Zu den beliebtesten Aktivitäten gehören laut Statistik dabei immer noch Lotterien und Sportwetten. Bekanntermaßen werden Sportwetten in Österreich allerdings gar nicht zum Glücksspiel gezählt. Wir werfen heute einen Blick auf diese Branche (inkl. Sportwetten), die gleichzeitig Innovationstreiber ist, große Investitionen anlockt und dennoch konstant mit einer unbekannten Größe umgehen muss: neue Regelungen und Lizenzierungsmodelle, die abhängig vom Stand der politischen Willensbildung nur schwer vorhersagbar bleiben. Und somit immer auch eine massive Einschränkung und damit ein massiver Verlust droht. Was treibt insbesondere die Riesen der Branche dazu, ein solches Risiko einzugehen?
Um die Motivation der Unternehmen und Anbieter zu verstehen werfen wir zunächst einen Blick auf die Zahlen und auch die Prognosen für den europäischen Glücksspielmarkt.
Schaut man sich die Zahlen der vergangenen Jahre dieser Statistik an, werden drei Dinge schnell klar:
Allein der Bruttospielertrag in Österreich betrug laut Statista rund 1,9 Milliarden Euro im Jahr 2019, Tendenz weiterhin steigend, wenn nicht die Coronapandemie gebremst hätte.
Auch der europäische Glücksspielmarkt ist von den Auswirkungen der Coronapandemie 2020 stark betroffen gewesen. So meldete insbesondere Österreichs größter Glücksspielkonzern Novomatic einen Umsatzeinbruch um ein Drittel auf 1,74 Milliarden Euro. Laut EGBA (European Gaming and Betting Association) gingen die Einnahmen der gesamten stationären Branche um 23% zurück. Trotz Ausfall großer Sportveranstaltungen, konnte das Wachstum online allerdings um 7% gesteigert werden.
Dass Spieler gerade in der Coronakrise gefallen an Online casinos gefunden haben ist nicht überraschend. Die Spielauswahl an Sportwetten, Poker, aber auch typischen Online Casinospielen wie Roulette, Blackjack – oft inzwischen ergänzt durch technisch ausgereifte Live-Dealer-Bereiche in HD-Qualität – sind nicht nur zahlreich. Mit europäischen Lizenzen beispielsweise von der Malta Gaming Authority ausgestattet, gelten diese Angebote als sicher und werden damit ebenso für Gelegenheitsspieler als auch Stammkunden eine Alternative. Selbst dann, wenn sich die Angebote beispielweise für Österreicher offiziell weiterhin in einem rechtlichen Graubereich befinden.
Entsprechend optimistisch sind auch die Wachstumsprognosen der EGBA (rot: Prognose für Online-Glücksspiel):
Branchen mit einem derartig konstanten Wachstum und optimistischen Prognosen sind erfahrungsgemäß eine Branche des Umbruchs. Der Markt verändert sich und neben Konsolidierungen sind Anbieter dazu aufgefordert Investitionen vorzunehmen, um die Wünsche der wachsenden Spieleranzahl bedienen zu können. Insbesondere der Markt der Online casinos wird so zu einem hart umkämpften Markt, der gleichzeitig aber immer wieder neuen gesellschaftlichen und politischen Diskussionen unterworfen ist und damit auch sich stets verändernden Regeln.
Erste Signalwirkungen konnten Beobachter bereits 2019 vermerken. Laut EGBA stiegen in diesem Jahr nicht durch die Investitionen für den europäischen Sport mittels Sponsoring (107 Mio. Euro), sondern ebenfalls die Investitionen in Streaming-Rechte (233 Mio. Euro) um 56% gegenüber dem Vorjahr. Aufsehen erregte ebenfalls 2020 der Einstieg des Investmentkonzerns Apollo Global Management in das tschechische SAZKA Group mit rund 500 Millionen Euro. Die SAZKA Group ist Mehrheitseignerin der Casino Austria AG. Gerüchten zufolge plante der Investmentkonzern auch Beteiligungen beim Anbieter William Hill, einem der bekanntesten und größten Anbieter für Poker, Casino spiele und Sportwetten in Europa.
