Von allen Terminen, die ich auf der gamescom ´14 hatte, war ich vor keinem so angespannt wie vor dem Anspieltermin bei Bethesda. The Evil Within war das Objekt der Begierde und als sehr heftig wurde es bereits vor Release gefeiert. Eine Stunde lang habe ich mich für euch in eine hoffnungslos düstere, brutale Welt gewühlt. Wie das so war? Lest selbst...
Am Anfang der Mission, die ich anspielen konnte, führt uns ein einsamer Waldweg zum unvermeidlichen einsamen Landhaus (nennt mir ein einziges Horrospiel, das ohne einsames Landhaus auskommt). Wald, dunkel, dissonante Streichermusik – kennen wir alles zu Genüge, ist trotzdem immer noch gruselig. Was aber passiert im Haus? Schnell wird klar: Wir sollen eine Tür öffnen. Dafür müssen wir aber drei Schlösser überwältigen, und die wiederum umgehen wir sicher nicht nur mit einem Schlüssel. Also heißt es sich tief in die Eingeweide des alten Landhauses einzugraben, um dem Rätsel der verschlossenen Tür auf die Spur zu kommen. Jut. Dann machen wir das mal. Auf meiner (ziemlich planlosen) Suche durch das alte Gemäuer treffe ich zunächst auf nicht viel außer knarzende Holzdielen und einige wenige schon ziemlich verweste Kadaver. Nach recht kurzer und ereignisloser Suche finde ich ein Rätsel, das zwar ein menschliches Gehirn involviert, aber trotzdem nicht so richtig spooky ist. Schnell gelöst, scheinbar hat sich etwas im Eingangsbereich getan. Also dann, auf zurück. Und tatsächlich, unverhofft kommt oft, durch eine Türe, die ich gerade noch seelenruhig durchschritten bin, springt mich ein Zombie an. Im Schock schnell die Wumme gezogen und drauf gehalten – ein Schuss (gut, zufällig stark getroffen) und das Ding war umgenietet. Naja, so schlimm war´s jetzt auch nicht. Also weiter, zwei Schlösser sind nach wie vor verschlossen. Der nächste Weg beschert mir tatsächlich deutlich mehr verrotende Feindbilder. Und noch dazu Bomben, die überall angebracht sind und mir das Leben schwer machen (wenn sie auch entschärfbar sind). Schnell komme ich zur Info für das nächste Rätsel, allerdings fehlen dazu noch zwei Zahnräder. Am Weg zurück in die Eingangshalle überrascht dann das erste richtige Survival-Element: Plötzlich finde ich mich in einer Art Parallel-Universum wieder, verfolgt von einem scheinbar unverwundbaren dunklen Gesellen. Und zum ersten Mal seit mittlerweile einer halben Stunde habe ich kurz Gänsehaut. Von hier an gibt das Spiel tatsächlich etwas Gas. Meine Ruhe ist angeschlagen, ich will weiter. Die Hast ist allerdings kein guter Ratgeber (wann war sie das jemals?), also häufen sich die Fehler. Trotz allem will The Evil Within nicht so richtig evil erscheinen. Von echten Survival-Elementen à la Outlast fehlt weitestgehend jede Spur, allenfalls erkennen wir sie darin, dass wir ein wenig mit der Munition haushalten müssen. Zu viel mag ich an dieser Stelle nicht ausplaudern, geschafft habe ich die Mission jedenfalls nicht. Allerdings bin ich beim Scheitern auch nicht halb traumatisiert oder zumindest wie ein Kleinkind weinend am Boden gelegen, es war eher etwas ernüchternd. Der schönen Optik, der ansprechenden Steuerung und dem coolen Equipment zum Trotz wollte sich keine richtige Angst einstellen. Ganz ehrlich gesagt: Ich verstehe den bisherigen Hype um The Evil Within so überhaupt nicht. Ja, das Gameplay ist gut, ja, es ist recht schaurig, und ja, man sitzt durchaus mit einer gewissen Anspannung vorm Bildschirm. Aber ganz ehrlich, das ist weder neu noch einzigartig, das machen Horrorspiele seit Jahrzenten (sic). Ein großer Anteil meiner Angst, wenn man sie denn überhaupt so nennen darf, kam mit Sicherheit von der Erwartung an das Spiel, die durch die Vorberichte geschürt wurde. Das soll sicher nicht heißen, dass der neue Schocker der Macher der Resident Evil-Serie nicht zieht – das tut er sehr wohl. Aber eben in meinen Augen nicht mehr als seine Genre-Kollegen. Mein Probespiel auf der gamescom lässt jedenfalls nicht auf „das schlimmste Horrorspiel aller Zeiten" schließen. Aber ein Probespiel ist eben nur genau das, und was die Entwickler lieber nicht vorweg nehmen wollen, steht woanders geschrieben. Und so ganz umsonst erhält man ja auch keinen gamescom Award. Wir werden mit Sicherheit weiterhin ein Auge auf The Evil Within haben, können aber vorerst entwarnen. So groß ist das Böse auf der Blu-ray Disc dann doch nicht.