Siberia

Sibirien ist mit einer Größe von mehr als zehn Millionen Quadratkilometern eines der größten Länder der Erde. In Ost-West-Ausrichtung dehnt es sich über 7000 Kilometer aus und von Nord nach Süd immerhin noch 3500. Mehrere Vegetationszonen finden sich hier: arktische Kältewüste, Tundra, Taiga und Steppe. Temperaturunterschiede von +30 Grad im Sommer und bis zu -70 Grad im Winter sind keine Seltenheit. Sibirien ist ein Land der Superlative – endlos weit, unvorstellbar kalt, dafür aber mit unendlich vielen Bodenschätzen gesegnet. Und genau um diese Bodenschätze und deren gewinnbringende Vermarktung geht es in dem Spiel Siberia aus dem Kleinverlag dlp games. Autor und Verlagschef Rainer Stockhausen ist dabei ein hochinteressantes und spannendes Familienspiel gelungen, das durch seine Mechanismen aber auch Vielspieler überzeugen kann.

Die Hälfte des Spielbrettes nimmt Sibirien selbst ein, das in mehrere Abbaugebiete eingeteilt ist. Zu Spielbeginn werden in jedes Gebiet zufällig zwei verschiedene Rohstoffwürfel gelegt. Hier kommen mit Gold, Kohle, Erdgas, Erdöl und Diamanten auch genau die Bodenschätze ins Spiel, die in Sibirien tatsächlich ausgebeutet werden. Alle restlichen Würfel werden auf die oberen Nachschubfelder gelegt. Im unteren Teil des Spielplanes liegen die unterschiedlichen Börsenplättchen aus, wobei lediglich Frankfurt immer im Spiel ist. Jeder Spieler beginnt mit einem Arbeiter in Wladiwostok und einem Verkäufer an der Börse zu Frankfurt. Die restlichen Spielfiguren stellen den persönlichen Vorrat eines Spielers dar. Ansonsten bekommt jeder nur noch ein Spielertableau und startet ohne Geld in den Kampf um die Rohstoffe Sibiriens.

In der sehr anschaulichen vierseitigen Regel wird der Spieler schnell in den Mechanismus von Siberia eingeführt. Der Ablauf ist denkbar einfach und wird rundenbasiert in zwei Phasen ausgeführt. Zuerst zieht jeder Spieler sechs Aktionsplättchen aus dem Beutel und platziert sie auf oder vor seinem Tableau. Danach geht es reihum mit der Durchführung der Aktionen weiter, bis alle gepasst haben.

Das Kernstück von Siberia sind die Aktionen, die durch das vorherige Ziehen von Plättchen aus dem Beutel und dem anschließenden Platzieren auf dem eigenen Tableau möglich sind. Plättchen, die nicht auf ein Aktionsfeld gelegt werden, kommen in den Forschungsbereich. Sie sorgen für die Erschließung neuer Rohstoffquellen, indem jeweils zu Rundenbeginn Rohstoffwürfel von den Nachschubfeldern in die Gebiete Siberias gelegt werden.

