2014 ist das Jahr der Jubiläen, freut sich Ferdinand de Cassan, Obmann der IG Spiele, als er sichtlich gut gelaunt die Pressekonferenz zum diesjährigen Spielefest eröffnet. 190 Jahre Piatnik, 100 Jahre Mensch ärgere dich nicht, 50 Jahre Carrera, und zu guter Letzt: 30 Jahre österreichisches Spielefest.
1984 wurde das Fest aus Eigeninitiative von Spielefans ins Leben gerufen. Als Veranstaltungsort wurde damals der Wiener Messepalast, das heutige Museumsquartier, gewählt. Die Größen der Branche, wie Piatnik und Ravensburger, sind von Beginn an mit an Bord. Damals konnten immerhin schon 1500 Besucher über die Neuheiten am Markt staunen. Fünf Jahre später wird die Organisation des Festes an einen neu gegründeten Verein übergeben, die Interessensgemeinschaft Spiele (IG Spiele). Die Mitglieder des Vereins sind sämtliche damals namhaften Spielefirmen am österreichischen Markt. Zum Obmann wurde ein unabhängiger Spieleexperte ernannt. Damals war er wohl noch eher unbekannt, heute jedoch ist er „Mister Spiel” schlechthin und steht mit seinem Team immer noch fest am Ruder: Ferdinand de Cassan. Wie erfolgreich er das „Unternehmen Spielefest” von Anfang an führte, zeigte eine polizeiliche Verfügung im Jahre 1991: Das Messezentrum ist mit 30.000 Besuchern völlig überlaufen und wird kurzerhand vorübergehend gesperrt. Als im Folgejahr sogar 40.000 Besucher das Messezentrum stürmen und Verkehrsstaus im gesamten Einzugsgebiet die halbe Stadt lahm legen, entschließt man sich 1993 an den heute noch aktuellen Standort im Austria Center zu übersiedeln. 10 Jahre danach, 2003, hat das Spielefest bereits eine Größe erreicht, an der selbst die Medien nicht vorbei schauen können: Der ORF strahlt Reportagen in mehreren Magazinen aus und rund 300 internationale Zeitungen bringen Berichte zu der österreichischen Spiele-Institution. Ein weiterer Durchbruch gelingt 2006, als das Repertoire des Fests mit der Markt-Einführung der PS3 erstmals um Videospiele erweitert wird. Seit 2011 wird das Fest auch als Turnier Standort interessant. So fanden damals die Agricola-Weltmeisterschaft und die Siedler von Catan-Europameisterschaft in Wien statt. Von Meisterschaften, Turnieren, Domino Steinen und der richtigen Partnerwahl Auch dieses Jahr wird es neben den klassischen Turnieren wieder eine Weltmeisterschaft geben. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums von Mensch ärgere Dich nicht wird sich herausstellen, wer bei diesem Spiel zuletzt lacht. Um bei Aktionen mit vielen Teilnehmern zu bleiben: Nachdem RTL keinen Domino Day mehr veranstaltet, übernimmt das nun die IG Spiele. Natürlich nicht so pompös, medienträchtig inszeniert und konsumorientiert. Vielmehr steht auch ausschließlich der Spaß im Vordergrund: Alle Besucher sind gemeinsam eingeladen, binnen einer Stunde so viele Steine wie möglich aufzustellen und damit Wiens längste Kettenreaktion anzustoßen. Nur mehr rund ein Monat vor dem Fest hat das nächste Highlight zwar ein fertiges Konzept, aber noch keinen Namen: „Es läuft unter dem Projekttitel Speed Dating für Spieler” , freut sich de Cassan sichtlich, die Idee seiner Frau vorstellend: „Es gibt so viele Spieler, die keine Partner haben, aber auch Spieler, in deren Familie die Spielinteressen komplett verschieden sind. Diese Menschen sollen hier ihren richtigen Partner finden.” Ein durchaus witziges Konzept, wie wir finden. Prominenz und Bildung Apropos witzig: Auch der Gäste wird es dieses Jahr einige geben. Der vermutlich witzigste ist der Musiker, Autor und Kabarettist Leo Lukas, der am Sonntag das Programm bereichern wird. Weiters ihr Kommen angesagt haben die Familienministerin Sophie Karmasin, die sich bereits mit dem Wunsch Gehör verschafft hat, es mögen sich mehr Frauen trauen, an Turnieren teilzunehmen. Immerhin bietet das Fest die besten Möglichkeiten dazu. Zudem wird eine Expertin aus dem Unterrichtswesen am Freitag, während Schulklassen freien Eintritt am Spielefest genießen, einen Vortrag zum Thema „Spiele im Unterricht” halten und den Lehrkräften zeigen, wie der Unterricht spannender und unterhaltsamer werden kann. Denn Schule und Spiel dürfen keineswegs einen Gegensatz darstellen. Weiter in der Gästeliste: Vollkommen obskur klingt der Beitrag einer Kindergruppe: Sie werden insgesamt drei Mal während des Fests eine Kinderschachoper zum Besten geben. Diese drei Worte klingen wie aus drei unterschiedlichen Welten entlehnt. Doch wie Kinder, Schach und Oper zusammenpassen und was die Nachwuchsinterpreten aus dem Sport gemacht und selbst zu Musik verarbeitet haben, werden wir bestimmt genauer unter die Lupe nehmen. Kulturelles Zentrum Falls Du an dem Wort „Sport” hängen geblieben seien solltest: Ja, Schach ist