Bevor es losgeht
Auf den Ersten Blick wird man vielleicht erschrecken: 28 Seiten im DIN A4-Format misst die Spielanleitung. Doch ruhig Blut: Die ersten acht Seiten sind Einleitung, Spielmaterial und Aufbau, zwei Seiten Übersicht, eine Seite Wertung und sechs Seiten Varianten. Lediglich sechs reich bebilderte Seiten entfallen auf die Grundregeln, die von fünf weiteren Seiten Detailregeln unterstützt werden. Trotz der vielen Bilder hat man nach dem ersten Lesen Fragezeichen in den Augen, die auch bei einem zweiten Durchgang nicht komplett verschwinden. Ich hatte die englische Anleitung, es gibt sie aber auch auf Deutsch. Dort haben sich aber zusätzlich noch Übersetzungsfehler eingeschlichen. Also besser im Internet den Letztstand suchen, ehe man sich ans Werk macht. Und sich eine der verfügbaren Spielhilfen zu holen schadet auch nicht. Ihr könnt es auch so machen wie ich und ein Flussdiagramm basteln, um einen Überblick über die Möglichkeiten zu haben.
Sucht euch zum Spielen einen halbwegs großen Tisch, denn neben dem Spielplan wollen auch die großformatigen Spielertableaus und diverse Karten- und Plättchenstapel Platz finden.
Nur dreimal drei Würfel
Herzstück des Spiels sind die Würfel, die einem bis zu fünf Aktionspunkte bringen. Die ausführbaren Aktionen kosten ein bis drei Aktionspunkte. Man sollte meinen, dass das Spiel nicht lange dauert, schließlich wählt jeder nur neunmal einen Würfel aus. Doch weit gefehlt! Die Spieldauer von Trismegistus misst man nicht mehr in Minuten, sondern in Stunden: Eineinhalb bis zwei Stunden sind es laut Box, bei der ersten Partie sollte man wenigstens zwei Stunden reine Spielzeit einkalkulieren. Erfahrene Spieler sind meist ein bis zwei Stunden mit einer Partie beschäftigt, höhere Spielerzahlen haben auch höhere Spieldauern. Woher kommt die Dauer? Zusätzlich zu den eigenen Zügen kann man Reaktionen auf Züge der Mitspieler machen. Diese erlauben abgespeckte Aktionen. Außerdem gibt es kostenlose Aktionen, die man in beliebiger Anzahl während seines Spielzugs durchführen kann.
Finde den Stein der Weisen!
Wer sich mit Alchemie beschäftigt, weiß: Das unedle Blei soll zu Gold gemacht werden, außerdem will der Stein der Weisen gefunden werden. Im Spiel ist es nicht anders: Wir starten mit einigen Rohstoffen (Blei, Kupfer, Zinn, Quecksilber), die wir mittels der Aktionen, bei gleichzeitiger Abgabe einer Essenz, zu verarbeiteten Materialien höherer Güte umwandeln können. So erlangen wir Eisen, Silber und Gold. Eine solche Transmutation kann ein Artefakt aktivieren, wodurch ich wiederum Rohstoffe, Essenzen, Bonusplättchen etc. erhalten kann. Artefakte werden durch die Nutzung inaktiv, können aber reaktiviert werden. Gold ist begehrt, da es einem dem Sieg näher bringt oder aber als Rohstoffjoker eingesetzt werden kann. Statt Transmutationen durchzuführen kann ich mir aber auch Rohstoffe, Essenzen, Artefakte, Formeln oder Experimentkarten nehmen. Rohstoffe und verarbeitete Materialien benötige ich, um Experimente durchzuführen, was mir soforte Belohnungen bringt. Formeln sind Bausteine für den Stein der Weisen, außerdem kann ich sie verwenden, um weitere Aktionen (allerdings nur einmalig, nicht reaktivierbar) durchzuführen und beim Bau Boni zu kassieren. Das Um und Auf in Trismegistus ist es, kraftvolle Kettenzüge zu entwickeln.
