Von Schicksalsschlägen, Frauen und Männern
Eigentlich war alles ausgemacht. 14. Jänner 20.00 Uhr, Krimidinnerparty bei einer Freundin. 6 Mädels sollten wir sein, die einen Mordfall aufklären wollten. Zufall, Schicksal, Murphy´s Gesetz, erstens kommt es anders und zweitens als man denkt, ich weiß nicht was zutrifft, aber irgendwas davon hat extrem zugetroffen. Von den 6 Mädels blieben 2, die für diesen Termin nicht ausfielen. Eine von den beiden kränkelte dann auch noch, nämlich ich. So schien der Fall schon erledigt gewesen zu sein, denn am 13. Jänner hatten wir keine Lokation, das war das kleinere Problem und 4 Leute zu wenig, das war das größere Problem.
Nach vielem Herumtelefonieren habe ich dem Zufall/Schicksal ein Schnippchen geschlagen. 4 Mitspieler konnten aufgetrieben werden, zwar waren darunter 2 Männer, die wir kurzerhand zu Frauen gemacht haben, weil dieses Krimispiel eher für Frauen geschrieben ist. Make Up, Rouge, Eyeliner, Lippenstift, BH + durchsichtige Bluse – voila Frau Sandy Heissfeger war kaum mehr als Mann wiederzuerkennen. Der zweite Mann in der Runde wurde einfach nicht zur Frau, da half kein pinseln und kein cremen. Naja, wen Gott zum Mann schuf, den soll Frau nicht ändern.
Von Mord, Spaß, Prosecco und Ernüchterungen
„Die Rache der Frauen“ beginnt wie vorgesehen um 20.00 Uhr.
In Grossdorf sind die Zahnärzte Dr. Bohr und Dr. Karius in deren Gemeinschaftspraxis „Bohr & Co" tot aufgefunden worden. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als hätten sie sich gegenseitig erschossen, auf den zweiten fällt es einem aber wie Schuppen von den Augen: Es war Mord.
Zu den Verdächtigen zählen 6 Frauen:
Frau Sybille Biss, 27 Jahre alt, zahnärztliche Assistentin bei „Bohr & Co“
Frau Loreen Kittelsche, 45 Jahre alt, Putzfrau „Bohr & Co“ (und auch der Mann, der trotz höchster Schminkkunst nicht zur Frau werden wollte)
Sandy Heissfeger, 22 Jahre alt, Azubi bei „Bohr & Co“
Dr. Marlene Speichel, 40 Jahre alt, ehemalige Mitarbeiterin bei „Bohr & Co“
Thessa Bohr, 17 Jahre alt, Tochter des ermordeten Dr. Bohr
Charleen Rabe, 22 Jahre alt, weitgehend unbekannt.
Runde 0
Wir sitzen am Tisch und kauen alle vorliegenden Beweise des Tatorts sowie selbstgemachtes Brot + selbstgemachte Aufstriche sorgfältig durch. Skizzen vom Tatort, Lageplan der Praxis etc. inspizieren wir genau, damit uns ja kein Detail entgeht.
Runde 1
Jede Dame bekommt einen Texthinweis und ein Glas Prosecco und beides erhöht den Spannungsbogen. Wichtige Erkenntnisse werden preisgegeben und erste Spekulationen um den wirklichen Mörder werden diskutiert.
Runde 2
Es gibt neue Beweise. Vertrauliche Briefe werden offengelegt, die hinter die Kulissen des Zahnarzpraxisalltags blicken lassen. Wer sich vielleicht schon ein 2. oder 3. Gläschen Prosecco gegönnt hat, erfährt augenblickliche Ernüchterung, denn was da alles abläuft ist beinah unglaublich. Vaterschaftstest, Kündigung, verschmähte Liebe…. phu ganz schön heftig. Ein altes Sprichwort besagt: Nichts ist rachsüchtiger als ein verschmähtes Weib. Vielleicht ist das das Motiv, wer weiß, wir tappen noch im Dunkeln .
Runde 3
Das Spiel ist kein Kaffeekränzchen mit nettem Plausch, Kaffee gibt’s jetzt trotzdem und neue Hinweise. Wer es bis jetzt noch nicht spaßig fand, kommt spätestens jetzt auf den Geschmack. Da sich jetzt wirklich jede, auch die Herren der Runde, hervorragend mit ihrer Rolle identifiziert hat, weht ein anderer Wind. Da kann schon mal das Wort „Schlampe“ fallen (aber nur weil es lt. Rollenbeschreibung erlaubt ist). Jede schwärzt jede ein an, verrät Geheimnisse und keine einzige ist auch nur ein bisschen traurig über das Ableben der beiden Doktoren.
Runde 4
Jetzt wär das vorbereitete Tiramisu dran gewesen, das ich aber in der Hitze des Wortgefechtes völlig vergessen habe, stattdessen gibt’s Zeugenaussagen serviert.
Putzfrau, Patienten, Anwohner, Freunde der Toten u.a. geben noch ihren Senf dazu, obwohl der Fall ohnehin schon knifflig genug ist. Der Mörder hat sich noch immer nicht verraten, also nehmen wir jede einzelne nochmal genau unter die Lupe, nicht dass dann noch eine unschuldig im Knast landet. Nach diesem letzten Resümee darf jede ihren Schuldspruch fällen und dann warten wir gespannt auf die Lösung:
Lösung: Dazu möchte ich nur so viel verraten: Es ist nicht der Gärtner!