 Teilnehmerkarten

-5 Aussteller

-14 Spezialistinnen

30 Wettbewerbskarten (5 Arten)

10 Eventkarten

5 Spielhilfen

10 Wertungsmarker (2 pro Farbe)

15 Tickets (3 pro Farbe)

1 Startmarker

1 Phasenmarker

8 Automa Entscheidungskarten

10 Automa Pinzetta-Wertungskarten

4 Automa Pinzetta-Eventkarten

4 Automa Spielhilfen

19 Automa Wertmarker

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