Das Spielprinzip ist eigentlich ein alter Hut, oder besser eine abgelaufene alte Blutkonserve. Das Spiel lebt aber trotz der Leichen durch das Thema und die dazu passende optische Aufbereitung.
Das Spiel ist das Resultat einer Kickstarter-Kampagne mit 143 Unterstützern und einem Gesamtbetrag von 7467.- britischen Pfund. Umgerechnet 10.650.- Euro konnten demnach durch Beiträge von zukünftigen Leichenfledderern gesammelt werden.
Chirurg spielen
Versprochen wurden den Schwarmfinanziers ein Startmarker und Infektionsmarker aus Holz sowie andere Goodies. Mein Exemplar enthält relativ mickrige und nur einseitig bedruckte Marker aus dünnem Karton aus dem auch die Spielpläne gemacht sind. Die Karten hingegen sind von sehr guter Qualität, das ist wichtig. Denn eigentlich ist es ein reines Kartenspiel mit Ablageflächen für manche Karten. Optisch passt alles. Leichenteile und blutverschmierte Sägen liegen herum, nur die Operationstische sind klinisch sauber. Zwei Werkbänke stehen jedem der Hobby-Frankensteine zur Verfügung. Basteltische für neue „menschliche“ Prototypen aus männlichen und weiblichen Gliedmaßen, Torso und Kopf in vier verschiedenen Farben. Die Farben symbolisieren verschiedenfarbige Seren, mit denen die Leichenteile vom Chef höchstpersönlich wiederbelebt und zur späteren Verwendung durch uns Freakchirurgen konserviert wurden. Die Bauteile kommen per Karten ins Spiel und auf den OP. Jedes ist dabei genau einmal vorhanden. Beispielsweise existiert genau ein blauer linker weiblicher Arm, ein gelber männlicher Torso oder ein grünes weibliches rechtes Bein.
Jeder Chirurg startet mit einer Grundausstattung von fünf Handkarten und zwei Operationstischen. Vom restlichen verdeckten Kartenstapel wird jede Runde pro Spieler eine Karte aufgedeckt, dazu kommt eine weitere, damit auch der letzte Spieler der Runde garantiert noch die Auswahl zwischen zwei Karten hat. Jeder Spieler darf in seinem Zug eine aus der Auslage und eine vom Stapel nehmen.
Liegt nur Schrott offen aus, dürfen auch beide Karten vom verdeckten Stapel gezogen werden. Danach werden zwei Aktionen gemacht, sprich zwei Karten gespielt. Am Ende des Spielzugs gilt ein Handkartenlimit von fünf Karten. Wenn der letzte der Runde an der Reihe war werden übrige Karten aus der Auslage entfernt, Aktionskarten kommen auf den Ablagestapel und Körperteile landen in der Entsorgungsgrube. Diese wird speziell im zweiten Teil des Spiels zur immer wichtiger werdenden Recyclinggrube. Körperteile darf man aus der Hand auf einen beliebigen OP-Tisch legen.
Körperteile und Knochensäge
Üblicherweise werkelt man im eigenen OP, man darf aber auch den anderen Körperteilfetischisten Teile zukommen lassen - meist solche die nicht so perfekt passen und Punkte kosten. Zur späteren Wertung muss man nämlich wissen, dass Körper aus einheitlichem Material (weiblich oder männlich) oder mit identem Serum behandelt (gleich eingefärbt) von Meister Frank besonders gut bewertet werden. Man sollte also nicht jeden beliebigen Arm einfach an den Torso nähen und auch Kopf und Beine sollten mit Bedacht gewählt und verarbeitet werden. Die Wahl fällt mitunter auch auf bereits auf fremden Operationstischen verarbeitete Körperteile. Das Abtrennen ist mit der entsprechenden Knochensäge erlaubt. Der attackierte Leichenbastler kann sich aber wehren und mit einer passenden Karte den Angriff umlenken. Der Angreifer bekommt somit auf jeden Fall was er wollte, beispielsweise einen Kopf, aber nicht von dem Spieler, den er attackierte und somit auch vielleicht nicht in passender Farbe oder Geschlecht.
Ein geklauter oder aus der Recyclinggrube geholter Körperteil kommt infiziert auf den OP-Tisch, es sei denn er wandert in die Kartenhand und wird erst später verwendet. Infizierte Körperteile bringen keine Punkte. Infektionen können jedoch mit Karbolspray behandelt werden und Starchirurgen an entsprechender Stelle im OP schützen gewisse Körperteile gegen Infektionen. Auch diese Experten können geklaut oder verschoben werden. Sie schützen nämlich nicht nur gegen Infektionen sondern bewahren die ihnen zugeteilten Körperteile gegen fremden Zugriff. Alle diese Aktionskarten sind gut gemischt mit den Körperteilkarten im Stapel zu finden.
Wertung
Das Spiel kennt zwei Wertungen. Jeder Spieler darf, so lange der Kartenstapel das erste Mal durchgespielt wird, für sich eine Wertung seiner beiden Körper durchführen. Dabei zählen alle Körperteile je zwei Punkte, Chefchirurgen werten die Körperteile auf, Bonusmarker (ebenso durch Karten zu bekommen) werden addiert. Das Spiel endet, wenn der Stapel das zweite Mal durchgespielt wurde oder ein Spieler beide Körper aus jeweils sechs Körperteilen fertig hat. Bei der zweiten Wertung - sie gilt dann für alle - werden zusätzlich Boni für gleichgeschlechtliche und gleichfarbige Teile addiert. Wer dann die meisten Punkte hat gewinnt die makabre Bastelstunde.