Was ich bislang verschwiegen habe: Die Würfel haben Farben und Symbole! Einige der genannten Aktionen sind dadurch eingeschränkt, etwa kann ich mir nicht beliebig, sondern nur eine bestimmte Sorte an Rohstoffen oder Essenzen kaufen oder bestimmte Transmutationen durchführen. Will ich andere Dinge durchführen, bin ich auf Reaktionen bei gegnerischen Zügen, Zusatzaktionen aus Kettenzügen oder Jokerplättchen (welche Farbe und/oder Symbol eines Würfels ignorieren lassen) angewiesen. Auch mein steigendes Können, welches wiederum Voraussetzung für komplexere Experimente ist, kann mir Boni bringen, wenn ich schneller als meine Mitspieler bestimmte Sphären erreiche.
Was zählt am Schluss?
Wichtige Punktequellen sind, ihr habt es wohl erraten, das Gold sowie der Stein der Weisen. Aber auch gesammelter Äther, mein Können, durchgeführte Experimente und Publikationen tragen ihren Teil dazu bei.
Spieletester
Fazit
Wer die Box von Trismegistus öffnet, taucht in eine Welt hochwertig produzierter Teile ein: Schöne Karten, dicke Kartontafeln, Holzfiguren mit Bedruckung ... Die Bedruckung ist umso aufwändiger zu sehen, da jeder Spieler einen Charakter verkörpert und Steine mit seinem Konterfei darauf bekommt. Auch hat jeder Charakter seine ganz persönliche Ablagetafel mit einzigartigen Fähigkeiten bzw. Vorteilen. Dass das nicht günstig ist, kann man sich denken: Knapp 50 Euro zahlt man für ein Exemplar. Dafür sind aber schon eine Spielvariante und ein Solospiel inkludiert. Sogar Ersatzspielmaterial ist inkludiert, was aber schlecht bis gar nicht aus der Anleitung hervorgeht und willkürlich wirkt: So gibt es von zwei Farben je einen Ersatzwürfel, von der dritten aber nicht. Schnell passiert es, dass man mit einer falschen Würfelzahl spielt ...
Geschmälert wird der erste, gute Eindruck durch die bereits erwähnte, wirklich als missraten zu bezeichnende Spielanleitung. Dabei wäre es gerade in einem Spiel wie Trismegistus, in dem es so viele kleine Zahnrädchen gibt, sehr wichtig, wenn alles klar wäre. Nicht ansatzweise wird die komplexe Wechselwirkung zwischen Farben, Symbolen, Plättchen und Co. transportiert. Zudem steht man als Anfänger da und denkt sich: Womit soll ich beginnen? Was brauche ich in den nächsten Zügen? Es ist klar, dass man nach der ersten Partie kein Meister ist. Es braucht wohl viele Partien, bis man alles im Griff hat. Ich habe das Spiel nun schon geraume Zeit daheim, würde mich aber trotzdem nicht als absoluten Kenner bezeichnen ...
Jetzt mal Butter bei die Fische: Ist das Spiel gut? Oder schlecht? Es ist definitiv ein gutes Spiel. Allerdings muss man in die Zielgruppe passen, um es zu mögen: Viel Zeit mitbringen, verschiedenste Varianten durchdenken wollen, nicht zu sehr an direkter Interaktion interessiert sein und Glück als absolut überflüssig erachten. Also etwas für Experten, die es auch mal trocken mögen.
Plus
- Sehr gute Ausstattung
- Spielvariante und Solospiel inkludiert
Minus
- Grottenschlechte Spielanleitung
- Wenig direkte Interaktion
- Nur für wahre Spielexperten geeignet, selbst diese sind anfangs etwas überfordert
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Details
1 Spielbrett
5 Spielertableaus
32 Spielerscheiben
64 Experimentkarten
24 Publikationskarten
16 Errungenschaftskarten
4 Spielhilfekarten
48 Artefaktplättchen
40 Formelplättchen
1 Augenwürfel
16 Spezialwürfel
80 Ressourcenwürfelchen
unzählige Plättchen für Essenzen, Boni...
18 Solospiel-Karten
1 Spielanleitung
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