Gurken gibt es zur Genüge – sowohl im Garten der Mutter eines Arbeitskollegen, der uns regelmäßig mit den süßsauren Exemplaren beim gemeinsamen Frühstück beglückt, als auch in der Welt der Spiele. Ob allerdings mit Fünf Gurken, einem Ableger des skandinavischen Agurk, eine derartige vorliegt, sollte jeder für sich selber beurteilen. Bei mir zumindest hat das kleine Stichspiel von Autor Friedemann Friese gemischte Gefühle ausgelöst. Doch zuerst möchte ich kurz den Ablauf näherbringen, denn der ist so ganz untypisch für ein Stichspiel.
Von den 60 Karten mit den vier gleichfarbigen Zahlensets von 1 bis 15 werden jeweils sieben Exemplare an die Spieler verteilt. Farbzwang gibt es nicht, da keine Farbe vorhanden ist, zumindest keine verschiedenen. Einen Stich gewinnt der Spieler, der als letzter den höchsten Kartenwert beisteuert. Die jeweils höchste Karte muss entweder überboten oder zumindest mit dem gleichen Wert bestätigt werden. Wer das in der aktuellen Runde nicht kann, ist gezwungen, seine niedrigste Karte aus der Hand zu spielen. Quintessenz ist der siebte und damit letzte Stich. Wer diesen gewinnt, muss so viele Gurken nehmen, wie auf seiner Gewinnerkarte abgebildet sind - je höher der Kartenwert, desto mehr Gurken. Liegt im letzten Stich mindestens eine 1-er Karte, verdoppeln sich die zu nehmenden Gurken für den unglücklichen Stich-Gewinner. Wer mehr als fünf Gurken sein Eigen nennt, verliert sofort und ist für den Rest des Spieles zum Zuschauen verdammt. Weitere Runden schließen sich an, bis nur noch ein einziger Spieler übrig bleibt, der dann logischerweise der große Gurken-Sieger ist.
Und genau hier kommt jetzt meine Kritik, die ich auch in mehreren weiteren Partien nicht entkräften konnte. Letztendlich geht es einzig und allein darum, für den siebten Stich eine möglichst niedrige Karte auf der Hand zu halten, um den letzten Stich auf gar keinen Fall nehmen zu müssen. Also versucht man in den vorhergehenden Runden die Kartenhand der Mitspieler von niedrigen Werten zu bereinigen. Und wer wie ich das Pech hatte, bereits in der ersten Runde aufgrund zu vieler Gurken auszuscheiden, der kann sich dann auf eine halbe Stunde Langeweile einstellen – und das ist, mit Verlaub gesagt, ein Unding. Auch anderen Probanden erging es so, wenn auch nicht gleich in der ersten Runde.