Wer noch nicht mit den Regeln des Würfelpoker-Spiels Kniffel, auch bekannt als Yahtzee, vertraut ist, der möge diese in der verlinkten Rezension nachlesen. Der Anteil der betroffenen Leserschaft dürfte sich aber vermutlich in Grenzen halten. Kommen wir daher gleich zum Wesentlichen.

Viel Luft um nichts

Wir haben nicht schlecht gestaunt, als wir die Packung dieser Edition erstmals in Händen hielten. Gerechnet haben wir mit einer für Roll and Writes dieses Kalibers üblichen Schachtelgröße von etwa A6 bis A5. Tatsächlich ist die Box fast A4 groß!
Noch größer war da in der Folge die Ernüchterung beim Öffnen:
Ein schmuckloses, vierseitiges Regelheft in schwarzweiß gehalten, davon 25 % Titelblatt und 25 % Werbung für andere Spieleklassiker des Verlags.
Fünf, konsequenterweise ebenfalls schwarzweiße, Würfel.
Der bekannte blau-weiße Kniffel-Wertungsblock mit dem Charme eines Kassenbuchs.
Vier gewöhnliche, blau lackierte Bleistifte, zwar ohne Kniffel-Branding, dafür immerhin groß und mit Radiergummi.
Und: Der prominent im Titel angekündigte „original Kniffelbecher“.

Der original Kniffelbecher

Um die angebrachte Erwartungshaltung in die richtigen Bahnen lenken zu können, gilt es einmal zu definieren, was einen „original“ Kniffelbecher ausmacht. Nun, gezwungenermaßen ist jeder Becher, der einem Spiel mit der Kniffel-Lizenz beiliegt, ein „original“ Kniffelbecher. Hier wird also keine Aussage über die Qualität, sondern lediglich über die Herkunft (nämlich die Kniffel-Packung) getroffen.

Wer durch den Ausdruck „original Kniffelbecher“ nun mit einem echten Lederbecher rechnet, der sitzt (unter anderem genährt durch den auf der Packung extra nicht, aber im Onlineshop sehr wohl auftauchenden Terminus „Lederbecher“) einem Irrtum auf.
Es handelt sich um einen schwarzen Plastikbecher, eingefasst in dunkelbraunes Kunstleder mit „Kniffel“-Gravur. Die Innenseite schmückt ein dünner Karton mit filzartiger Beschichtung, der sich schon beim ersten Auspacken leicht von der Becherwand löst.

Als Besonderheit wird die Form, eine kreisrunde Grundfläche und eine ovale Öffnung, angepriesen. Durch diese Form soll der Becher besonders gut in der Hand liegen.
Wir sagen mal so: Eine einem komplett runden Bechern überlegene Ergonomie konnten wir nicht wirklich feststellen. Eher wirkt der Becher dadurch unschön gequetscht und fühlt sich in den Händen des Autors einfach nur „unrund“ an.
Mitspieler mit (noch) kleineren Händen als unseren konnten der Möglichkeit, den Becher auch um die schmale Seite zu umfassen, aber tatsächlich etwas abgewinnen. Bevor wir dem „original Kniffelbecher“ in dieser Angelegenheit aber leichtfertig den „Benefit of the doubt“ schenken, und den Gedanken an eine produktionsbedingte, der Schachtelhöhe geschuldete und vom Marketing als Innovation schöngeredete Unförmigkeit beiseite wischen, möchten wir noch angemerkt haben: Ein nicht so plastiksteifer, aus Echtleder bestehender Würfelbecher passt sich den Händen des Würflers sogar noch besser an.