Einführendes
Die Punischen Kriege fanden zwischen 264 und 146 vor Christus statt. Den Namen haben sie von den Puniern, so nannten die Römer die Einwohner der Stadt Karthago. Karthago kennt vielleicht der eine oder andere aus dem Tunesien-Urlaub, wenn er dort mit dem Flugzeug gelandet ist.
Ebenfalls bekannt könnte Hannibal: Rome vs. Carthage sein, immerhin datiert das Spiel aus dem letzten Jahrtausend. Wir haben nun die neue Edition zum 20jährigen Jubiläum am Tisch. Sie inkludiert zudem das Spiel Hamiclar: First Punic War, das früher separat verkauft wurde. Was hat sich geändert? Es gibt einen Schnellstart für Wissende, überarbeitete Spielregeln, neu designtes Spielmaterial ... Im Grunde sind es aber noch immer dieselben Spiele wie damals.
Unboxing
Nimmt man die Box von Hannibal & Hamilcar in die Hand (sie hat die Größe der Siedler von Catan), fällt als Erstes das hohe Gewicht auf. Beim Öffnen zeigen sich eine Reihe von Kartenpaketen, ein großer (und dicker) Spielplan, vier Stanzbögen, drei Hefte mit Spielanleitung, Szenarien etc., Übersichtsbögen, Würfel und ein Tray mit Miniaturen. So wie bei den meisten Spielen mit Tabletop-Einschlag ist die Spielanleitung ein ordentlicher Schmöker (ca. 30 Seiten), dazu eine Reihe von Spezialitäten für die unterschiedlichen Szenarien.
Spielablauf
Wir haben ein Tabletop-Spiel vor uns, also wird mit harten Bandagen gekämpft. Gesteuert wird der Ablauf vor allem durch Strategiekarten. Jede Karte kann auf zwei Arten genutzt werden: Entweder man nutzt die angegebenen Aktionspunkte (für Bewegung oder Verstärkung), oder das angegebene Ereignis. Armeen formieren sich, ziehen mit ihrem ihrem Anführer durch die Lande, schlagen aufständische Stämme nieder und versuchen ihren Einflussbereich zu maximieren. Die Topologie beeinflusst, wie man sich bewegen kann. Die Überquerung eines Alpenpasses ist zum Beispiel aufwändiger, als sich durch flaches Gelände zu bewegen. Ein wenig Würfelglück muss dann aber doch an der einen oder anderen Stelle sein.
Ziel des Spiels
Einen kompletten Krieg durchzuspielen würde den Rahmen sprengen (das Spiel dauert auch so lang genug), also sucht man sich für jede Partie ein neues Szenario aus. Dieses erweitert und/oder verändert die Basisspielregeln. Am Ende zählt immer, wer mehr der wichtigen Provinzen (es gibt wichtige und weniger wichtige) kontrolliert. Das Spiel kann vorzeitig enden, etwa wenn man die gegnerische Hauptstadt erfolgreich belagert hat.
Fazit
Die Spielregel von Hannibal und Hamiclar ist ein Moloch. Dreißig Seiten pure Theorie erläutern diverse Bewegungs-, Belagerungs-, Kampfregeln und Co. Das alles zu lernen ist eine abendfüllende Aufgabe und erfordert Konzentration. Sonst geht es einem so wie mir: Nach fünfzehn Seiten wusste ich schon nicht mehr, was eigentlich auf den ersten Seiten beschrieben wurde. Wenn man die dreißig Seiten durch hat, ist man noch lange nicht fertig, nein. Es folgen zwanzig weitere Seiten, in denen es um die Umsetzung der Regeln in die Praxis geht. Das hätte ich mir schon ein wenig nebenher gewünscht, denn nur in der Theorie, ohne sich das Spielmaterial anzusehen, fehlt einem das Vorstellungsvermögen ... Nicht zu vergessen, dass man auch noch die Regelvariationen für das jeweilige Szenario beachten muss! Alleine für Hamilcar warten da siebzehn weitere Seiten. Die ersten Partien sind natürlich begleitet davon, dass man immer wieder Nachschlagen muss. Immerhin gibt es ein paar Anfängerszenarien, wo man solo ans Werk gehen und sich so auf eine größere Spielrunde vorbereiten kann.
Die Ausstattung des Spiels kann sich sehen lassen: Jeder Anführer hat seine eigene Miniatur (und teils eigenen Spezialregeln). Die Illustrationen sind Spitzenklasse. Die Geschehnisse und Rahmenbedingungen der damaligen Zeit lassen sich tatsächlich erahnen. Allerdings scheint auch durch, dass das Spiel zwanzig Jahre auf dem Buckel hat. Die in den vergangenen Jahren entwickelte Raffinesse hat keinen Eingang in Regeln, Karten etc. gefunden, alles ist wie damals. Irgendwie retro. Nichts desto Trotz spiele ich immer noch lieber mit einem Kartendeck als Entscheider für Kämpfe, als mich auf ewiges Würfelglück verlassen zu müssen. in dieser Hinsicht hat Hannibal und Hamiclar die Nase vor vielen anderen, auch neueren, Spielen.
Wer den Einstieg in Tabletops sucht, ist hier nicht unbedingt an der richtigen Adresse, zu umfangreich ist die Sache. Unter den Tabletop-Profis gibt es zwei Gruppen: Die eine (größere) vergöttert das Spiel, die andere (deutlich kleinere) kann ihm nichts abgewinnen. Wer mit einem Kauf liebäugelt, sollte vorher wenn möglich das Spiel ausprobieren!
Redaktionelle Wertung:
Spieleranzahl: 2
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 45 bis 240 Minuten
Preis: 60 Euro
Erscheinungsjahr: 2017
Verlag: Asyncron Games, Feuerland Spiele, Phalanx Games.pl
Autor: Jaro Andruszkiewicz, Mark Simonitch
Grafiker: Bartłomiej Jędrzejewski, Paweł Kaczmarczyk, Piotr Slaby, Rafal Szymanski
Genre: Tabletop
Zubehör:
1 Spielplan (doppelseitig)
24 Miniaturen (mit Box)
111 Strategiekarten
48 Landkampfkarten
18 Seetaktikkarten
43 Generalskarten
110 Kontrollplättchen
66 Kampfeinheitsmarker
23 Generalsmarker
15 Stadtmarker
11 Stämmemarker
9 Belagerungsmarker
20 Schiffsmarker
1 Seeherrschaftsmarker
1 Rabenmarker
1 Statthaltermarker
1 Diktatormarker
1 Rundenanzeiger
15 Vorratsmarker
1 Archimedesmarker
1 Festungsmarker
1 Taktikmarker
6 Spezialwürfel
1 Regelheft
1 Spielbuch
1 Szenarienheft
2 Übersichtstafeln