Spieletest.at: Wann wurde deine Firma gegründet?
Ich habe diese Firma im Juli 2006 gegründet, um mein erstes Spiel
Border Reivers auf den Markt bringen zu können.
Spieletest.at: Wie kam die Idee einen eigenen Verlag zu gründen?
Ich erfand ein Spiel, das ich getestet habe und war damit über mehrere Jahre glücklich. Einmal dachte ich, dass das Spiel fertig ist und ich habe es beiseite gelegt. Ein paar Jahre später meinte ich, ich sollte es veröffentlichen, damit es auch andere Leute spielen können. Ich hatte keine Ahnung, ob es beliebt sein würde oder nicht. So habe ich nur 100 Stück mühselig per Hand selbst produziert (jedes Spiel benötigte 3 Stunden fürs Kleben, Schneiden und Zusammenstellen).
Spieletest.at: Wow, ein großes Kompliment für all die Handarbeit für dein erstes Spiel. Ich habe noch eine andere Frage. Wo hast du damals Border Reivers verkauft?
Ich habe
Border Reivers auf Messen in UK und über meine Website verkauft (mit der Hilfe von
www.boardgamegeek.com).
Spieletest.at: Wieviele Mitarbeiter sind in deiner Firma beschäftigt? Für wieviele ist es eine Vollzeitarbeit?
Ich bin der einzige Mitarbeiter. Seit April 2008 ist es meine Vollzeitbeschäftigung. Für
Reiver Games arbeite ich in einem Gästezimmer in meinem Haus. In der Garage habe ich ein paar Spiele lagernd, aber die meisten Spiele sind in einem Warenlager deponiert.
Spieletest.at: Was sind die Vorteile eines eigenen Verlags?
Wenn du selbstständig arbeitest, dann hast du beides – Vorteile und Nachteile. Ich kann mir meine Stunden selbst einteilen und ich bin niemandem außer mir eine Antwort schuldig. Die Nachteile resultieren daraus, dass ich noch neu in diesem Geschäft bin. So mache ich viele Fehler – eine erfahrene Hand wäre toll!
Spieletest.at: Würdest du anderen Spieleerfindern zu mehr Mut raten, ihre Spiele selbst zu produzieren?
Es ist wie ein Liebesdienst! Wenn du soviel Zeit hast und es so machst, wie ich es für die erste Edition von
It`s Alive! und
Border Reivers gemacht habe, dann ist es harte Arbeit, aber es benötigt kein großes Kapital und es lohnt sich sehr. Wenn du mehr Geld zur Verfügung hast, dann ist eine professionelle Produktion der bessere Weg, aber es ist auch sehr riskant. Beide Wege sind möglich, aber seid sicher, dass ihr genügend ehrliches Feedback bekommen habt! Ihr selbst seid überzeugt, dass es das beste Spiel überhaupt ist, aber nicht jeder wird euch zustimmen.
Spieletest.at: Wo steckt Arbeit drinnen, die man als Konsument nicht sieht?
Normalerweise engagiere ich einen Zeichner für die Illustrationen meiner Spiele, aber das ganze Layout und das grafischen Design mache ich selbst. Zusätzlich versuche ich bei Spielern mehr Aufmerksamkeit für meine Spiele zu bekommen und für den Verkauf meiner Spiele Zwischenhändler und Geschäfte zu kontaktieren.
Spieletest.at: In welchen Stückzahlen produzierst du? Und welche Spiele sind gerade auf dem Brettspielemarkt erhältlich?
Von
Border Reivers habe ich 100 Stück gemacht, das nach einen Jahr ausverkauft war. Dann folgten 300 Stück des selbst gemachten
It`s Alive! von
Yehuda Berlinger, das auch nach einem Jahr ausverkauft war. Danach wurde
Reiver Games für mich ein Vollzeitjob und ich bin zu einer professionellen Produktion übergegangen. Ich habe mit 3000 Stück von
It`s Alive! und 2000 Stück von
Carpe Astra begonnen und diesen Sommer folgt
Sumeria mit 3000 Stück.
It`s Alive! und
Carpe Astra sind immer noch in Europa und in ein paar Gebieten im Osten und Nordamerika erhältlich.
Sumeria kommt im Juni heraus.
Spieletest.at: Wo werden deine Spiele produziert?