Sport! „Die Klassifizierung ob etwas Sport oder Kultur ist, hat weitreichende Konsequenzen”, schmunzelt de Cassan. „Zum einen wirft es die Frage auf, wer zuständig ist - Klug oder Ostermayer.” Zum anderen hat der erst vor kurzem seine Therapie beendete De Cassan persönlich einen guten Grund, besser nicht Schach zu spielen: „Würde aktuell bei mir eine Dopingkontrolle durchgeführt werden, wäre ich sofort für zwei Jahre gesperrt”, scherzt er über seinen Gesundheitszustand. Aus diesem Grund ist er froh, dass die meisten Spiele tatsächlich als Kultur kategorisiert sind. Und das ist es auch, was er in den Mittelpunkt stellen möchte. Denn obschon Weihnachten dieses Jahr nicht weit nach dem Spielefest angesetzt wurde, soll die Veranstaltung im Austria Center keinesfalls dem Kommerz dienen. Es ist gut wenn der Handel Geschäfte macht (und das macht er auch sehr erfolgreich, bestätigt Johannes Schüssler, Vorsitzender des Bundesfachausschuss Spielwarenhandel der Wirtschaftskammer Wien), aber das Spielefest selbst soll den Menschen lediglich die Chance geben, in aller Ruhe auszuprobieren, welches Spiel zu einem selbst passt. Diesen Anspruch hat die Veranstaltung seit 30 Jahren: Ausborgen, ausprobieren, zurückgeben. Und dazu gibt es mehr als genug Möglichkeiten. Die Liste der Aussteller – und damit verbunden auch der Spiele – ist so lang wie nie zuvor. Besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle ein „neuer“ Österreichischer Verlag: Stadlbauer, bekannt als Hersteller der wohl beliebtesten Rennbahn Europas (Carrera), der Seifenlauge Pustefix, Generalvertrieb für Schildkröt und Playmobil, hat den Markt beobachtet und dabei auf youtube einen abstrusen Trend entdeckt: Gibt man „Carrera“ und „Katze” in die Videosuche ein, überschlagen sich die Treffer. Das inspirierte Firmenchef Andreas Stadlbauer dazu, das Segment der Tabletop Spiele zu bereichern. Mit dem aus der Carrera Rennbahn abgeleiteten Kartenspiel {Gib Gas!}, sowie den Brettspielen {Flizz & Miez} und {Start Frei} wagt der Salzburger Unternehmer den Einstieg in die Brettspielwelt. Am Spielefest werden diese Tabletops erstmals der breiten Öffentlichkeit gezeigt und schon zur Spielwarenmesse in Nürnberg im kommenden Jänner werden die ersten Erweiterungen erhältlich sein. Mehr als nur Spiele Wer mit Familienspielen das Auslangen nicht findet und in anspruchsvolleren Gewässern schiffen möchte, dem stehen am Spielefest im Bereich der AustriaCON derlei Top-Games samt Spieleprofis zur Verfügung. Ein weiterer Bereich, der alljährlich wächst und dem zunehmende Beliebtheit anheimfällt ist jener der Rollenspieler. Auch sie kommen im Austria Center voll auf ihre Rechnung. Auf ihnen ruht auch so manches Besucherauge. Wo hat man schon sonst die Möglichkeit, einem Sternenflottenkommandanten, einem Drachenwächter oder einem mittelalterlichen Waffenschmied in voller Montur über den Weg zu laufen. Das ist mitunter auch der Grund, warum vollständig gewandete Personen freien Eintritt zum Spielefest haben. Freien Eintritt haben zudem Greenies. „Die kleinen Rapid Fans haben derzeit am Spielefest eh sicher mehr Spaß als im Stadion”, scherzt De Cassan, der sich immer wieder freut, Gutes zu tun und darüber zu sprechen. So wird es neben den kostenlosen Eintritten auch heuer wieder eine Charity Aktion im Rahmen des Spielefests geben, die bedürftigen Menschen schnelle Hilfe zukommen lässt. „Die Politik hat absolut recht, das Pensionsalter anzuheben”, strahlt de Cassan. „Ich kann mir nicht vorstellen wie jemand mit 65 aufhören möchte zu arbeiten.” Diese brennende Leidenschaft des Veranstalters, ein umfassendes, unterhaltsames und interessantes Rahmenprogramm wie nie zuvor, und eine nie da gewesene Menge an Spielen lassen ein großartiges Fest erwarten! Die Fakten Adresse Austria Center Vienna 1220 Wien, Bruno Kreisky Platz 1 Termine Freitag, 14. November - Sonntag, 16. November jeweils 9-19 Uhr Eintrittspreise € 10,-- Normalpreiskarte € 8,-- ermäßigter Eintritt (Jugendliche von 10-18, Studenten bis 27, Pensionisten ab 60, Behinderte, Zivildiener, Soldaten) € 5,-- Kinder von 6-9 frei: Kinder im Vorschulalter Schulklassen, Kindergärten, Horte in Begleitung der Aufsichtsperson haben am 14.11. ganztägig freien Eintritt. Aussteller Abacus Amigo Argentum Asmodee ASS Altenburger Carletto Corolle dV Giochi Drei Hasen in der Abendsonne Drei Magier Game Factory Haba Hans im Glück Hasbro Heidelberger Huch! & friends Jumbo Kauffert Kosmos Lookout Matador Mayfair Modelleisenbahn München Mücke Noris Pegasus Pestas Piatnik Queen Ravensburger Schleich Schmidt Simba Toys Spiele Kreis Wien Spinmaster Stadlbauer (Carrera) Studio 100 Media Verein Spiel des Jahres Verein Spiele Club Österreich VTech Zoch