Es ist fast schon Tradition, dass erfolgreiche Spiele auch als Bibel-Varianten erscheinen: ich denke hier an
Die Siedler von Catan (bzw. dann von Kanaan) oder
Monopoly (das als
Shalom erhältlich war). Auch
Carcassonne hat eine solche Variante aufzuweisen, die sich
Die Baumeister des Königs nennt. Die ursprüngliche Idee dazu war in den USA, in denen christliche Inhalte sozusagen als Werbezwecke für die Kirche genutzt werden. Mit der Umsetzung selbst war aber wieder der ursprüngliche Autor
Klaus-Jürgen Wrede betraut, seines Zeichens Religionslehrer - na wenn das nicht passt...
Entsprechend liegt der Schauplatz in vergangenen Tagen, als
König Salomon herrschte. Er war ein steter Förderer des Bauwesens, woraus der Titel des Spiels resultiert. Gebaut werden, nach alter
Carcassonne-Manier, vor allem Städte und Straßen. Die neuzeitlichen Klöster mussten den antiken Tempeln weichen. Die Wiesen sind nun Weiden, ähnlich wie damals bei
Carcassonne - Die Jäger und Sammler; mit dem Unterschied, dass sich gutmütige Schafe und böse Wölfe dort herumtreiben.
Aber auch aus diversen
Carcassonne-Erweiterungen finden sich Details: So gibt es die großen Gefolgsmänner aus der ersten Erweiterung, trotzdem können nur fünf Spieler teilnehmen (so der Aufdruck auf der Schachtel, natürlich kann man einen weiteren Satz Spielsteine mitverwenden; allerdings wird die Zahl an Plättchen je Spieler dann schon gering). Gleichsam sind die Wirtshäuser am See zu Oasen mutiert, die Straßenzüge aufwerten.
Grundlegend hat sich am Ablauf nichts geändert: Kärtchen ziehen, anlegen, eventuell Gefolgsmann setzen und eventuell werten. Allerdings gibt es nun eine Alternative zum Einsetzen des Gefolgsmannes: Man kann die Bundeslade bewegen! Sie kommt ins Spiel sobald die erste Stadt vollendet ist und darf bewegt werden, sobald ein Tempel ausliegt. Die Bewegung darf aber nicht wahllos erfolgen, sondern muss immer zielgerichtet zu einem Tempel erfolgen. Gefolgsmänner entlang der zurückgelegten Strecke erhalten jeweils einen Punkt.
Um einen Tempel fertigzustellen, müssen nur die vier waagrecht und senkrecht angrenzenden Felder belegt sein. Neu ist auch, dass das Tempelplättchen an allen Seiten einen Straßenzugang hat und man den Gefolgsmann nicht auf den Tempel selbst setzen muss. Bei der Wertung werden nämlich alle Gefolgsleute auf dem Tempelplättchen und den vier angrenzenden Plättchen zusammengezählt! Das ist durchaus etwas für Zocker: Wer nämlich auf eine Straße oder Stadt setzt riskiert, dass die Straße oder Stadt vor dem Tempel fertig wird und der Gefolgsmann somit entfernt ist und bei der Tempelwertung fehlt.
Eine wichtige Änderung gab es betreffend dem großen Gefolgsmann: Er hat nun genauso nur eine Stimme wie ein normaler Gefolgsmann, verdoppelt aber die mit ihm erreichten Punkte. Allerdings unterliegt auch dies einer Einschränkung, da er nur in Städte gesetzt werden kann und nur ein einziges Mal verwendet werden darf - dann ist er aus dem Spiel.
Wir sehen: Es sind einige Elemente enthalten, die ein komplett anderes Spielverhalten voraussetzen. Die Meinungen zur neu eingeführten Bundeslade (wer in Bibeldingen nicht so versiert ist, kann am Ende der Spielregel etwas darüber nachlesen) waren geteilt, tendierten aber eher ins Negative. Auch ich konnte mich bislang nicht damit anfreunden. Genausowenig gefallen mir die grafische Gestaltung und die arge Beschneidung (welch passendes Wortspiel für ein US-Spiel...) des großen Gefolgsmannes; man hätte ihm wenigstens das Vergnügen der kompletten Partie gönnen können, da er nun oft Opfer destruktiver Spielweise wird.