It`s Alive! wurde in UK bei einer belgischen Firma hergestellt, aber
Carpe Astra und
Sumeria sind bei Ludo Fact in Deutschland produziert worden. Ich möchte meine Spiele in der EU produziert haben, obwohl die Gewinnspanne für mich kleiner ist, aber ich weiß, dass niemand ausgenutzt wurde und es benötigt weniger Erdöl für den Transport der Spiele von Deutschland, als wenn ich sie in China herstellen lassen würde.
Spieletest.at: Wie viele Menschen waren an der Entwicklung des letzten Spiels Carpe Astra involviert?
Die Original-Vorlage wurde von
Ted Cheatham (Silk Road) eingesandt. Ich mochte die Kernmechanik, aber das Spiel war für meinen Geschmack zu leicht. So haben Ted und ich es nach vielen Testspielen in etwas wesentlich Schwereres geändert. Ich habe einen Freund (
R. H. Aidley, der auch
It`s Alive! und
Ice Flow illustrierte) kontaktiert und gebeten, uns die Illustration zu machen. Neben uns dreien waren noch dreißig Spieletester involviert, die für das Testen, ihre Vorschläge für den Spielmechanismus und auch für das prüfende Lesen der Anleitung unbezahlbar waren.
Spieletest.at: Warst du von Anfang an erfolgreich oder hattest du auch Rückschläge zu erleiden?
Definiere erfolgreich! Meine beiden ersten Spiele waren nach einem Jahr ausverkauft und haben Profit gebracht. Aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich den Verlag in meiner Freizeit geführt und habe kein Gehalt erhalten. Jetzt, wo ich die Spiele professionell produzieren lasse, kann ich die Stückzahlen erhöhen, die sich auch gut verkaufen lassen. Die schwierigste Sache ist, die Menschen auf das Spiel aufmerksam zu machen. Die Firma läuft von selbst und das sieht auch gut aus, aber in der nächsten Zukunft kann ich mir trotzdem keinen Sportwagen leisten! ;-)
Spieltest.at: Ich gratuliere! :-)
Spieletest.at: Wie und wo findest du die Ideen für deine Spiele? Sind das alles deine Ideen?
Border Reivers war meine eigene Idee, die mir bei einer sehr langen Partie
Mighty Empires kam. Ich mochte das Konzept des Spiels, aber hatte nie genug Zeit für eine Spielpartie, da es so lange dauerte.
It`s Alive! und
Carpe Astra waren die Ideen anderer, wobei ich das Thema optimierte (und die Endversion von
Carpe Astra co-designte). Bei
Sumeria gab ich einen kleinen Input – es war ein tolles Spiel und zwar schon ab dem Zeitpunkt, an dem ich es das erste Mal spielte.
Spieletest.at: Woher kommen die Ideen für die Spielthematiken?
Die meisten Spiele, die ich veröffentliche, kommen von anderen Erfindern, wobei ich oft ein paar Änderungen mache. Bei
It`s Alive! änderte ich das Thema vom Sammeln verschiedenfarbiger Kerzen für einen jüdische Menorah-Kerzenhalter zu einem Körperteil-Sammelspiel, um Frankensteins Körper bauen zu können. Die Idee dafür kam von einem Freund, der den Vorschlag machte, dass man schreien müsse, wenn man fertig ist.
It`s Alive! („Es lebt!“) ist seit Jahren eines meiner Lebensmottos. Bei
Carpe Astra wurde auch das Thema gewechselt und zwar vom persönlichen Netzwerk zu Politik im All. Die allererste Idee war amerikanische Präsidentenpolitik, aber ich verpasste 2008 die Präsidentenwahl und ich grübelte dann über ein ähnliches Thema. Bei
Sumeria habe ich das Thema nicht geändert – das ist die Originalidee des Autors.
Spieletest.at: Macht es Sinn bei dir Ideen einzusenden? Wenn deine Antwort ja ist, wie sollte man sie dir schicken?
Ja! Ich bin immer auf der Suche nach neuen Spielen, die ich veröffentlichen kann. In erster Instanz bitte ich um ein paar Zeilen zum Spielmechanismus, Thema und weitere Details. Wenn ich die Art des Spiels mag, dann frage ich nach den Spielregeln und wenn es mich immer noch interessiert, dann bitte ich um einen kompletten Prototypen.
Spieletest.at: Was war dein größter Erfolg?
Ich bin noch am Beginn, denke ich. Es benötigt viel Arbeit, um eine Firma aus dem Boden zu stampfen, ein Spiel heraus zu bringen und das dann auch bis zum letzten Stück zu verkaufen. Das ist das, worauf eine Firma aufgebaut ist.
