Endlich wieder Lego! Wie in alten Zeiten, nur diesmal mit unbegrenzt vielen Steinen und Bauweisen, von denen man als Kind nicht zu träumen gewagt hätte. Aber kann das digitale Klötzchensetzen denn auch konkurrieren mit den physischen Steinchen aus der Kindheit? Und will Lego Worlds überhaupt den Spaß des Arbeitens mit echten Steinen abbilden oder geht es doch um Klötzchenerfahrung der anderen Art?
Lego Worlds kann man seit dem 1. Juni auf Steam für 14,99€ erwerben. Das Spiel steckt immer noch in der Early Access-Phase und somit muss man dem Spiel den einen oder anderen Bug verzeihen. Das Spiel ist noch nicht fertig, es fehlt doch noch an Interaktionsmöglichkeiten um ein rundes Spielerlebnis zu erreichen. Die erste Minute Nachdem ich mich durch das etwas unübersichtliche Menü geklickt habe werde ich in das Spiel geworfen, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Figur startet in luftigen Höhen und fällt auf die Welt zu. Diese Zeit des Falls nutze ich um mich mit Steuerung vertraut zu machen. Im Wasser angekommen schwimme ich zum nächstgelegenen Festland, denn was will man schon im Wasser machen? Als ich den Strand erreicht habe begrüßt mich auch schon der erste Inselbewohner, ein König. Er lächelt und winkt mir zu. Eine nette Geste, ich will sie erwidern. Aus der Liste entnehme ich, dass ich Interaktionen mit F durchführen kann. Anstatt dem offensichtlichen Herrscher der Insel Respekt zu zollen erfolgt aber ein Schlag ins Gesicht. Meine Manieren sind wohl noch in der Entwicklung, denn das ist die einzige Interaktion die man in Lego Worlds mit NPCs haben kann. Der König nimmt es mir aber glücklicherweise nicht übel sondern schwimmt stattdessen von der Insel, nun bin ich wohl der Herrscher. Als nächstes beschließe ich mich auf der Insel umzusehen. Jedes Item das ich entdecke wird sofort in mein Repertoire an möglichen Bauteilen aufgenommen. In Minecraft-Manier beschließe ich den nächsten Baum zu schlagen. Zu meiner Verwunderung kann ich aber weder Holz noch andere Teile abbauen, meine Schläge gehen ins Leere. Ich kann Lego Worlds wohl doch nicht als Minecraft-Klon in netter Optik abtun. Lego Worlds vs. Minecraft Lego Worlds unterscheidet sich sehr grundsätzlich von Minecraft. Während in Minecraft die Spannung durch Ressourcenknappheit und den Überlebenskampf gegeben ist muss man in Lego Worlds nicht wirklich viel machen um zu Überleben. Das Spiel fokussiert sich fast ausschließlich auf Exploration und Kreation. Es gibt jede Menge zu entdecken. Von Fahrrädern und Jeeps bis hin zu Helicoptern und gigantischen Bohrfahrzeugen findet man jedes Fahrzeug dass das Herz begehrt. Außerdem gibt es jede Menge Tiere die man entdecken und domestizieren kann. Und wer will denn nicht auf einem Drachen durch eine Welt aus Lego-Klötzchen fliegen und dabei mit Feuerbällen die Umgebung wegpusten verschönern? Der Spieler ist wie ein Kind mit reichen Eltern: Sobald man einen Gegenstand gesehen hat, kann man ihn so oft wie man will wieder haben. Das setzt der Kreativität zwar keine Grenzen, aber mindert in gewisser Weise auch die Spannung und Herausforderung mit dem was man hat etwas Beeindruckendes zu erstellen. Der Explorationsdrang in Lego Worlds wird noch einmal verstärkt durch liebevoll gestaltete Welten, die ihre eigenen besonderen Gegenstände beherbergen. Die ganze Welt ist außerdem prozedural generiert und somit immer unterschiedlich. Spielerlebnis Insgesamt macht Lego Worlds einen soliden Eindruck. Die Spielwelt sieht schick aus und es macht Spaß die Welt zu erkunden. Der Baumodus ist durchdacht und bietet die Möglichkeit einzelne Steine auf einander zu setzen oder im Großen Maßstab das Terrain zu verändern. Leider konnte mich der Baumodus aber nicht dazu bewegen stundenlange Bauprojekte zu realisieren. Dafür gingen mir Möglichkeiten wie bei Legotechnik ab und das genaue Platzieren der Steine fordert viel Übung. Außerdem bot mir das Spiel zu wenig Langzeitmotivation, es gibt keinen Überlebenskampf und keine Gefahren die eine grundlegende Spannung bieten. Auf der anderen Seite findet sich aber auch keine Story oder Möglichkeit mit NPCs zu interagieren. Das Spiel ist also schlussendlich wie Lego selbst auch: Es ist so gut wie das, was man aus ihm macht. Das Spiel ist ein gigantischer Baukasten in dem man sich austoben kann, aber wenn man sich kein Ziel setzt findet man in ihm auch keine Herausforderung. Fazit Das Spiel macht schon jetzt durchaus Spaß, aber leider finden sich während des Spielens mehrere Bugs und die Funktionalität und Interaktionsmöglichkeiten sind noch recht beschränkt. Es besteht die Hoffnung, dass das vollwertige Spiel in seinem Umfang noch wachsen wird, die Grundlage für ein gutes Spiel ist gegeben. Für 15€ ist das Spiel nicht übermäßig teuer und wird dem Preis in seinem Funktionsumfang gerecht. Für Legofans die schon immer ihre kühnsten Träume realisieren wollten ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass ihnen die Blöcke ausgehen, empfehle ich dieses Spiel auf alle Fälle. Allen, die erwarten vom Spiel gepackt zu werden nur weil sie in eine Legowelt kommen, rate ich vorerst von dem Kauf ab. Dennoch ist es wert den Titel im Auge zu behalten, vielleicht verliert das Spiel seine Kinderkrankheiten und bekommt die Spannung die es haben könnte. © Johannes Deml