Spiele, deren Zubehör sammelbar ist, überschwemmen gerade den Markt. Egal ob Sammelkarten oder Sammelminiaturen, für jeden Geschmack ist etwas dabei: Mangas, Science Fiction, Horror oder Fantasy.
Der neueste Streich der Sammelminiaturen-"Erfinder"
Wizkids heißt
Rocketmen und hier geht es um Raumschiffe, deren Besatzung und Rohstoffe. Die Spielregel ist auf englisch, zum jetzigen Zeitpunkt gibt es noch keine deutsche Übersetzung dafür. Sie sollte aber bald auf der Homepage von Wizkids zum Download bereitstehen.
Die Idee der Sammelminiaturen ist nicht mehr ganz neu, dennoch lassen sich gewitzte Spieleentwickler immer etwas Neues einfallen: Rocketmen ist eine Mischung aus Sammelkartenspiel und Sammelminiaturenspiel. Zu Beginn ist das Spielzubehör in Karten gepresst, diese sind in einem sogenannten Booster verpackt. Diese Karten sind bereits vorgestanzt und man kann das Spielzubehör leicht herausdrücken um z.B. Raumschiffe zu bauen. Nach dem Spiel kann man praktischerweise wieder alles in die Karten hineindrücken, sodass man alles platzsparend verstauen kann. Erstmals angewandt wurde dieses Prinzip beim sehr erfolgreichen Spiel
Piraten der Spanischen Meere, ebenfalls von Wizkids.
In
Rocketmen: Axis of Evil gibt es verschiedene Fraktionen. Jeder Spieler kann sich eine Fraktion aussuchen mit der er spielen möchte. Die Raumschiffe und deren Besatzung haben Punktewerte und jeder stellt 2 Teams zusammen: das Team mit dem sofort gespielt wird und das Reserve-Team.
Im Spiel selbst gibt es zwei erklärte Ziele: punktemäßig überlegen zu sein und/oder den Gegner vollständig zu vernichten. Mit den witzigen Raumschiffen kann man Gegner abschießen, mit einigen kann man aber auch zu Asteroiden reisen um Rohstoffe zu suchen, die man a) für die Siegpunkte braucht bzw. b) um das Reserve-Team ins Spiel zu bringen.
Zu Beginn des Spieles werden nach einem bestimmten Zufallsprinzip die Asteroiden verteilt und rundherum gibt es Rohstoffe, die man abbauen kann. Es bekommt natürlich auch jeder Spieler einen Heimatasteroiden wo man alle gesammelten Rohstoffe horten kann und wo diese sicher aufgehoben sind.
Raumschiffe sowie Besatzungsmitglieder haben nicht nur verschiedene Punktewerte (für die Zusammenstellung), sie können auch Sonderfunktionen haben die im Laufe des Spieles oft nicht unwichtig sind. Außerdem darf jeder Spieler seine Schiffe mit Schutzschilden und Lasern ausstatten, sodass sie bessere Rüstung haben oder effektiver schießen können. Schiffe ohne Laser können überhaupt nicht angreifen und dienen meist nur dem Transport von Waren. Abgesehen von diesen Werten haben natürlich alle Schiffe Vor- und Nachteile: kleine und wendige Schwadrons sind zwar schnell und können einiges an Schaden anrichten, aber wenn sie unter Beschuss geraten sind sie meistens chancenlos. Die Spieler müssen also schon zu Beginn des Spieles gut überlegen wie sie ihre Schiffe ausstatten möchten: aggressiv oder defensiv.
Der Spielablauf selbst ist eine Aneinanderreihung von Aktionen: Jeder Spieler kann mit seinen Schiffen soviele Aktionen durchführen wie auf dem Beschreibungskärtchen für das Schiff angegeben ist. Schiffe können sich drehen, andocken, ausweichen, angreifen, sich bewegen, oder nach Rohstoffen schürfen. Wenn ein Schiff angreift, ist sein Zug danach automatisch zu Ende. Der Erfolg eines Angriffes hängt natürlich stark von der Ausstattung eines Schiffes und vom Würfelglück ab: mit zwei Würfeln wird gewürfelt, 1/1 ist immer ein Mißerfolg, 6/6 dafür immer ein Erfolg. Ansonsten muss man über die Rüstungsklasses des Schiffes würfeln, sämtliche Abzüge und Boni der involvierten Schiffe muss man natürlich berücksichtigen. Ein Schiff verschwindet vom Spielplan wenn alle Schutzschilde und alle Laser zerstört sind und ein weiterer Schuß das Schiff trifft.
Auf den Spielkarten, die zu einem Schiff gehören, kann man u.a. sehen wie weit es sich bewegen oder wie weit es schießen kann. Diese Werte können sich grob unterscheiden: ein schnelles Schiff muss nicht unbedingt weit schießen können oder umgekehrt.
Zusammenfassend könnte man sagen dass
Rocketmen: Axis of Evil kein schwieriges und im großen und ganzen auch kein sehr spannendes Spiel ist.
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger
Piraten der Spanischen Meere hat mich das Spielmaterial nicht sonderlich beeindruckt; die kleinen Raumschiffe sind zwar ganz niedlich aber furchtbar unpraktisch. Mal fällt hier ein Schutzschild runter, dann verbiegt man dort beim Anbringen des Lasers ein Schwadron-Schiff und der verdammte Captain will auch nicht an seinem Platz bleiben. Alles in allem hat die Zusammensetzung bei den Seeschiffchen von
Piraten der Spanischen Meere (kurz PoSM) einfach viel besser funktioniert.
Desweiteren hat mich die Bewegungsphase schon bei "PoSM" gestört: umständliches Herumfuchteln über der Spielfläche: da verrutscht ein Raumschiff, hier ein Asteroid und dort ein Rohstoff. Wofür soll man dann überhaupt noch die genauen Abstände zwischen Schiffen messen? Da schießen wir doch lieber Pi mal Daumen: weitaus weniger aufwendig und bei nicht allzu peniblen Spielern die einfachere und spaßigere Lösung. Turniere kann man auf diese Art und Weise aber nicht austragen.
Gestört hat mich außerdem, dass man manche Fraktionen manchmal sehr schlecht unterscheiden kann. Dass der Name eines Schiffes auf der Unterseite der Base steht hat es den Anfängern auch nicht unbedingt leichter gemacht.
Ob dieser ganzen Nachteile ist der Spielspaß natürlich schon sehr stark getrübt. Ausgeglichen hätte das ganze sicherlich werden können wenn das Spielsystem selbst innovativ wäre. Aber eine einfache Aneinanderreihung von ein paar Aktionen, das halbherzige Hinstürmen zu den wichtigen Rohstoffen und das bischen Würfeln hat niemanden überzeugt. Weder in den größeren noch in den kleineren Spielrunden.