Viele, viele Spiele haben wir schon für euch getestet: Meistens fällt spätestens in den Rezensionen auf, dass die Teilnehmer sich nicht nur auf sich und ihr Können, sondern auch auf ihr Glück verlassen müssen. Da kommt schnell die Frage auf: Geht Spielen eigentlich auch ohne die kleine, aber feine Zutat „Zufall“? Oder muss ich mich immer ein Stück weit auf mein Glück verlassen?
Überall dort, wo ein Würfel mit dabei ist, geben Spieler ein Stück weit die Kontrolle ab. Die Zahlen lassen sich nicht beeinflussen, jeder muss sehen, was er aus seinem Wurf macht. Beim Mensch-ärgere-dich-nicht, einem (fast) reinen Würfelspiel, ergibt sich besonders wenig eigener Gestaltungsspielraum. Der Teilnehmer kann höchstens noch wählen, welche seiner Figuren er zieht – und auch das bei Weitem nicht immer. Andere Spiele mit Würfel lassen mehr Möglichkeiten offen, doch das unbeeinflussbare Schicksal redet trotzdem immer ein Wörtchen mit. Ähnliches gilt für Kartenspiele, denn auch hier ist es oft nichts als Glück, ein gutes Blatt auf die Hand zu bekommen, das alle anderen aussticht. Manchmal ist noch einiges Tricksen und Täuschen möglich, oft ein Hin- und Hertauschen für gezielte taktische Manöver. Je mehr der Spieler „selbst“ machen kann, desto weiter entfernt er sich von der Herrschaft des Glücks und ist zunehmend auf sich gestellt.
Taktik und Strategie versus Glücksprinzip
Mikado gehört zu den Klassikern, die sich relativ stark vom Zufall lösen. Natürlich fallen die Stäbe nach Zufallsprinzip, doch Geschicklichkeit und Strategie spielen eine bedeutende Rolle, die über Sieg und Verlust bestimmt. Und noch ein alter Evergreen gehört zu den Spielen, die das Glück nicht in den Mittelpunkt stellen: Bei 4 Gewinnt gilt es, auf die Züge des Gegners ganz genau aufzupassen und die eigenen Moves so zu planen, dass sie möglichst unbemerkt zum Ziel führen. Würfel und Karten sind nicht mit dabei, jeder schiebt seine Plättchen nach eigenem Gutdünken ein. Das ist weit davon entfernt vom sogenannten Lotto-Prinzip, wo jemand blindlings Zahlen tippt und ein unbeeinflussbares System entscheidet, ob die Millionen rollen oder nicht. Wer Euromillionen spielen möchte, entscheidet sich dafür, nicht Taktik und Strategie zum Leitprinzip zu machen, sondern er unterwirft sich voll und ganz dem Glück. Allerdings gibt es in keinem anderen Spiel so viel zu gewinnen wie bei diesem großen Jackpot, der mittlerweile bis auf 220 Millionen Euro steigen kann. Vielleicht lohnt es sich in diesem Fall doch einmal die Kontrolle zu verlieren!
Caylus – die Königsdisziplin der Strategie
Viele Spielfreunde betrachten Caylus als das Strategiespiel überhaupt. Es handelt sich um ein Brettspiel mit zwei bis fünf Teilnehmern, das nach der gleichnamigen französischen Gemeinde benannt wurde. Hier hat das Glück im Grunde nichts mehr mitzureden, außer bei der Startaufstellung. Natürlich lässt sich auch das taktische Vorgehen der Mitspieler nicht immer gut einschätzen, doch das ist eine andere Sache. Eine Runde zieht sich durch sieben Phasen, die insgesamt zwei bis drei Stunden dauern. Ziel ist es, durch die Errichtung von Gebäuden und Schlossteilen sowie durch das Erwerben königlicher Gunst möglichst viele Prestigepunkte zu sammeln. Die Punkte fliegen den Spielern nicht zu, sie müssen sich um jeden Einzelnen davon bemühen und die Konkurrenz ausstechen.
Wer Spiele mag, die den Faktor Glück möglichst weit ausschließen, sollte sich also der Kategorie „Strategiespiele“ zuwenden. Zu diesem Genre gehören auch bekannte Brettspiele wie Civilization, Im Wandel der Zeiten, Puerto Rico und Kohle. Aber Achtung: Nicht jeder kann so viel Taktik auf Dauer vertragen, vor allem dann, wenn es am eigenen strategischen Denken mangelt. In solchen Fällen kann es absolut entspannend wirken, wenn es phasenweise doch mal auf den Zufall ankommt, statt immer nur auf das eigene Können. Im wirklichen Leben müssen wir schließlich auch nicht ständig Leistung, Leistung, Leistung bringen. Einiges fällt uns Menschen auch einfach in den Schoß.
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