Bethesda hatte dieses Wochenende zum Betatest ihrer neuesten Kreation geladen. The Elder Scrolls Online, kurz ESO, einer der kommenden großen Titel am MMO-Himmel, war für drei Tage für einige Ausgewählte zum Erkunden freigegeben und wir waren dabei! Wer mit der Elder Scrolls-Reihe nichts anfangen kann, hat echte Meileinsteine des Rollenspielgenres verpasst. Jedenfalls erlangte die Serie durch Morrowind, Oblivion und zuletzt Skyrim einen hohen Stellenwert und um die in den einzelnen Teilen angerissene Story ist eine noch viel größere MMORPG Welt entstanden. Wie und ob es Bethesda und Zenimax gelungen ist, das umzusetzen, kann man erst nach den ersten Monaten nach dem eigentlichen Release sagen. Gucken, schnuppern und staunen können wir aber jetzt schon ein wenig.
Dieser Betatest diente den Entwicklern als Stresstest. Diese Tests sind seit ein paar Jahren üblich und werden in absehbarer Zeit vor dem eigentlichen Release vermehrt gestartet und mit immer mehr Leuten aus der Community gefüllt. Dabei testen die Entwickler weniger das Spiel, vielmehr ist es eine Belastungsprobe für die Kapazitäten ihrer Server. So kam´s, wie es kommen musste, am Samstag waren die Schotten dicht. Es ging so gut wie gar nichts mehr. Das Einloggen bis hin zur Charakterauswahl konnte schon mal 15 Minuten dauern oder war sogar zeitweise komplett deaktiviert, und war man endlich angekommen, konnte man die Welt nicht betreten, weil sie aus irgendeinem Grund nicht geladen werden konnte. Aber genau dafür ist so ein Wochenende da. Jene Spieler, die sich darüber aufregen, haben den eigentlichen Sinn der Veranstalltung nicht verstanden.
Im Gegenzug dafür, dass wir als Versuchskaninchen nahezu missbraucht werden, erlaubt so ein Wochenende dafür erste Einblicke in das (fast) fertige Spiel und genau das haben wir gemacht. Da man sich mit unterzeichnen der Beta-AGBs dazu bereit erklärt, keine Bilder aus dem Spiel zu machen und zu verbreiten, haben wir leider kein neues Bildmaterial. Aber dafür einige erste Erkenntnisse zu Rassen, Klassen und den Berufen!
In ESO haben wir zu Beginn die Wahl zwischen neun verschiedenen Völkern. Alle Völker oder auch Rassen genannt sind aus dem Elder Scrolls Universum schon bekannt. Mit der Rassenwahl legen wir gleichermaßen unsere Realmwahl fest. Zur Auswahl stehen die magiebegabten Bretonen, die Rothwardonen als Allrounder und die kriegerischen Orks. Zusammen bilden sie die Allianz des Dolchsturz-Bündnisses. Die Katzenwesen, die sogenannten Khajiit, sowie die Bosmer und Altmer, Waldelfen und Hochelfen, sind als Aldmeri-Dominion geeint. Die verbliebenen Völker, also die kältetrotzenden Nord, die schattenhaften und intelligenten Dunmer, Dunkelelfen, und die Echsenmenschen namens Argonier haben sich als Ebenherz-Pakt zusammengeschlossen.
Zum einen ist die Wahl des Volkes relevant für unsere Verbündeten. Wir teilen unser Spielerlebnis nur mit den Völkern, die zu unserer Allianz gehören. Die übrigen sechs sind nach Klassenerstellung unsere erklärten Widersacher im Kampf um Tamriel, der Welt von ESO. Zum anderen sollte man grob im Auge behalten, was man denn in der Welt darstellen möchte. Zum Zaubern eignen sich nunmal eher magieaffine Rassen, genauso verhält es sich für Schleicher und Krieger. Aber keine Panik, im Gegensatz zu anderen Rollenspielen weist uns die Volks- und auch Klassenwahl nur die Richtung. Jedem stet es frei, einen schwere Rüstung tragenden Ork mit Zerstörungsmagie oder einen Nord-Schurken mit Bogen und Schwert/Schild zu spielen.
