Das Sonnenrad: Platz der Plätze
Zentrales Element von Troyes Dice ist das Sonnenrad. Hierbei handelt es sich um eine zweiteilige Ablagetafel, die am Unterteil neun Ablageplätze bietet. Der obere Teil ist drehbar. Die Ausrichtung bestimmt, welche vier Plätze aktuell auf der Vormittags- und welche vier auf der Nachmittagsseite liegen. Der neunte Platz ist neutrale Zone, quasi die Nacht. Er spielt in dieser Runde nicht mit.
Die neun Stadtplätze, die an das Sonnenrad gelegt werden, sind doppelseitig bedruckt, Vorder- und Rückseite meist unterschiedlich. Jede Seite ist in einer der Farben gelb (Bürger), rot (Adel) oder weiß (Klerus) gehalten. Welche Seiten anfangs oben liegen, wird per Zufall bestimmt. Im Lauf des Spiels werden Würfel auf die Stadtplätze gelegt. Hat jeder ein Blatt vom Wertungsblock und einen Stift? Dann kann es schon losgehen!
Das ist ein Würfelspiel. Also werft die Würfel!
Vier Würfel sind im Spiel enthalten. Für ein Würfelspiel nicht viel. Dafür sind es spezielle Würfel: Sechsseiter mit Zahlen von 1 bis sechs (OK, das ist für Normalsterbliche und Geometriker Standard), einer davon schwarz (auch das ist noch keine Überraschung) und drei transparent (na also, wird doch schon!). Zudem haben sie ein recht großes Format. Ein Spieler wirft sie und reiht sie aufsteigend nach ihren Werten auf den Plätzen der aktuellen Tageszeit. Der niedrigste Würfel ist später am günstigsten zu kaufen, der höchste wird am teuersten sein. Wobei - da gibt es noch eine wichtige Einschränkung: Jener Stadtplatz, auf dem der schwarze Würfel zu liegen kommt, wird „zerstört” und vom Sonnenrad entfernt. Ab dem im zweiten Spielviertel kann der schwarze Würfel mit seinem Ergebnis zudem Schaden an den Wertungsbögen der Spieler verursachen (Plätze unbrauchbar machen). In der nächsten Runde wird der zerstörte Stadtplatz wieder mitspielen, allerdings mit seiner Rückseite.
Nun spielen alle gleichzeitig: Jeder sucht sich einen Würfel aus (es können sich durchaus mehrere Spieler denselben Würfel aussuchen), bezahlt ihn und führt die dazugehörige Aktion aus (streicht Dinge auf seinem Wertungsblatt an). In welchem Bereich des Wertungsbogen man aktiv werden darf, wird von der Farbe des Stadtplatzes bestimmt, dessen Würfel man gewählt hat. Natürlich spielt auch der Wert des Würfels eine Rolle: Bei manchen Aktionen schränkt er den Aktionsraum am Wertungsblatt noch weiter ein (etwa darf ich bei einem Wert 3 nur in der Spalte Nr. 3 bauen), bei anderen legt sein Wert proportional den Ressourcenertrag aus der Aktion fest (ich erhalte bei einer 5 fünf Ressourcen). Die Ressourcen dienen zum Bezahlen am Sonnenrad, sowie als Modifikator für Würfelfarben und -werte. Gebäude (für die beim Bau übrigens keine Ressourcen fällig werden) bringen einmalige und/oder dauerhafte Vorteile.
Sind ein Vormittag und ein Nachmittag absolviert, endet eine Runde. Für die nächste Runde wird das Sonnenrad um eine Position weiterbewegt und die Würfel werden neu geworfen. Nach acht Runden endet das Spiel.
Und wofür das alles?
