Lucky Duck Games und Corax Games haben es verstanden mit den analog-digitalen Hybrid-Spielen der Chronicles of Crime-Serie spannende und Story getriebene Spielewelten zu schaffen. Die zweite Trilogie der Serie hat mit Chronicles of Crime: 1400 schon mal einen blitzsauberen Start hingelegt. Ob der hier vorliegende zweite Teil der Trilogie da nahtlos anschließen kann, wollen wir mit diesem Test überprüfen.
Die zweite Staffel der Chronicles of Crime-Serie trägt den Namen Millenium. Paris ist der alleinige Schauplatz der jeweils eigenständigen Spiele. Wir begleiten in drei verschiedenen Jahrhunderten die unterschiedlichsten Charaktere durch die in sich abgeschlossenen, kooperativen Szenarien und sind dabei immer auf der Suche nach der Lösung merkwürdiger oder gar mysteriöser Kriminalfälle.
In Chronicles of Crime: 1900 ist der Reporter Victor Lavel unser Alter Ego. Er ist ein Nachfahre des Ritters Abelard Lavel, welcher uns durch die Szenarien des ersten Spiels begleitet hat. Victor arbeitet als Reporter für eine Pariser Zeitung und kann sich bei seinen Recherchen auf die Hilfe seines Onkels, eines Kommissars bei der Polizei, und seiner Kollegin Charlotte Hibou verlassen. Diese ist für den Rätselteil der Zeitung verantwortlich und kann uns deshalb bei der Lösung so mancher Rätsel unterstützen.
Der grundlegende Ablauf des Spiels ist im Vergleich zur ersten Chronicles of Crime-Trilogie weitestgehend identisch und wer diese kennt, wird sich auch in Chronicles of Crime: 1900 recht schnell zu recht finden. Wem das Spielprinzip allerdings fremd ist, kann die entsprechenden Informationen in der zugehörigen Rezension nachlesen. Ich werde hier nur auf die augenscheinlichen Veränderungen näher eingehen.
Die Auffälligste: Es gibt kein Grundspiel mehr. Jedes Spiel der der Millenium-Trilogie ist komplett eigenständig. Das zugehörige Spielmaterial ist zum jeweiligen Zeitalter passend gestaltet, sei es der Spielplan oder die Karten mit den Illustrationen. Zudem gibt es auf dem Spielplan jetzt einen separaten Bereich für Personen und Gegenstände von denen man bisher nur gehört hat, aber noch nicht weiß, wo sie sich befinden oder in welcher Beziehung sie zum Geschehen stehen. Ein geschickter Schachzug, um so den wildesten Vermutungen während einer Partie Tür und Tor zu öffnen und die Suche nach dem Gehörten zu befeuern.
Auch in Chronicles of Crime: 1900 gibt es ein umfangreiches Tutorial sowie vier Szenarien in denen jeweils umfangreiche Nachforschungen angestellt werden müssen. Das historische Zeitgeschehen ist stimmig in die Szenarien integriert worden, egal ob es dabei um die gerade entstehende Pariser Metro, die stattfindende Weltausstellung oder neue Erfindungen wie z.B. Film oder Telefon geht. Als Reporter ist Victor allerdings nicht unbedingt an der kompletten Lösung der Fälle interessiert, sondern recherchiert eher die Zusammenhänge, um möglichst rasch seine Story in die Zeitungsauflage des nächsten Tages bringen zu können. Neben dem Zeitalter und den handelnden Personen gibt es aber noch eine weitere wichtige Veränderung, die auch den Spielablauf direkt betrifft. Die Visionskarten aus Chronicles of Crime: 1400 sind Rätselkarten gewichen. Diese sind gut in die Ermittlungen integriert und erinnern vielfach an Rätsel wie die Spieler sie z.B. aus Escape-Spielen kennen.
63,12 €
Fazit
Da mir Chronicles of Crime an sich und auch die damit verbundenen Spielmechaniken sehr gut gefallen hatten, habe ich die Millenium-Trilogie sehnlichst erwartet. Allerdings lag die Spielspass-Latte bei mir sehr hoch, denn more of the same wäre dann doch zu wenig.
Lucky Duck Games hat aber zum Glück an ein einigen Stellschrauben gedreht und das Spielerlebnis dadurch deutlich intensiver und atmosphärischer gemacht. Das wird durch die gelungene Gestaltung und die Illustrationen zusätzlich verstärkt, auch wenn sie leider nicht an die atmosphärische Qualität von Chronicles of Crime: 1400 heranreicht. Die sehr gute Einbindung des Zeitgeschehens, die wiederum zu einer deutlich dichteren Atmosphäre beiträgt, macht das aber wett. Auch das neue Element der Rätseleinlagen passt sehr gut. Die Rätsel selbst sind in den meisten Fällen so gut lösbar, dass die Dame in der Redaktion dafür nicht bemüht werden muss
Durch die Abkehr von den Visionskarten offenbart sich aber auch ein Manko. Es kann durchaus möglich sein, dass man bestimmte Story-Details nicht herausbekommt. Man hat zwar die richtigen Vermutungen, die Antworten der Gesprächspartner liefern aber nicht die gewünschten Informationen. Dadurch kann es passieren, dass man bei der Auflösung des Falls spekulieren muss, weil Zusammenhänge im Dunkeln liegen und erst durch die Auflösung der Story offenbart werden. Insbesondere das letzte und schwerste Szenario fand ich diesbezüglich etwas aufgebläht und unbefriedigend.
Mit Chronicles of Crime: 1900 ist den Verlagen Lucky Duck Games und Corax Games in meinen Augen aber eine Weiterentwicklung im Vergleich zu Chronicles of Crime gelungen. Man sollte sich aber auch im Klaren darüber sein, dass alle drei Millenium-Spiele parallel entwickelt wurden und es deshalb zwischen diesen keine entwicklungstechnischen Unterschiede sondern nur welche in Bezug auf die Verquickung von Atmosphäre und Story gibt.
Insofern ist auch Chronicles of Crime:1900 für alle Fans dieses Genres ein Pflichtkauf!
Redaktionelle Wertung:
Spieleranzahl: 1 bis 4
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 60 bis 90 Minuten
Preis: 27 Euro
Erscheinungsjahr: 2021
Verlag: Corax Games, Lucky Duck Games
Autor: David Cicurel, Wojciech Grajkowski
Grafiker: Aleksandra Wojtas, Karolina Jędrzejak, Katarzyna Kosobucka, Mateusz Komada, Matijos Gebreselassie
Genre: Analog-Digital Hybrid, Deduktion, Detektiv Spiel, Kommunikation
Zubehör:
Spielregel
Spielplan
Sieben doppelseitige Ortstafeln mit QR-Codes
Heimatortstafel mit QR-Code
20 Rätsel-Karten mit QR Code
30 Charakterkarten mit QR-Code
38 Gegenstandskarten mit QR-Code
15 Sondergegenstandskarten mit QR-Code
Sortiereinsatz