Mitte der 70er Jahre bot das Kino den Knirpsen und Pubertierenden dieser Welt noch nicht recht viele Identifikations-Figuren. „Dirty Harry“ war zwar schon da, aber Filme dieser Art waren doch eher an Erwachsene gerichtet. „Superman“ war – zumindest auf der Kinoleinwand – noch nicht geboren und mit ihm fehlten auch alle anderen Superhelden, die die Kinosäle heutzutage legionenhaft beherrschen. Die kleine und sehr überschaubare Welt des Kinos, in der sich Kleinkinder und gerade-mal-so-halb-und-halb-Jugendliche bewegen durften, war beherrscht von Louis de Funes, Pierre Richard, Bud Spencer und Terence Hill. Wahrlich keine guten Aussichten, jemals einem wahren Helden zu begegnen…
Doch dann dämmerte das Jahr 1978 herauf! Und in diesem Jahr durfte ich mir mit meinen damals fast zwölf Lebensjahren – und klarerweise in Begleitung meiner Eltern – das erste Mal so etwas wie einen „richtigen“ Kinofilm ansehen. Und so nahmen wir am 18. Februar 1978 im Capitol-Kino in Mödling Platz. Als das Licht im Saal verlöschte, rutschte ich erwartungsvoll auf meinem Holzsessel herum und hatte noch keine Ahnung davon, dass die Bilder und die Musik, die in wenigen Sekunden über die Leinwand huschen und durch die für damalige Verhältnisse tatsächlich gewaltige Lautsprecher-Anlage dröhnen sollten, mein Leben mit einem Schlag für immer verändern würden! KRIEG DER STERNE raubte mir den Atem! Nur knapp neun Jahre nach der ersten bemannten Mondlandung und den milchig-trüben schwarz/weiß-Bildern, die von diesem Ereignis zur Erde übertragen wurden und sich dort ins kollektive Bewusstsein der Menschheit brannten, eröffnete mir dieser für meine Kinderaugen unglaublich staunenswerte Film eine gänzlich neue Welt und ein völlig neues Weltbild.
Wir beide – der kleine Franzi aus dem kleinen Österreich und das unüberblickbar große Universum, in dem der unbeschreibliche Sternenkrieg bereits ab der ersten Filmsekunde zu toben begann - fanden zur richtigen Zeit und am richtigen Ort zusammen. Und danach war nichts mehr so wie früher. Plötzlich gab es den – offenbar gleichzeitig mit mir – zum Helden heranwachsenden Luke Skywalker, es gab Prinzessin Leia Organa und den nie um einen coolen Spruch verlegenen Halunken Han Solo. Es gab Obi-Wan Kenobi, der mir wie der Zauberer Merlin aus der Artus-Sage erschien und die oberfiesen Oberschurken Darth Vader und Grand Moff Tarkin! Was für eine unglaubliche Welt das war, bevölkert von Fabelwesen, von denen noch nie zuvor jemand gehört hatte! Durch die sich Raumschiffe und Fahrzeuge bewegten, die ausgestattet waren mit technischen Instrumenten, über die damals – in der dunkelgrauen Welt der mechanischen Schreibmaschinen und Kabeltelefone mit Viertelanschluss – nur ungläubig gestaunt werden konnte.
Durch KRIEG DER STERNE wurde ich zu einem derart großen Kinofan, dass ich mir im Laufe der nachfolgenden Jahrzehnte mit stets gleichbleibend großer Begeisterung über 1.500 weitere Filme in den Lichtspielhäusern dieser Welt angesehen habe. Einen der sechs Academy Awards, mit denen KRIEG DER STERNE ausgezeichnet wurde, gewann John Williams für seine überwältigende Filmmusik. Und diese wiederum öffnete mir das Tor zur orchestralen und damit auch zur klassischen Musik. Weit über 1.000 Soundtrack-Tonträger befinden sich mittlerweile in meiner Sammlung, darunter natürlich auch sämtliche Scores, die für alle bisherigen STAR WARS-Filme geschrieben wurden. In wenigen Tagen wird dazu auch der als CD-Special Edition gepresste Soundtrack zur aktuellen Episode DAS ERWACHEN DER MACHT zählen, komponiert vom mittlerweile 83 Jahre alten John Williams, der der Filmreihe ebenso treu blieb wie die Kinobesucher.