Wie geht das? Wir finden uns nach der Charaktererstellung als Gefangener in einer Zelle wieder, ohne Ausrüstung, aber schon mit unseren Volks- und Klassentalenten. Für jedes Volk gibt es fünf meist einzigartige Eigenschaften. Die können unseren späteren Spielstil unterstützen, wir können sie aber auch gerne ganz ignorieren. Dazu kommen drei Fertigkeitsbäume der gewählten Klasse. Aktuell gibt es vier verschiedene Klassen (Platz für Spekulationen: Im Interface sind bei der Erstellung noch zwei Klassenslots frei): Drachenritter, Zauberer, Nachtschatten und Templer. Jede Klasse hat ihre eigenen drei Fertigkeitsbäume mit jeweils einer ultimativen Fähigkeit. Auch diese können wir nach belieben nutzen oder eben nicht. Was in diesem Spiel zählt und uns verbessert, ist die aktive Nutzung bestimmter Fähigkeiten oder Waffen. Somit erreichen wir auch die Maximalstufe mit einer einzigen Waffenart und nur einem angelegten Rüstungstyp. Es steht jedem damit völlig frei, seinen Charakter so zu spielen, wie er es mag, fast ganz so wie bei Skyrim. Wichtig: Wir können zeitgleich nur fünf aktive Skills aus all dem erlernten mitführen und einsetzen. Ein äußerst interessanter Ansatz für ein MMO, aufregend für die Spieler, schwierig für Gruppenbegegenungen wie Dungeons und Schlachtzüge und nahezu unmöglich im PvP zu balancen. Man darf also gespannt sein, wie Bethesda diese Probleme angehen will.
Ich hatte mir dieses Wochenende zum Ziel gesetzt, einen Bogenschützen zu spielen. Dazu habe ich mir zum einen den Nachtschatten angeguckt, der durch Verstohlenheitsfähigkeiten unterstützt wird, zum anderen auch einen Drachenritter, der theoretisch ein Nahkämpfer mit verstärkender Magie ist. Damit ich mich nicht in Details über Pro und Contra verliere, nur kurz zusammengefasst: Beides hatte seine Vorzüge, Potential war ebenfalls ersichtlich, aber gerade in den unteren Levelbereichen, in denen man sich an so einem Wochenende befindet, macht es nahezu keinen Unterschied. Was sich in jedem Fall schon abzeichenete: Der voreilige Auschluss bestimmter Klassen für Gruppenbegegnungen, wie er bei anderen MMOs zum tragen kommt, existiert bei ESO nicht. Man kan unmöglich im Vorfeld genau einsehen, was für eine Art Spieler einem gegenübersteht. Ein wie ich finde äußerst positiver Umstand, denn die Oberflächlichkeit anderer Spiele hatte mich zuletzt immens genervt. Ich könnte mich umfassend mit dem Thema Klassen, Skills und Spezialisierungen befassen. Ich werde es aber bei dieser kurzen Schilderung belassen und wünsche jedem das Vergnügen ins Spiel reinzukommen, Skillsets auszuprobieren und sich durch die Kombinationsmöglichkeiten (die Aufgrund der eingeschränkte Mitnahme von Fähigkeiten nahezu unendlich sind) zu arbeiten.
Also zum letzten großen Erfahrungswert dieses Wochenendes und einem elemetaren Bestandteil der meisten Rollenspiele: dem Crafting. Das Crafting ist an das von Skyrim angelehnt. Wem das nicht geläufig ist, hier eine kurze Zusammenfassung. Überall in der Welt finden wir Ressourcen, die weiterverarbeitet werden können. Wirklich überall. Erze und Holz sowie Pflanzen für die Alchemie und das Schneidern finden wir im Gelände. Tiere liefern uns Felle und Häute, humanoide Gegner dagegen Seelensteine oder zuweilen andere Koch- oder Alchemiebestandteile. Auch Runen findet man in kleinen Schreinen überall im Land. Sie können zusammengesetzt werden, um Waffen oder Rüstungen zu verbessern. Zusammengefasst finden wir Materialien für sechs Hauptberufe: Schmieden, Schneidern, Alchemie, Verzaubern, Bogenbauer und Koch.
