Als ich Mit List und Tücke zum ersten Mal in der Hand hatte, musste ich wegen des Themas dieses kleinen Kartenspiels und der entsprechenden Illustrationen sowohl an Reinecke Fuchs von Johann Wolfgang von Goethe als auch an den Disney Zeichentrick-Klassiker Robin Hood denken, denn das Spiel findet thematisch am Hof des Königs der Tiere, dem Löwen, statt.
Dort versucht jeder den Anderen zu übertrumpfen, um mit Hilfe der 20 durchnummerierten, tierischen Charaktere den meisten Einfluss am königlichen Hof zu erlangen. Einfluss kann man in drei Kategorien erhalten: kirchlich, magisch und königlich.
In Mit List und Tücke werden vier Kapitel gespielt, wobei jedes Kapitel aus vier Runden besteht. In jeder dieser Runden legen die Spieler jeweils eine Charakterkarte und führen sofort die zugehörigen Anweisungen auf der Karte aus. Insgesamt spielt also jeder Spieler 16 Charakterkarten aus. Am Ende der Runde wird überprüft, welche offen ausliegende Karte die höchste Zahl hat. Der entsprechende Spieler wird in der folgenden Runde Startspieler. So bildet sich im Laufe der vier Runden vor jedem Spieler ein offen liegender Stapel. Allerdings gibt es natürlich, wie es bei Intrigen am Hofe üblich war, die Möglichkeit, gegnerische Charaktere auszuschalten bzw. zu beseitigen. Dafür erhält der Mörder nicht nur einen Siegpunkt, nein, der gemeuchelte Charakter muss mitsamt aller offen darunter liegenden Charakterkarten auf die Rückseite gedreht werden.
Nach vier Runden endet ein Kapitel und es folgt die Auswertung. Dabei erhalten die Spieler aus dem allgemeinen Vorrat jeweils Einflusspunkte in der Art und Menge, wie sie auf ihren noch lebenden, also offen liegenden, Charakteren abgebildet sind.
Für das nächste Kapitel werden die Karten wieder neu gemischt und entsprechend den Regeln neu verteilt. Dazu erhält jeder Spieler zweimal zwei Karten, behält eine und gibt die andere an seinen Nachbarn weiter. So verfügt zu Beginn der Runde jeder Spieler über genau vier Charakterkarten und kennt jeweils eine seiner beiden Nachbarn.
Sind alle vier Kapitel gespielt, werden die über die 16 Runden gesammelten Einflusspunkte der Spieler in Siegpunkte umgewandelt. Dazu wird die gesammelte Anzahl einer jeden Sorte des Spielers mit der noch im allgemeinen Vorrat verbliebenen Anzahl derselben Sorte multipliziert. Deshalb sollte man versuchen, seinen Einfluss möglichst breit zu streuen und sich nicht nur auf eine Sorte festlegen. Zusätzlich gibt es noch für jede Beseitigung eines anderen Charakters einen Siegpunkt. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten hat gewonnen.
13,99 €
Fazit
Mikrospiele sind spätestens seit Love Letter schwer in Mode und auch Mit List und Tücke schlägt in diese Kerbe. Lediglich 20 Karten, das klingt easy. Ist es aber keinesfalls! Das beginnt schon bei den zwanzig unterschiedlichen Charakteren, deren Eigenschaften und den möglichen Kombis. Allein um diese Möglichkeiten zu überblicken, sollte man zwei bis drei Probepartien einplanen.
Grafisch und haptisch sind die Spielkarten über jeden Zweifel erhaben. Allerdings täuscht der Niedlichkeitsfaktor der Illustrationen über den wahren Kern des Spiels. Hier gehören Gemeinheit und Hinterlist genauso wie Taktik und natürlich Glück beim Kartenziehen zum Spiel. Wer zart besaitet ist und Verlust oder persönliche Angriffe nicht ertragen kann, sollte um dieses Spiel einen weiten Bogen machen! Durch die kurze Spielzeit und die hohe Variabilität hat Mit List und Tücke einen hohen Wiederspielreiz und eignet sich zudem auch großartig als Reisespiel.
Redaktionelle Wertung:
Spieleranzahl: 3 bis 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 20 bis 30 Minuten
Preis: 13 Euro
Erscheinungsjahr: 2016
Verlag: Kosmos
Autor: Michael Rieneck
Grafiker: Franz Vohwinkel
Genre: Karten
Zubehör:
20 verschiedene Charakter-Karten (je 10 mit heller und 10 mit dunkler Rückseite)
1 Karte „Kapelle“
8 Übersichtskarten (4 x Charakter-Übersicht und 4 x Beseitigungsplan)
39 Einflussplättchen (je 13 x in Blau, Grün und Gelb)
12 Beseitigungsplättchen (8 x 1er und 4 x 3er)
Startspieler-Karte
Spielanleitung