Über die Liebe zur Filmmusik tat sich im Jahr 1982 eine Brieffreundschaft mit einem Mädchen namens Lena auf, das ich dafür, dass sie mein leidenschaftliches Hobby nicht nur teilte, sondern darüber hinaus über atemberaubende Umwege an eine amerikanische LP-Sonderpressung des Scores zu DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK gelangt war, einfach nur grenzenlos bewundern konnte. Viele mühsam handschriftlich verfasste Briefe später endete diese Freundschaft auf eine Weise, an die ich mich heute leider nicht mehr erinnern kann. Ich trage das Andenken an Lena („Lena Organa“, wie sie damals mit ihren sechzehn Jahren ihre Briefe zu unterschreiben pflegte) immer noch in meinem Herzen, obwohl ich ihr nie persönlich begegnet bin. Ihre Briefe habe ich alle bis zum heutigen Tag aufbewahrt.
Und zu guter Letzt hat KRIEG DER STERNE meine schriftstellerische Phantasie angeregt, von der ich damals noch gar nicht wusste, dass sie in mir schlummerte. Und darüber, dass ich damals begann, Geschichten zu schreiben, erwuchs mein Wunsch, in der Medienwelt beruflich Fuß zu fassen. Und dass ich mir diesen Traum bereits im zarten Alter von 17 Jahren erfüllen konnte und dieser Branche nach über drei Jahrzehnten immer noch treu ergeben und verbunden bin, verdanke ich – vielleicht über einige Umwege gedacht – diesem 18. Februar 1978 und dem einzigartigen Erlebnis, dessen Zeuge ich damals werden durfte.
Zahllose Brett- und Videospiele haben ihren Ursprung im KRIEG DER STERNE-Universum gefunden, und ebenso zahlreich viele habe ich gespielt. Die meisten davon finden sich in unseren spieletest-Datenbanken, begonnen bei „Angriff auf Hoth: Das Imperium schlägt zurück“ aus dem Jahr 1988 und (vorläufig) endend bei den aktuellsten Titeln, die auf dem Brett- und Videospielmarkt derzeit erhältlich sind. Einige dieser Rezensionen entstammen meiner Feder und so schließt sich der Kreis vom einst staunenden Knirps zum mittlerweile mehrjährigen Mitarbeiter bei spieletest.
Und obwohl seit dem ersten KRIEG DER STERNE-Epos nun bereits knapp vier Jahrzehnte vergangen sind, hat der heroische Kampf der Rebellenallianz gegen die Schurkenbande des Galaktischen Imperiums seine Publikumswirksamkeit nicht nur noch lange nicht verloren, sondern sieht sich heute einer Fangemeinde gegenüber, die niemals zuvor größer war. Die Geschichte um den KRIEG DER STERNE vereint alle Erzählungen, alle Märchen und alle Legenden dieser Welt. Gut und Böse. Hell und Dunkel. Leben und Tod. Die daraus gewonnene Quintessenz spricht uns alle an und vermittelt uns das angenehme Gefühl einer Gutenachtgeschichte zu lauschen, die, ist sie erst einmal zu Ende erzählt, ihre Zuhörer in angenehm friedvolle, zufriedene Träume und in wohligen Schlaf entlässt. KRIEG DER STERNE ist – so wie auch die Mondlandung – längst im kollektiven Bewusstsein der Menschheit verankert und wird daraus niemals wieder verschwinden.
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Redaktioneller Hinweis in eigener Sache: spieletest nimmt den Kinostart des neuen STAR WARS-Abenteuers zum Anlass, um eine Woche lang täglich mit allgemeinen Reportagen und Kommentaren sowie mit Rezensionen und Vorschauen zu neuen Brett- und Videospielen aus dem Krieg der Sterne-Universum zu berichten. Also: "Dran bleiben ihr müsst!"