Ernst Kick: Die Technik wird immer raffinierter. Die findet nicht mehr nur integriert wo statt, sondern findet sich selbst Lösungen. Entweder mit Apps oder eigenen Anwendungen und Ideen, die mit der traditionellen Spielware nichts mehr zu tun haben. Wenn man sich die Roboter ansieht…
Der Roboter Lego Boost hat ja auch den Toy Award gewonnen.
Genau der zeigt, wo es hingeht. Der Legogewinner dokumentiert, dass der klassische Baustein zusammen mit Elektronik zu neuen Lösungen führt.
Sie dürfen sich aus der Trend Gallery ein Produkt mit nach Hause nehmen. Was wählen Sie?
Am liebsten hätte ich eine kleine Drohne, die würde ich mit Genuss zu Hause fliegen lassen.
Wir haben vor ein, zwei Jahren über den aufkommenden Trend der Hybridspiele gesprochen. Hat sich der bestätigt?
Ich würde sagen, er hat sich stabilisiert.
Die Brett- und Gesellschaftsspiele müssen also nicht der Technik weichen?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass man plötzlich zu spielen aufhört. Ich glaube, die Zukunft für Brett- und Gesellschaftsspiele ist wunderbar. Vor allem in den deutschsprachigen Ländern wird ja auch viel gespielt. Das ist fast eine Ausnahmesituation. In dem Länderbereich werden pro Jahr über 1000 Spiele entwickelt, nicht alle schaffen es freilich marktfähig zu werden. Es ist auch eine andere Art zu spielen, intelligenter, meiner Ansicht nach. Man muss selbst mehr arbeiten, als wenn man mit einer Konsole umherdattelt.
Beim Rundgang durch die Messe ist mir aufgefallen, dass sich die Anzahl der Modelleisenbahnanbieter verringert hat. Welchen Grund gibt es dafür?
Dafür sind zwei Effekte verantwortlich. Einerseits die Konsolidierung in der Branche. Wenn sie sich die Modelleisenbahn GmbH und Märklin anschauen, die haben andere Unternehmen aufgekauft oder integriert. Also gibt es einige einfach nicht mehr. Flächeneinschränkungen sind ebenfalls da. Aber wir haben alles da, was es gibt. Schön finde ich, dass einige Aussteller in ihr Standkonzept investiert haben, das trägt zur Attraktivität der Halle bei. Im hinteren Teil haben wir das „Tech to Play” eingeführt, das passt auch sehr gut zum Thema Modelleisenbahn.
Konsolidierung heißt doch immer auch, dass sich die Branche für die Zukunft etwas überlegen muss?
Bei Modellbau und Modellbahn muss es gelingen, neue junge Zielgruppen anzusprechen, das ist fast eine Pflicht.
Beobachten Sie noch weitere Veränderungen in der Spielebranche?
Ich fand es spannend, dass sich Puppen Plüsch erholt hat und im letzten Jahr ein Wachstum verzeichnen konnte. Das war ja auch so ein kleines Sorgenkind. Ausgesprochen stabil entwickeln sich der technische und edukative Spielwarenbereich sowie die klassischen Spielfiguren. Ich finde es schön, und den Schritt sieht man immer mehr, dass man nicht mit dem Holzhammer aufs Kind haut, sondern dass auch die spielerischen Faktoren hinzukommen. Auch das Selbermachen kommt immer mehr in Mode, die Individualisierung.
In nächsten Jahr verkürzt sich die Spielwarenmesse um einen Tag. Bleiben die Besucher aus?
Wir waren mit der Qualität des letzten Tages nicht mehr zufrieden. Die Aufenthaltsdauer der Besucher nimmt ab, im Schnitt sind es jetzt 2,3 bis 2,4 Tage. Wobei das deutsche Besucherkontingent die Aufenthaltsdauer extrem runterfährt. Die kommen morgens und fahren abends wieder heim. Besucher waren am Montag nicht mehr in ausreichender Zahl vorhanden. Wir müssen hier eine gigantische Maschine mit fast 2900 Ausstellern und dem riesigen Messegelände mit 170.000 Quadratmetern aufrecht erhalten. Für diese Anzahl von Besuchern macht das finanziell und logistisch keinen Sinn. Deshalb haben wir uns entschieden, dass wir den Montag streichen. Ich glaube nicht, dass wir Besucher verlieren werden, es wird zu einer Konzentration an den anderen Tagen führen. Wir erleichtern so auch das finanzielle Engagement der Aussteller.
Und eine neue Halle an der Messe mit 10.000 Quadratmetern Fläche wird auch gebaut. Werden Sie die dazumieten?
Ich bin mir noch nicht ganz sicher. Wir müssen darauf achten, eine gute Relation zwischen Aussteller und Besucher zu haben. Das Verhältnis muss stimmen.
Sie Sind seit 15 Jahren im Geschäft. Was hat sich verändert?
Wir passen immer wieder Strukturen an. 20 Prozent Wachstum gab es in den vergangenen fünf Jahren bei Karneval, Kostümen, Festartikeln und Eventdekoration. Ablehnen wollen wir niemand, auf der Warteliste stehen aber 180 Firmen, die wir heuer über alle Produktbereiche nicht bedienen konnten.
Apropos Fasching, verkleiden Sie sich eigentlich?
Dafür habe ich leider keine Zeit.
Was wäre denn ihr Lieblingskostüm?
(schmunzelt) Vor zwei Jahren war ich auf einem Faschingsball und da war ich als Schmetterlingsjäger im Dschungel verkleidet.
Zum Abschluss vervollständigen Sie bitte noch die folgenden Sätze. Ich bin ...
...ziemlich zufrieden mit der Spielwarenmesse 2017.
Herzlich gelacht habe ich als ...
...als ich drei afrikanische Frauen im Schnee vor der Spielwarenmesse habe tanzen sehen.
Ich wünsche mir...
... dass wir eine tolle Zukunft haben, ich gesund bleibe und dass ich mit Spieletet.at nächstes Jahr wieder ein Interview führen kann.
Ingrid Krawarik
04.02.2017
Ravensburger Sommergewinnspiel