Spieletest.at: Was ist bei deinen Spielen wichtig und was haben sie gemein?
Ich denke, das Wichtigste bei jedem Spiel, das ich veröffentlicht habe, ist, dass ich Spaß daran habe. Das ist es was sie alle gemein haben.
Border Reivers ist ein sehr leichtes Kriegsspiel.
It`s Alive! ist ein kurzes, spaßiges Auktions- und Sammelspiel.
Carpe Astra ist ein Euro-Spiel (Spiele, wie Brettspiele, die in den letzten 10 Jahren aus Deutschland gekommen sind – Z. B.:
Die Siedler von Catan oder
Carcassonne) – einfache Regeln, aber ein überraschend tiefes Spielprinzip. Und in gegebener Zeit finde ich vielleicht eine Nische, wo die meisten meiner Spiele hineinfallen könnten, aber im Moment besitze ich eine buntgemischte Vielfalt.
Spieletest.at: Welches deiner Spiele magst du am liebsten?
Kein Kommentar! ;-) Ehrlich gesagt, ich mag sie alle, sonst hätte ich sie nicht auf den Markt gebracht.
Spieletest.at: Was sind deine nächsten Projekte?
Ich habe mich hauptsächlich darauf fokussiert
Sumeria fertig zu bekommen. So wie bei
It`s Alive! wird auch
Sumeria bi-lingual (Englisch und Deutsch) erscheinen und im Moment beende ich das Layout und versuche die Regeln ins Deutsche übersetzen zu lassen.
Sumeria wurde für eine Veröffentlichung im Juni für die UK-Spiele Expo vorgesehen (Käufer, die vorbestellen, erhalten 30% Rabatt). Danach muss ich ein oder zwei Spiele aussuchen, die ich auf der Spiel09 in Essen veröffentlichen möchte.
Spieletest.at: Das heißt, dass du nur 3-4 Monate benötigst, um ein Spiel verkaufen zu können, wie für die Spiel09?
Idealerweise habe ich etwas länger Zeit, aber wenn, dann wäre ich glücklich, wenn ich ein Spiel bekomme, das in 4 Monaten erledigt ist.
Spieletest.at: Was machst du um mehr Aufmerksamkeit für deine Spiele zu erhalten?
Das ist ein anderer wichtiger Blickpunkt, den ich im Moment habe. Wir haben einen überfüllten Spielemarkt und ich als eine der kleineren Firmen habe ein limitiertes Marketing-Budget. Ich habe versucht herauszufinden, was die meist effektivste Werbung ist, die ich auch bezahlen kann. So habe ich in Kürze auf
www.boardgamegeek.com einen Wettbewerb laufen und vielleicht mache ich auf
www.spielebox-online.de Werbung.
Spieletest.at: Wer sind die Käufer deiner Spiele?
Es ist schwer zu sagen, da sowohl ein Zwischenhändler und als auch ein Geschäft zwischen mir und meinen Käufern liegen. Anfänglich dachte ich, dass Spielesammler meine Spiele kaufen, aber jetzt denke ich, dass es allgemeine Spieler sind. Vielleicht verkaufe ich mehr Spiele in Amerika als anderswo?
Spieletest.at: Wie ist das Feedback auf deine Spiele?
Die Mehrheit ist sehr positiv gestimmt, aber wie überall kannst du es nicht jedem Recht machen. Generell mögen die meisten Leute meine Spiele.
Spieletest.at: Hast du auch Lieblingsspiele bei anderen Verlagen?
Mein Lieblingsspiel ist
Carcassonne, das meine Top 5 mit
Puerto Rico,
Race for the Galaxy,
PitchCar und
Battlestar Galactica - Das Brettspiel anführt.
Spieletest.at: Siehst du einen Unterschied zwischen dem englischen und dem deutschen Markt?
Ich denke, der englische Markt ist viel kleiner und weniger etabliert als der deutsche Markt, aber er wächst. Ich denke, die englischen Spieler handeln mehr wie amerikanische Spieler – sie mögen ein fesselndes Thema und ein wenig Konflikt.
Spieletest.at: Wie siehst den Spielemarkt in der Zukunft?
Ich hoffe, dass der Markt wächst. Ich denke, da ist viel Raum für die Expansion in Amerika und UK möglich. Ich vermute, dass der Markt in Deutschland und Europa weniger weiter wächst, da sich das Gesellschaftsspiele spielen schon mehr als Hobby etabliert hat.
Spieletest.at: Vielen dank für das Interview! :-)