Die meisten Aktionsplättchen zeigen zwei Elemente: eine Person und einen Rohstoff. Die Managerplättchen zeigen keinen Rohstoff. Auf dem Spielertableau gibt es immer zwei zusammengehörige Ablagefelder. Zum einen für die fünf verschiedenen Rohstoffe und zum anderen für die fünf Personen, die beim Abbau und Verkauf der Rohstoffe behilflich sind. Um also eine Aktion auszuführen, müssen immer beide zusammengehörenden Ablagefelder durch Plättchen belegt sein. Die Rohstofffelder berechtigen zum Abbau von Rohstoffen, wenn ein Arbeiter in einem Gebiet mit dem entsprechenden Rohstoffwürfel steht. Der Würfel wird dann entfernt und sofort in der Börse verkauft, in der ein eigener Verkäufer steht. Als Personenaktionen stehen Logistikleiter, Verkäufer, Arbeiter, Investor und Manager zur Verfügung. Um die dazugehörigen Aktionen ausführen zu können, müssen ebenfalls beide Ablagefelder belegt sein. Vor Ausführung der entsprechenden Aktion werden beide Plättchen entfernt und wieder zurück in den Stoffbeutel gelegt. Mit dem Logistikleiter können die eigenen Arbeiter insgesamt 3 Schritte bewegt werden. Ein Aufteilen der Schritte auf verschiedene Arbeiter ist dabei erlaubt. Mit dem Verkäufer kommt entweder eine zusätzliche Spielerfigur aus dem persönlichen Vorrat ins Spiel und kann auf eine beliebige Börse gestellt werden oder ein bereits vorhandener kann versetzt werden. Es ist dabei auch möglich, einen Arbeiter umzuschulen und aus einem Gebiet direkt in eine der Börsen zu stellen. Die Aktion des Arbeiters sieht das Anwerben einer weiteren Figur aus dem Vorrat vor, die dann nach Wladiwostok gestellt wird. Mit dem Investor darf ein Spieler eines der vier offen ausliegenden Investitionsplättchen nehmen und sofort auf das entsprechende Aktionsfeld legen. Die Investitionsplättchen fungieren quasi als Platzhalter für die Aktionsplättchen, so dass immer die Hälfte der notwendigen Felder dauerhaft belegt ist. Zudem werden sie nach Ausführung der entsprechenden Aktion nicht abgelegt, sondern verbleiben auf dem Spielertableau. Die Manager wiederum sind Joker, da sie jedes andere Aktionsplättchen ersetzen können. Hier wird zunächst nur eines der Plättchen in den Beutel zurückgelegt, das andere kommt auf ein freies Feld und könnte für eine weitere Aktion sorgen.

Eine Runde endet, wenn alle Spieler gepasst haben. Alle nicht benutzten Aktionsplättchen verbleiben auf dem Tableau, allerdings dürfen es nicht mehr als zehn Plättchen sein. Sobald ein Gebiet komplett ausgebeutet ist, wird es mit einem Sperrplättchen gekennzeichnet. Dieses Gebiet wird beim Bewegen der Arbeiter einfach übersprungen und kostet keinen Bewegungspunkt. Sind 8 Gebiete ausgebeutet, endet das Spiel. Dies kann auch geschehen, wenn 3 der 5 Nachschubfelder für Rohstoffe leer sind. Es gewinnt dann der Spieler, der jetzt das meiste Geld hat.


Spieletester

27.08.2012

Fazit

Siberia überzeugt vor allem mit seiner übersichtlichen und klar strukturierten Regel, die zudem auf nur vier Seiten anschaulich präsentiert wird. Durch den Kampf um die ausliegenden Rohstoffe entsteht sehr viel Interaktion innerhalb einer Spielgruppe. Jeder versucht natürlich, dem anderen zuvorzukommen und als erster die Rohstoffe gewinnbringend an der Börse zu verkaufen. Siberia lässt sich ab 3 Spielern am besten spielen und bietet viele verschiedene Aktionsmöglichkeiten mit einem tollen Zugmechanismus. Zwar erscheint das Ziehen der Aktionsplättchen sehr glückslastig, trotzdem bleibt dem Einzelnen noch genügend Spielraum, um im Spiel voranzukommen. Je nach gezogenen Aktionsplättchen haben die Spieler jede Menge taktische und strategische Möglichkeiten und gemachte Spielfehler werden durchaus verziehen. Das hochwertige Material lässt zudem keine Wünsche offen, da hat der Verlag dlp games nach Bangkok Klongs einen gewissen Standard erreicht. Aufgrund der immer wieder neu zu verteilenden Rohstoffe zu Beginn und den immer wieder neu zu wählenden Aktionen gleicht keine Partie der anderen. Auch eine gewinnbringende Strategie konnte ich in meinen Spielrunden noch nicht ausmachen, was mich veranlasst hat, beim Langzeitspielspaß die Höchstwertung zu vergeben. Wer ein leicht zu lernendes und doch tiefgreifendes Familien- und Taktikspiel sucht, der sollte hier zugreifen und wird seinen Kauf bestimmt nicht bereuen.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 60 Minuten
Preis: 40,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2011
Verlag: dlp games
Grafiker: Klemens Franz
Genre: Taktik
Zubehör:

1 Spielplan 4 Spielertableaus 70 Aktionsplättchen 24 Spielfiguren in 4 Farben1 Stoffbeutel 8 Sperrplättchen 20 Investitionsplättchen 6 Börsen 1 Startspielerplättchen Spielgeld

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