Ziel des Spiel ist es, Siegpunkte zu erlangen. Die erhält man zum Beispiel für gebaute Gebäude. Aufgedruckte Figürchen (sogenannte Gefolgsmänner) erhält man in jedem Fall. Ob das Gebäude selbst auch nochmal Punkte bringt hängt davon ab, ob man sich einen entsprechenden Multiplikator erspielt hat. Gefolgsmänner gibt es für Adel, Bürger und Klerus. Wer sie gleichmäßig sammelt, wird durch Bonusaktionen belohnt. Weitere Punkte gibt es für ungenutzte Ressourcen.
Die Erweiterung ist inkludiert
Troyes Dice wird mit einer Erweiterung geliefert, die aus acht Plättchen besteht. In jeder Partie spielen nur drei zufällig gezogene mit. Sie werden jenen Stadtplätzen zugeordnet, die vorne und hinten gleichfarbig bedruckt sind. Anfangs liegt die Seite mit positivem Ereignis oben, wer den Würfel dieses Platzes nutzt, profitiert gleichzeitig vom Ereignis. Wird der Stadtplatz durch den schwarzen Würfel erstmalig zerstört, wechselt auch das Erweiterungsplättchen die Seite. Nun ist ein negatives Ereignis mit dem Stadtplatz verknüpft, das bei der Wahl des entsprechenden Würfels ebenfalls ausgeführt werden muss. Die negative Seite des Plättchens bleibt bis zum Spielende aktiv, auch wenn der Stadtplatz weitere Male zerstört werden sollte.
Fazit
Ihr habt es vielleicht schon gemerkt: Interaktion gibt es in diesem Spiel keine. Es ist viel eher eine Optimierungsaufgabe, die beliebig viele Spieler parallel in Angriff nehmen können. Auch ein Solospiel ist möglich. Wird es deshalb rasch langweilig? Nein, sicher nicht! Durch immer wieder neue Verteilung der Stadtplatzfarben (am Start, und sogar während der Partie ändernd), wechselnde Numerierung der Spalten, die zufälligen Würfelergebnisse etc. ist jede Partie ein Unikat. Das bedeutet auch, dass es nicht DIE siegbringende Strategie gibt, man muss auf die aktuellen Würfelergebnisse reagieren. Zum Beispiel kann ich den Bau einer Kathedrale am Plan haben. Wenn es aber in der aktuellen Phase nur einen weißen Stadtplatz gibt, und dieser durch den schwarzen Würfel eliminiert wurde, ist guter Rat teuer. Oder wenn ein weißer Stadtplatz zwar vorhanden ist, aber die Zahl dort so überhaupt nicht zu der Spalte passen will, in der ich bauen möchte. Da ist guter Rat teuer und ich muss Ressourcen opfern, um Würfelergebnis und/oder -farbe zu manipulieren.
Wir sehen: Troyes Dice benötigt ein wenig Glück, damit man viele Punkte machen kann. Es empfiehlt sich, am Beginn die eine oder andere Burg zu bauen, denn jede Burg schützt alle Felder der Auslage, die diese Zahl zeigen, vor dem schwarzen Würfel. Nur Burgen zu bauen, ist aber wenig gewinnbringend. Trachtet unbedingt danach, und hierin besteht die nicht zu unterschätzende Taktik-Komponente des Spiels, Boni einzufahren! Sei es für benachbarte Gebäude, gleichmäßiges Sammeln ...
Wer die Beeinflussung der Mitspieler für ein befriedigendes Spielerlebnis braucht, muss zum Original-Brettspiel Test001 greifen.
Redaktionelle Wertung:
Spieleranzahl: 1 bis 10
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 20 bis 30 Minuten
Preis: 22 Euro
Erscheinungsjahr: 2020
Verlag: Asmodee, Pearl Games
Autor: Alain Orban, Sébastien Dujardin, Xavier Georges
Grafiker: Alexandre Roche
Spieleserie: X
Zubehör:
1 Sonnenrad
9 Stadtplätze
4 Würfel
8 Erweiterungsplättchen
1 Wertungsblock
1 Spielanleitung