Diese Entwicklung im iGaming-Markt zeigt vor allem eines: Die Bienen scharren sich um den Honig. Währenddessen hängt die politische Entwicklung in der EU den Tatsachen hinterher. Dies wiederum sollte eigentlich den Markt zur Zurückhaltung bewegen, schließlich ist der Ausgang insgesamt eher ungewiss. Im Raum stehen weiterhin Netzsperren für vermeintlich illegale Online casinos. Theoretisch könnten am Roulette-Tisch in manchen Ländern, darunter auch Österreich, die Lichter per Gesetz ausgehen
Dass sich aktuell des Gegenteil von Zurückhaltung im Bereich der Online casinos, Sportwetten und überhaupt dem gesamten Onlinemarkt beobachten lässt, hängt in allererster Linie mit der Höhe des „Honigtopfs“ zusammen. Es ist zu erwarten, dass einer Liberalisierung des Marktes und der Erteilung nationaler Lizenzen (wie beispielsweise in Deutschland geplant) die Anzahl der Spieler weiter deutlich ansteigen wird. Auch wenn die bisherigen europäischen Lizenzen ausreichend Sicherheit für die Spieler bedeuten, hätte die Erteilung von österreichischen Lizenzen dennoch eine enorme Signalwirkung, die insbesondere Neueinsteiger an die Casinotische locken würde.
Will man die Kontrolle über den wachsenden Markt behalten, gleichzeitig Spielern wirklichen Schutz vor schwarzen Schafen bieten und zusätzlich selbst in Form von Steuern und Arbeitsplätzen von der Entwicklung profitieren, wird den EU-Staaten auf Dauer kaum eine andere Wahl bleiben. Das gilt auch für Österreich.
Die Androhung von Netzsperren wird nämlich sehr schnell eine hohle, wenn sich einerseits die Gesetze in europäischen Nachbarstaaten progressiver entwickeln als hierzulande, und andererseits sie technisch letztlich gar nicht so einfach umzusetzen sind, wenn Online casinos wie Pilze aus den Boden schießen. Und auch den Schutz der Spieler können Staaten nur dann gewährleisten, wenn sie aktiv an den Regeln des Marktes mitwirken und es nicht bei Verboten und (theoretischen) Monopolstellungen einzelner Anbieter belassen.
Als Spieler wissen wir, dass wir bei höheren Einsätzen höhere Jackpots und Gewinne erzielen können. Das gilt bei Tisch spielen ebenso wie bei Sportwetten. Die Unternehmen der iGaming-Branche wissen das ebenfalls. In Anbetracht der zu erwartenden Gewinne eines wachsenden Onlinemarktes gehen Anbieter zurzeit zwar ein Risiko ein, dies könnte sich aber Auszahlen, wenn die Entwicklungen in der EU so vorangehen, wie es sich derzeit abzeichnet. Wer sich dann vorab bereits mit Investitionen einen Platz am „Casino tisch“ gesichert hat wird für die großen Einsätze mit großen Gewinnen belohnt werden.
Dass die EU-Staaten und auch Österreich sich eigentlich in Richtung Öffnung bewegen müssen, steht für mich als Experte außer Frage, will man Spieler ernsthaft vor einem Wilden Westen im Onlinemarkt schützen. Dies sollte weiterhin das Ziel der Nationalstaaten sein: für Spieler ein sicheres Umfeld zu schaffen, in dem Einzahlungen und Auszahlungen sicher sind, in dem Gewinnchancen, Quoten und Jackpots mit seriösen Testmethoden überprüft werden, weiterhin Geldwäsche und andere (echte) kriminelle Handlungen unterbunden werden und zusätzlich weiterhin ebenfalls Hilfe für Suchterkrankte und Suchtprävention angeboten wird. Dass (Online-) Casinos insbesondere an dieser Stelle ebenfalls ihrer Verantwortung gerecht werden und Gewinne reinvestieren lässt sich nur verbindlich regeln und kontrollieren, wenn gemeinsam an Lösungen gearbeitet wird.
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