Beer & Vikings

Mitternacht ist lang vorbei, aber im Schankraum gibt es keine Tageszeiten. Derbe Scherze werden gerissen, es wird gefeiert und gelacht und natürlich ordentlich Bier gebechert. Es könnte ewig so weitergehen, wäre da nicht ein Problem: Das Gesöff geht zur Neige. Als diese Tatsache zwischen zwei Schlucken plötzlich in das benebelte Bewusstsein der Saufkumpane durchsickert, wird es totenstill im Raum. Die letzen vollen Krüge stehen auf dem Tisch bereit. Und jeder will sie haben. Alle davon... Geteilt wird nicht – Wikinger sterben eher mit einem Kriegsschrei auf den Lippen einen ehrenhaften Tod im Kampf!!

Für Odiiiin!

Nachdem jedem Spieler eine Charaktertafel ausgeteilt wurde, können die Vorbereitungen beginnen: Jeder erhält ein Family sword, legt links an die Charaktertafel verdeckt Karten in Höhe seiner Lebenspunkte bereit und platziert den Berserk-Marker oben rechts auf der Tafel. Jeder bekommt außerdem vier Karten auf die Hand, die restlichen werden als verdeckter Nachziehstapel in der Mitte des Tisches bereitgelegt. Daneben kommt das Gefäß mit den Beer-Markern (die sind aus Glas, als Gefäß ist ein Origami-Faltzettel beigelegt, was wohl auf das zuerst erschienene Sake & Samurai zurückzuführen ist). Zwischen die Spieler werden jeweils drei Step-Marker gelegt. Die Schlacht kann beginnen.

Jeder Wikinger kann, wenn er am Zug ist, in der ersten Phase zwei Karten ausspielen. Davon gibt's vier verschiedene Typen, die an der Hintergrundfarbe der Karte erkannt werden können.
Actions haben eine sofortige Wirkung auf das Spielgeschehen, kosten allerdings manchmal auch Beer-Marker oder Lebenspunkte.
Surprises nutzt man in den Zügen der Gegner, um ihnen das Leben noch schwerer zu machen.
Minions werden links oder rechts vom Charakter platziert und treten in der zweiten Zugphase in Aktion.
Und Weapons, deren Bedeutung selbstverständlich sein sollte. Es gibt nicht nur Nahkampfwaffen wie Schwerter oder Streitkolben, sondern auch Fernkampfwaffen, zum Beispiel Bögen. Außerdem kann man auch mal eine Axt durch die Luft pfeffern. Waffenlimits sind bei Wikingern unnötig – jeder kann so viele ausrüsten, wie er lustig ist. Neben dem Tötungswerkzeug gibt's auch ein paar Items, um z.B. mehr Bier aufnehmen zu können.

Zusätzlich hat jede Karte noch vier Eckwerte. Wenn man eine Karte ausspielt, muss man sich entweder für einen der Eckwerte oder für die eigentliche Funktion der Karte entscheiden. Mit den Eckwerten kann man:

Angreifen: Angriffe können nur gegen die beiden benachbarten Spieler ausgeführt werden und auch nur dann, wenn man sich in der richtigen Reichweite befindet. Jeder Waffe ist dafür ein Reichweitenwert, außerdem noch ein Angriffs- und ein Verteidigungswert aufgedruckt. Bei einem Angriff addiert man nun den Waffenwert, den Angriffs-Eckwert der gespielten Karte und noch eventuelle Boni dazu. Der Gegner kann mit seinem Verteidigungswert dagegen halten. Die Ergebnisse können dabei recht stark schwanken. Oft bleibt gerade mal ein Kratzer zurück, es kann aber auch passieren, dass man einen Gegner mit einem einzigen Schlag zu Brei verarbeitet.

Verteidigen: Um einen feindlichen Angriff abzuwehren, kann (und sollte man tunlichst) eine Karte zum Verteidigen ausspielen. Deren Verteidigungs-Eckwert wird dann zum Verteidigungswert der momentan ausgerüsteten Waffe addiert und das Ergebnis vom Angriffswert abgezogen. Was übrig bleibt, ist der Schaden. Wer Schaden erleidet, entfernt von seinem Lebenspunkte-Stapel entsprechend viele Karten und legt sie rechts neben die Charaktertafel zum zugefügten Schaden. Mehr als fünf Leben hat keiner der Wikinger, wer nicht frühzeitig hopps gehen will, sollte also damit haushalten!

Bewegen: Mit diesem Eckwert kann ich mich auf meine beiden Nachbarn zubewegen, sie allerdings niemals passieren. Im Klartext sieht das so aus, dass man Step-Marker zwischen sich selbst und den Gegner, von dem man sich entfernt, legt. Dabei nimmt man die hinzuzufügenden Step-Marker von dem Abstand zwischen einem selbst und dem Gegner, auf den man sich zubewegt. Wenn ich also zu beiden Nachbarn drei Schritte Abstand hab und zwei zum rechten Nachbar gehe, liegen dann nur noch ein Step-Marker zum rechten und dafür fünf Step-Marker zum linken Nachbar aus.

Bier: Der eigentlich wichtigste Wert. Hiermit darf man entsprechend viele Beer-Marker aus dem Gefäß nehmen. Allerdings müssen die dann auch irgendwo platziert werden, und das hat Nachwirkungen. Jeder Beer-Marker kann entweder auf eine Waffe, die Charaktertafel selbst, das Lebenspunkte-Deck oder Walhalla-Karten (dazu später mehr) gelegt werden. Das Problem dabei: Was auch immer man belegt hat, ist danach nicht mehr funktionstüchtig. Einzige Ausnahme ist das Lebenspunkte-Deck, hier fungiert der Marker quasi als ein zusätzlicher Lebenspunkt. Wenn man einen Treffer einstecken muss, wird also zuerst der Marker entfernt, bevor's an das Leben geht.