Schmieden und Schneidern sind weitestgehend selbsterklärend. Aus Erzen werden Waffen und schwere Rüstungen hergestellt. Aus Pflanzenteilen wie Leinen und Wolle sowie aus dem Leder von Tieren stellen wir unsere leichte bzw. mittlere Rüstung her. Durch stetes Praktizieren dieser Künste erhalten wir Zugang zu immer höherstufigeren Material- und Rüstungsarten. Das Aussehen der Rüstungen kann ebenfalls beeinflusst werden. Zu Beginn können wir lediglich Gegenstände im Stile unseres Volkes herstellen. Um andere Rüstungs- und Waffenarten herzustellen, müssen wir, so laut Nachfragen meinerseits bei der Betacommunity, Bücher finden, in denen wir die Herstellungsarten anderer Völker lernen. Dabei handelt es sich wohl nur um optische Vorzüge, die Werte auf den Gegenständen sind davon unabhängig und bleiben gleich.
Die Alchemie verhält sich so wie in Skyrim vorgestellt. Die Zutaten haben vier, zum Beginn unbekannte Effekte. Bei der Zusammenstellung ergeben sich im Idealfall gültige Kombinationen, die dann dauerhaft einen Effekt der Zutaten preisgeben, zum Beispiel Ausdauerregeneration oder maximale Lebenserhöhung für einen begrenzten Zeitraum. Trial and error ist zur Zeit die Devise, aber ich bin sicher, in absehbarer Zeit wird es dafür im Netz zahlreiche Datenbanken geben und das eigentlich spaßige Rumprobieren findet für die meisten ein Ende.
Das Verzaubern war für mich in dieser Art neu. Durch die gefundenen Runen kann man Glyphen zusammenstellen. Ähnlich wie bei der Alchemie ist das Ergebnis abhängig von den Zutaten. Verschiedene Runenwörter ergeben verschiedene Effekte auf den Glyphen und somit für Waffen und Rüstungen. Abgesehen davon, dass man die Effektivität der einzelnen Runen verbessert, ist mir bis dato nicht klar, was das Steigern dieses Berufes noch für Vorzüge bringt.
Der Bogenbauer, die Namensgebung entspringt meiner sinngemäßen Übersetzung von dem englischen "Woodworking", bedient den Waffenmarkt für Bogenschützen aber auch Zauberern. Ansonsten verhält sich der Beruf identisch mit dem schon angesprochenen Schmieden.
Bleibt noch der Koch, ebenfalls zweckmäßig von mir aus "Provisoning" übersetzt. Diese Fertigkeit benutzt alle möglichen Zutaten von Pflanzen, Tieren und Humanoiden, um sie an Kochstellen zu Speisen und Getränken zu kochen oder zu brauen. Die Früchte dieser Arbeit verhalten sich im Wesentlichen wie die bei der Alchemie erschaffenen Tränke. Hier musste einiges angepasst werden. Fortan ist es nicht, wie in Skyrim, möglich das Spiel mitten im Kampf im Inventar zu pausieren, um sich kurz elf ganze Käseräder für ein Drittel der eigenen Gesundheit reinzupfeifen. Oh du schöne, realistische Zeit...
Für die Betrachtung der Dungeons und Mounts sowie erste Eindrücke des PvPs fehlte mir am Wochenende die Zeit. Das bleibt auch mir bis zum Release ein Geheimnis, auf dessen Entschlüsselung ich mich schon sehr freue. Alles in allem macht The Elder Scrolls Online einen grundsoliden Eindruck, aber das haben auch schon andere MMOs vorher getan und sind wenige Monate danach in der Versenkung verschwunden. Die Zeit wird´s zeigen, ich bin auf jeden Fall mit riesiger Vorfreude dabei und freue mich auf den eigentlichen Release am 04.04.2014!