Sowie Feuchtgebiete und Schoßgebete im deutschen Raum stieß 2011 Fifty Shades of Grey im englischen Raum in das Horn der neuen, aufgeklärten Erotikromane. Halb schockierend und halb erregend erreichte die Trilogie große Aufmerksamkeit, der erste Band gilt als das am schnellsten verkaufte Taschenbuch Englands, noch vor den Harry Potter-Romanen. Vor allem die holde Weiblichkeit zeigte sich begeistert.
An das selbe Zielpublikum richtet sich nun auch ein selbsternanntes Partyspiel. Warum es jetzt trotzdem ausgerechnet vor mir liegt, einem Mann, der noch dazu bekennendermaßen mit derlei Literatur eher wenig anfangen kann, weiß ich eigentlich nicht. Klar ist aber: Eine Rezension muss her. "Entdecke deine innere Göttin!" steht da auf der Schachtel. Seufz... Tja, dann mal ran an den Speck.
Von BDSM und VW Käfern
Bevor der Spaß beginnen kann, müssen erst alle Spielerinnen einen Vertrag unterzeichnen, die Verschwiegenheitsvereinbarung oder kurz und wesentlich anonymer "Die Vereinbarung". Dieses ultrageheime Dokument verpflichtet gegenüber einem Christian Grey (der klarerweise aufgrund seiner Natur als fiktiver Charakter nicht selbst mitspielen kann, aber gut zu wissen, dass er sicher nicht drüber reden wird) zu Verschwiegenheit. (Netterweise weist der Verlag in einer Fußnote darauf hin, dass diese Vereinbarung ungefähr so wasserdicht ist wie ein Sieb und über keine Rechtskräftigkeit verfügt – nur für den Fall, dass jemand auf Grund des Spiels einen juristischen Schritt in Erwägung zieht). Weiters werden acht Namen auf einem Übersichtsblatt festgehalten, einzige Voraussetzung: Jede Spielerin sollte diese Personen kennen. Und weiblich sollten sie wohl auch sein, da sowohl die Anleitung als auch die Spielkarten immerfort von den Freundinnen sprechen. Diese Namen bilden die potentiellen Antwortmöglichkeiten im Laufe des Spiels. Außerdem darf noch jede eine eigene Frage auf eine Blanko-Karte schreiben. Diese Karten werden getrennt von den anderen aufbewahrt.
Ist man am Zug, zieht man eine Karte und liest vor, was darauf steht. Das sind immer Fragen, die sich im weitesten Sinne auf die Welt des Sex und der Erotik beziehen. Auf schmutzige Details muss man allerdings oft warten, Fragen wie "Welche Freundin würde am ehesten über einen Kuss reden?" (uhhhh...) oder auch "Welche Freundin hätte gerne einen VW Käfer" (uuuuuuhhhhhhhh!) sind nicht selten. Es gibt auch einschlägige Karten – will heißen, sie existieren, verstecken sich aber gut.
Wie auch immer, jede Spielerin muss jedenfalls auf einen Zettel schreiben, welche der auf dem Übersichtsblatt aufgeschriebenen Personen aus Sicht der Vorleserin die auf der Karte beschriebene Aktivität wohl am ehesten ausführen, in den oben genannten Beispielen also am ehesten über einen Kuss sprechen oder gern einen VW Käfer haben würde.
Hat jede ihren Tipp abgegeben, werden Punkte verteilt (übrigens in Gestalt von "Innere Göttinnen-Markern"). An die kommt man indem man a) die gleiche Antwort gewählt hat wie die Vorleserin oder b) zu den Spielerinnen gehört, die den am häufigsten gewählten Namen aufgeschrieben haben. Für beides gibt es je einen Siegpunkt, ist man gar die einzige, die mit der Vorleserin übereinstimmt, gibt"s noch ein Stück innere Göttin mehr. Und dann gibt es da noch die besonders brenzligen Fragen, gekennzeichnet durch den Aufdruck "Juckende Hand". Darunter befinden sich Offenbarungen wie "Welche Freundin würde alles tun, um die Aufmerksamkeit eines Klatschfotografen auf sich zu ziehen.". Also, wenn das mal nicht WIRKLICH eine intime Information ist, ich weiß auch nicht... jedenfalls gibt es bei diesen Karten immer die doppelte Anzahl an "Innere Göttinnen-Markern".
Einmal pro Spiel hat jede der Spielerinnen die Möglichkeit, die Monotonie zu durchbrechen, und zwar indem sie eine der selbst geschriebenen Fragen vorliest. Die werden zwar genauso abgehandelt wie alle anderen Fragen, aber hey: Sie sind selbst geschrieben!
Das Spiel endet, sobald eine Spielerin 20 "Innere Göttinnen-Marker" gesammelt hat oder keine mehr zu nehmen sind. Bei zweiterem gewinnt diejenige mit den meisten Punkten. Das Erreichen beider Endbedingungen zieht sich wie ein drei Tage alter Kaugummi.