Tal der Könige

Vertritt man heute weithin die Ansicht „Das letzte Hemd hat keine Taschen!“ war die Auffassung vieler Kulturen der Geschichte doch deutlich anders. Als eine der ersten Hochkulturen haben vor allem die Ägypter eine ganz bestimmte Vorstellung von dem Leben nach dem Tod gehabt. Der ägyptische Glaube besagt, dass man Gegenstände mit in den Tod nehmen darf! Das gipfelte in dem „höher, größer, mehr“-Gedanken vieler Generationen von Pharaonen und später war es auch die Handhabe der besser gestellten Adligen, sich ein prunkvolles Grab mit allerhand Beigaben erbauen zu lassen. Eben in dieser Zeit setzt das Spiel Tal der Könige an. Wir sind die Adligen, die sich ihr eigenes Grab für das Leben nach dem Leben füllen wollen.
Kanopen, Statuen und Bücher - für später!

Tal der Könige ist ein Deckbau-Spiel bei dem man den Startkartenstoß stetig ergänzt, indem man ihn durch ausliegende Karten erweitert. Zum Spielbeginn enthält das Deck jedes Spielers zehn Startkarten, die für jeden gleich sind. Es wird nacheinander gespielt. Jede Runde verläuft dabei für alle gleich. Fünf Karten vom Nachziehstapel ziehen. Aktionen bestimmter Karten je nach Wunsch ausführen oder auf den Ablagestapel abwerfen, um ihren aufgedruckten Geldwert geltend zu machen, damit wir uns eine der ausliegenden Karten aus der Tischmitte nehmen können. Die neu erworbenen Karten werden ebenfalls auf den Ablagestapel gelegt. Ist der Nachziehstapel erschöpft, wird der Ablagestapel gemischt und bildet den neuen Nachziehstapel.

Die Kartenauslage besteht aus sechs Karten, die in Pyramidenform angeordnet werden. Nur die unterste Reihe der Pyramide ist erwerbbar. Sollten Karten in einem Zug gekauft worden sein, rutschen die darüber befindlichen Karten am Ende des Zuges nach unten nach und die Pyramide wird zu ihrer alten Form mit neuen Karten aus dem Vorrat ergänzt. Das Spiel endet wenn der komplette Vorrat aufgebraucht und die letzte Karte der Pyramide abgetragen ist.

Aber wie sorgt man jetzt für sein Leben nach dem Tod? Man hat einmal pro Runde die Möglichkeit eine der Handkarten in das eigene Grab abzulegen. Am Spielende werden nur Karten im Grab gewertet. Dabei werden Artefakte und Sets unterschieden. Artefakte haben einen konkreten Siegpunktewert, die Siegpunkte der Sets werden dagegen errechnet: Anzahl der verschiedenen Karten eines Sets zum Quadrat (so sind bis zu 49 Punkte mit einem Set möglich!). Insgesamt gibt es fünf verschiedene Sets: Särge, Kanopen, Amulette, Bücher und Statuen. Wer am meisten Siegpunkte hat, gewinnt!

Qualität der Grabausstattung

Eigentlich gibt es für mich nur Lob für‘s Spielmaterial – eigentlich! Die Karten haben eine gängige und griffige Größe und bieten neben ihren klar formulierten Aktionstexten noch ein wenig Hintergrundgeschichte. Die Anleitung ist kurz gehalten, schlüssig geschrieben und gut bebildert. Alles kommt in einem handlichen Karton, der nicht viel Platz raubt – sehr schön!
Etwas subjektiver möchte ich die Illustrationen bewerten. Mir persönlich war alles ein wenig zu platt und langweilig gestaltet. Angefangen beim Karton, der braun in braun daher kommt, bis hin zu den einzelnen Karten, auf denen der beschriebene Gegenstand vor dem immer exakt gleichen Hintergrund abgebildet wurde. Optisch eintönig, tut dem Spielspaß aber sonst keinen Abbruch.

Nach dem Lesen der erste Seite war klar: Hier wurde ganz dreist eine Spielidee adaptiert. Zehn Startkarten. Nachziehstapel. Fünf Handkarten jede Runde ziehen. Karten für Aktionen oder Kauf verwenden. Neu erworbene Karten mit allen ausgespielten und ungenutzten Handkarten auf dem Ablagestapel legen und diesen als neuen Nachziehstapel verwenden. So könnte man auch eins zu eins das preisgekrönte Dominion beschreiben. Aber das bis hierhin freche Plagiat bliebe nur dann eines wenn es nicht Neuerung einstreuen würde.

Entscheidend für das Spielgefühl von Tal der Könige ist der Bereich des Grabes. Indem man in seiner aktiven Runde gezwungen ist, Karten, die man sonst für ihren Geldwert oder ihre Aktionsfähigkeit nutzen könnte, abzulegen, erzeugt das Spiel von Hand zu Hand einen attraktiven persönlichen Konflikt. Ebenso erfrischend zeigt sich die Kaufauslage des Spiels, also die Pyramide in der Mitte. Langfristigere Planungen sind nur bedingt möglich. Trotzdem entwickelt sich scheinbar ganz von alleine eine grobe Marschroute, die man zum Spielstart noch nicht festlegen konnte. Man muss von Runde zu Runde neu entscheiden, ob und was man erwerben möchte. So entsteht ein abwechslungsreiches und homogen verlaufendes Spiel! Lediglich die Abschlusswertung ist für mich ein großer Wermutstropfen, da das Quadrat der gesammelten Setkarten einen zu starken Einfluss auf den Sieger hat.

Spieletester

22.12.2014

Fazit

Das Spiel muss sich anhand der Chronologie und der zahlreichen Parallelen meiner Auffassung nach dem direkten Vergleich mit Dominion stellen. Ich kann für den vielfach ausgezeichneten Klassiker Dominion nicht nur lobende Worte finden. Aber ich verstehe seinen Reiz und es hat seine klaren Stärken. Tal der Könige setzt für mich sehr schöne, neue Akzente, hat aber wiederum seine eigene Palette an kleineren und größeren Schwächen mitgebracht. Allerdings ist es sicher einfacher ein gutes Spiel zu verbessern, als ein solches komplett neu zu erfinden. Daher meine durchschnittliche Bewertung, trotz hiermit ausgesprochener Kaufempfehlung für alle, die mit Dominion zufrieden waren oder ein solides Deckbauspiel suchen!
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Besucherkommentare

Andreas | 16.02.2015

Ich stimme der Meinung des Rezensenten teilweise zu.
Mehr unter:

https://brettspieltipps.wordpress.com/2015/01/21/tal-der-konige/

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 30 Minuten
Erscheinungsjahr: 2014
Verlag: Pegasus Spiele
Autor: Tom Cleaver
Grafiker: Banu Andaru
Genre: Deckbau
Zubehör:

1 Startspielerkarte
4 Grabkarten
4 Übersichtskarten
40 Startkarten (Artefakte)
29 Karten Stufe II (Artefakte)
27 Karten Stufe III (Artefakte)
1 Anleitung (Deutsch)

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