Hagoth ist in unseren Breiten weitgehend unbekannt. In den USA, wo das Spiel Hagoth: Builder of ships seinen Ursprung hat, sieht die Sache anders aus: Die weit verbreitete "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage", bei uns meist "Mormonen" genannt, kennt Hagoth ganz genau. In deren Glaubensschrift tritt er als Schiffsbauer in Erscheinung; mit mäßigem Erfolg, gelten zwei seiner Schiffe doch als vermisst. An diesen Hagoth soll das gleichnamige Spiel offenbar erinnern.
Das Spiel liegt nur in englischer Sprache vor, ich möchte mich an dieser Stelle ein wenig als Übersetzer betätigen. Der Untertitel "Builder of Ships" bedeutet "Erbauer von Schiffen"; und genau das sind wir auch im Spiel. Aber nicht nur der praktische Teil ist unser Geschäft, sondern auch der theoretische Teil. Mithilfe der Karten müssen wir Baupläne zusammensetzen. Erst wenn ein Plan fertig ist, kann mit dem Bau des Schiffes begonnen werden. Auch die Bau-Aktion benötigt die richtigen Karten. Und genügend Holz. Holz bekommt man, wie sollte es anders sein, über eine Kartenaktion.
Haben wir ein komplettes Schiff zusammengezimmert, dürfen wir es zu Wasser lassen. Damit aber noch immer nicht genug: Wir müssen das Schiff von der Werft nach Northward überstellen. Sowohl für die Komplettierung des Schiffes als auch für die Überstellung gibt es Punkte. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass es fünf verschiedene Typen von Schiffen gibt, denen verschieden hohe Erträge und Fahrzeiten zugeordnet sind. Das Spiel endet, sobald ein Spieler 25 oder mehr Siegpunkte gesammelt hat.
Der erste Eindruck, den das Spiel hinterlässt: Ich würde freiwillig nicht zu Hagoth greifen, wenn ich vor einem Regal voller Spiele stehe. Die Illustration der Schachtel wirkt farblos und matt (es sieht am Foto besser aus als am Original), von der ganzen Ausführung her ist man an die 60er-Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts erinnert. Wenn man es dann doch wagt, warten die nächsten Grausamkeiten im Inneren der Box: der Deckel sieht aus als wäre der Karton an allen Kanten gerissen, der Spielplan ist verbogen, der Würfel von niederer Qualität und die Heftklammern der Anleitung sind komplett verrostet.
Die Anleitung beschreibt das Spiel vollständig; denkt man zumindest. Denn was tun, wenn nach zwei Runden kein einziger regelkonformer und vor allem sinnvoller Spielzug mehr möglich ist?! Das Problem lässt sich nur mit der eigentlich als Variante vorgesehenen Zusatzregel aus der Welt schaffen. Ob der Autor wohl versucht hat, sein Spiel nach diesen Regeln zu spielen?!