In der zweiten Phase des Zugs treten die Minions, also die Schergen, in Aktion. Beim Ausspielen werden sie entweder direkt links oder direkt recht neben den Wikinger gelegt. In ihrer Phase bewegen sie sich dann ihrem Schrittwert entsprechend auf den Gegner zu und hauen drauf, wenn's von der Reichweite passt. De facto machen die Dinger kaum Schaden und eignen sich nur als Schutz – bevor man nämlich einen Wikinger angreifen kann, muss der eventuell im Weg stehende Minion weg.

Dritte Phase: zwei Karten nachziehen. Wenn man dann mehr als vier auf der Hand hat, muss man auf vier abwerfen.

In der letzten Phase sucht man sich noch aus, welche Waffe man bis zu seinem nächsten Zug zur Verteidigung verwenden möchte.

Andere Möglichkeiten, die man hat, sind das Opfern von gesammelten Beer-Markern, um entweder eine Karte zu ziehen oder einen Lebenspunkt zurückzubekommen, der Soul Burn, bei dem man willentlich sein Lebenspunkte-Deck verkleinert, um Karten daraus auf die Hand zu nehmen, einmal im Spiel den Berserker erwecken, um extra böse zuzuschlagen, und die diversen Spezialkräfte der Charaktere nutzen. Außerdem gibt es noch die mächtigen Walhalla-Karten. Die erhält man, wenn man einen Mitspieler (also den Charakter von ihm natürlich) ins Jenseits schickt. Und ist der Spieler dann ausgeschieden?

Mitnichten! Er verliert zwar all sein Bier, seine ganzen Fähigkeiten und seine Handkarten – aber er ist noch nicht am Ende. Die Charaktertafel wird umgedreht, auf deren Rückseite findet sich das schauerliche Antlitz des Wikinger als Geist. Er ist nun ein Spirit of Loki. Seine Aufgabe bleibt die gleiche: Bier sammeln. Allerdings sieht sein Zug jetzt komplett anders aus und außerdem ist er im Team mit allen anderen Spirits of Loki, so vorhanden. Das heißt, die Spirits dürfen füreinander Karten ausspielen und sich somit als Kollektiv verteidigen oder angreifen!

Grob umrissen: Als Spirit benutzt man fortan die Rückseite der Karten. Darauf ist entweder ein rotes, gelbes oder blaues Emblem abgebildet.
In der ersten Phase benutzt man die Power of Elation, die von der Rückseite der obersten Karte im Nachzugstapel bestimmt wird. Je nach Farbe kann man hier nervige, Poltergeist-artige Actions ausführen.
In der zweiten Phase zieht man eine Karte nach.
Und in der letzten Phase kann man entweder ein Bier vom Gefäß nehmen oder auch von den Wikingern.

Was man nicht mehr kann, ist Schaden zufügen. Es ist also nicht möglich, darauf hin zu arbeiten, dass alle Wikinger sterben und die Spirits somit mangels Opposition gewinnen.

Sobald kein Beer-Marker mehr im Gefäß liegt, wird die Sudden Death-Round eingeläutet. Danach endet das Spiel und der betrunkenste Wikinger bzw. das Spirit-Kollektiv gewinnt. Im Falle eines Gleichstandes entscheidet die Anzahl der Walhalla-Karten.

Um's nicht fad werden zu lassen, liegen dem Spiel auch Ortskarten bei, die über's ganze Spiel großen Einfluss auf selbiges haben. Außerdem ist es möglich, Beer & Vikings mit Sake & Samurai zu kombinieren.

Uff.... fertig. Und jetzt stellt euch mal vor, ihr müsstet das aus einer (gefühlt) von Google übersetzten, unübersichtlichen und unstrukturierten Anleitung lernen. Und da sag noch einer, Spieletester sei ein toller Job ;-)

Spieletester

22.05.2013

Fazit

Lustiges Thema, das Albe Pavo da aufgegriffen hat. Klar, irgendwie macht's Spaß, in stereotypischer Wikinger-Manier nur wegen ein paar Bier alle seine Gegner und deren Anhang gleich mit kurz und klein zu hauen. Allerdings muss man sich dazu erstmal durch das sehr mühsame Regelwerk durcharbeiten, und das hat es leider in sich. Trotz mehrmaligem Durchlesen bin ich quasi völlig planlos in die erste Partie gegangen. Irgendwie findet dann alles seinen Platz und bei der zweiten Runde sieht schon alles besser aus, aber am Anfang war das Chaos. Ansonsten macht das Ding schon Laune, gut illustriert und humorvoll rübergebracht, nettes Taktieren, natürlich auch viel Glück und ein gelungenes Thema. Der ganz große Wurf ist's vielleicht nicht, aber ab und zu ein Ründchen in Ehren – gerne.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 3 bis 8
Alter: ab 13 Jahren
Spieldauer: 50 Minuten
Preis: 25,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2012
Verlag: Albe Pavo
Autor: Matteo Santus
Genre: Glück
Zubehör:

1 Spielregel 1 Origami-Gefäß 8 Referenz-Karten 8 Charaktertafeln 8 Berserk-Marker 20 Beer-Marker 24 Step-Marker 112 Karten (42 Weapons/Items, 30 Events, 14 Minions, 12 Interrupts, 10 Valhalla und 4 Orte)

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