Spieletest.at: Was ist das besondere an der Spieleschmiede? Und was sind die Vorteile gegenüber Kickstarter?
Sven: Die Spieleschmiede ist eine Plattform, auf der Interessierte Brettspiele unterstützen können, die es im Normalfall nicht auf den deutschen Markt schaffen würden. Durch die Unterstützung in der Spieleschmiede können diese Spiele lokalisiert, übersetzt und auf dem deutschen Markt veröffentlicht werden
Spieletest.at: Wie ist der Entscheidungsprozess, welches Spiele lokalisiert wird? Kommen die Entwickler zu euch - oder geht ihr selber auf Suche?
Sven: Die Spieleschmiede ist ja in der Spiele-Offensive angesiedelt und dort gibt es ein Forum mit einem eigenen Thread, in dem Spieler auf Spiele aufmerksam machen, die sie z. B. auf einer Messe oder auf Kickstarter entdeckt haben. Wir sondieren den Markt aber natürlich auch und gehen dann auf interessante Projekte zu. Und die dritte Option ist, dass wir bereits bei mehreren Entwicklern bekannt sind und die regelmäßig auf uns zukommen. Die allerletzte Variante ist, dass Autoren direkt zu uns kommen, die wir bereits kennen
Spieletest.at: Wie hat sich die Schmiede in den letzten Jahren entwickelt?

Das zweitielige Imperium ist einer der größten Erfolge
Sven:Anfangs war die Spieleschmiede ein „Nebenprodukt“, das bestenfalls halbtags betreut wurde.. Als ich vor 6 Jahren dazustieß, war das Ziel klar: Die Spieleschmiede sollte wachsen und zu einem festen Punkt im deutschen Markt werden - äquivalent zu Kickstarter
In der Anfangszeit haben wir Übersetzungs-Kits produziert, das heißt, der Spieler hat ein englisches Spiel bekommen und wir haben dazu die deutsche Anleitung oder deutsche Karten geliefert. So hat sich das nach und nach entwickelt, mittlerweile sind wir zwei Redakteure, eine Redakteurin, ein Projektmanager und noch viele Leute extern, zum Beispiel zwei Grafiker und ganz viele externe Übersetzern und Lektoren.
Meine Aufgabe ist jetzt, allen Stellen, die ich gerade aufgezählt habe, den Rücken freizuhalten, damit die sich auf ihre Arbeit konzentrieren können. Ich kümmere mich mittlerweile um die Kommunikation mit den Verlagen und betreibe viel Communityarbeit.
Denn wer ein Projekt unterstützt, der kann das Projekt auch kommentieren und auch Fragen stellen. Die kommen natürlich auch während des Projekts, aber vor allem dann, wenn das fertige Spiel ausgeliefert wurde.
spieletest.at: Das dürfte vor allem nach dem Abschluss eines großen Projektes stressig werden?
Sven: Ja stimmt. Insbesondere bei Projekten mit nicht ganz niedrigen Förderstufen. Ich denke, das ist schon auch ein Punkt. Bei Projekten, bei denen der Geldbeutel nicht so sehr belastet wird, ist die Gefahr - glaub ich - auch niedriger, dass die Gemüter zu sehr aufkochen. Das ist aber tatsächlich der Teil von meinem Job, der mir am meisten liegt, weil ich dann versuche, alle wieder glücklich zu machen, was natürlich nicht immer funktionieren kann.
Wenn ein fertiges Spiel gekauft wird, können da auch Fehler drin sein, aber da denke ich, werden nur ein paar Leute den Vertrag anschreiben und um ein Erratum oder so bitten, aber nicht direkt eine emotionale Diskussion im Forum auslösen und zum Beispiel das Nachdrucken einer Anleitung fordern. Solange der Ton gesittet bleibt, ist das ja auch okay – auch wenn das gerade im Internet nicht immer leicht ist. Es gibt halt meistens nur eine Handvoll, die sich an einer Sache stören, aber das sind dann in der Regel halt auch die Lauten.
spieletest.at: Wieviel Projekte wurden denn in der Schmiede zur Förderung freigegeben und schlussendlich geschmiedet?
Sven: Aktuell sind wir bei knapp 400 Projekten, wovon 95% erfolgreich geschmiedet wurden.
Hier geht’s direkt weiter zu Ryans Interview, welcher für die Übersetzung zuständig ist.