Wie sich die Brett- und Kartenspielindustrie in den letzten zehn Jahren verändert hat.
Im Gegensatz zur Vermutung, Brettspiele seien in Zeiten von Smartphones, Internet und Videospielen auf dem Rückzug, hat der technische Fortschritt dieser Branche zu einem Aufschwung verholfen. Denn Brettspiele sind durch den Verkauf über das Internet einer viel größeren Zielgruppe zugänglich geworden. Anstatt ein stationäres Geschäft, dass sich auf Brettspiele spezialisiert hat, suchen zu müssen, kann man diese Spiele nun ganz einfach im Internet bestellen. Dies hat die Produktion größerer Stückzahlen ermöglicht und damit die Reichweite erhöht. Auch preisgünstige virtuelle Versionen für Smartphones generieren neues Interesse an Brettspielen. Digitale Versionen verleiten Spieler auch dazu, ein physisches Exemplar eines gern gespielten Online-Brettspiels zu erwerben. Besonders wichtig: Durch Foren, Blogs und soziale Netzwerke ist eine Community entstanden, in der ein reger Austausch über die neusten Trends der Brettspielebranche stattfindet.
Ein weiterer wichtiger Grund für den Boom des Brettspiels ist außerdem die Kreativität in diesem Bereich. Viele neue, qualitativ hochwertige Brettspiele drängen auf den Markt. Durch den Austausch von amerikanischer und europäischer Designphilosophie kam es so zu neuen, innovativen Varianten. So wurden speziell amerikanische Kern-Kompetenzen wie z.B. eine fesselnde Geschichte, mit den europäischen Spielmechaniken verbunden. Auch die optische Präsentation hat sich wesentlich verbessert. Insgesamt hat die Ideenvielfalt bei Brettspielen also auf allen Ebenen zugenommen.
Auch Kartenspiele blieben nicht vor den Veränderungen durch das Internet unberührt. Dies zeigte schon der Online-Pokerboom zu Beginn des Jahrtausends. Durch das enorme Interesse stieg auch die mediale Berichterstattung über diese Branche. Immer mehr Turniere wurden auch im Fernsehen und Online übertragen.
Ein weiterer wichtiger Trend sind virtuelle Kartenspiele. Mit Hearthstone brachte der Publisher Blizzard im März 2014 zunächst für Windows und Mac und später auch für Android und IOS ein äußerst erfolgreiches und populäres Onlinesammelkartenspiel auf den Markt. Ein unterhaltsames Kartenspiel, das komplex genug ist, um professionell gespielt zu werden. Die bunte, animationsreiche Präsentation macht dabei den Unterschied. Der Vorteil: Man hat man immer jemanden zum Spielen - auch wenn dieser gerade am anderen Ende der Welt sitzt. Auch im Bereich des Esports ist Hearthstone mittlerweile eine feste Größe. Unter den Hearthstone-Spielern sind sehr viele ehemalige und aktive Pokerspieler. Diese Spieler betonen die vielen Gemeinsamkeiten zwischen Hearthstone und Poker. So beteuert der ehemalige Pokerprofi „Lifecoach” im Interview mit Sport1: „Es gibt viele Parallelen: Beides sind Kartenspiele. Man muss die Karten des Gegners lesen können, aufgrund vorheriger strategischer Entscheidungen. Beides hat viel mit Wahrscheinlichkeitsrechnung zu tun und es gibt immer eine ungewisse Komponente. Poker und Hearthstone sind beides sogenannte »Games with imperfect information«. Heißt: Nicht alle Informationen stehen zur Verfügung, wie es beispielsweise beim Schach der Fall ist. Also gibt es Risiken und diese kalkulieren zu können, ist bei beiden Spielen sehr wichtig. Sowohl bei Hearthstone als auch beim Poker muss man gute Entscheidungen unter Zeitdruck treffen können – und das immer wieder, um eine positive Statistik halten zu können.”
Insgesamt hat Hearthstone über 40 Millionen Spieler. Inzwischen werden große Turniere im Internet ausgestrahlt. Der ESport erfreut sich also eines wachsenden Publikums. Parallelen zum Poker treten immer stärker hervor. Auch wenn die Preisgelder auf Turnieren noch nicht so hoch sind, ist der E-Sport ein stetig wachsender Markt, der auch in Zukunft Spieler gut unterhalten und sich neue Zuschauer erschließen wird.