Battalia

Mittlerweile gibt es eine fast schon unübersichtliche Anzahl an Spieleverlagen und in jedem Jahr kommen noch etliche hinzu. Speziell aus Ländern, die bisher nicht unbedingt auf der bunten Weltkarte der Spieler zu finden waren, gelangen viele neue und teilweise auch überraschend gute Spiele auf die Tische der Spieler. Der bisher unbekannte bulgarische Verlag Fantasmagoria Games machte im Sommer 2015 gleich mit seinem ersten erfolgreichen Kickstarter-Projekt für das hier vorliegende Spiel Battalia von sich reden.

Anscheinend hatte der Verlag alles richtig gemacht, denn die reichlich ein Jahr später ebenfalls bei Kickstarter vorgestellte, aber bisher noch nicht erschienene Erweiterung Battalia: The Stormgates konnte den Crowdfunding-Erfolg des Grundspiels noch toppen.

In der Fantasywelt Battalia existieren die vier Fraktionen der Glutjünger (Feuer), des Bärenvolks (Erde), der Holmsiedler (Wasser) und der Wolkenkinder (Luft). Die Spieler versuchen jeweils, durch Straßen- und Städtebau sowie durch Einnahme und Ausbau neutraler bzw. gegnerischer Städte ihren jeweiligen Einflussbereich auszudehnen, um am Ende des Spiels über die mächtigsten Städte zu herrschen. Dazu steht ihnen jeweils ein Anfangs-Kartendeck zur Verfügung, das in guter Dominion-Tradition ausgebaut und so zum Motor des Spiels wird. Das Spiel endet entweder, wenn alle möglichen Bauplätze auf dem Spielbrett belegt wurden oder wenn ein Spieler fünf Städte der vierten Ausbaustufe unter seiner Kontrolle hat. Gewonnen hat dann der Spieler, der die meisten Siegpunkte erreichen konnte.

Da der eigentliche Spielaufbau recht zeit- und platzintensiv ist, sollte man damit rechtzeitig vor dem Spiel beginnen! Gespielt wird auf einem 7x7 Felder großen Rasterspielplan, dessen tatsächliche Spielfläche von der Anzahl der Spieler abhängt. Vor Beginn des Spiels werden die jeweiligen Startstädte der Spieler sowie die neutralen Städte ebenfalls in Abhängigkeit von der Spielerzahl positioniert. Ein neutrales Ruinenfeld liegt in der Mitte des Spielplans. Straßen- sowie Stadtkarten, Einheiten- und Versorgungskarten bilden ,jeweils nach Farben geordnet, eigene Stapel. Das Sonnenorakel wird zusammengebaut und an jedem seiner Strahlen wird ein Stapel mit einem bestimmten Artefakttyp platziert.

Jeder Spieler startet mit einem Kartendeck, das aus 10 Karten besteht. Die Art der Karten ist dabei vorgegeben, die Zugehörigkeit der Einheiten zu den jeweiligen Fraktionen jedoch zufällig. Jetzt wählt jeder Spieler, meist in Abhängigkeit von seinem Start-Kartendeck, eine Fraktion und anschließend eine Startstadt. Reihum sind die Spieler nun am Zug und versuchen, mit Hilfe ihrer sechs Handkarten Einheiten oder Helden anzuheuern, die Helden auf dem Spielplan zu bewegen, Artefakte zu erschaffen, Städte oder Straßen zu bauen oder gegnerische Spieler bzw. neutrale Städte anzugreifen. Dabei müssen die ausgespielten Handkarten ungewöhnlicherweise nicht zwangsläufig zur eigenen Fraktion gehören. Wichtig ist lediglich ihre Eigenschaft. Trotzdem wird jeder Spieler versuchen, sein Deck möglichst auf eine Farbe auszurichten, denn vor ihren eigentlichen Aktionen können die Spieler, in Abhängigkeit von der Anzahl gleichfarbiger Karten auf der Hand, eine bis vier Karten zusätzlich ziehen und so ihre Aktionsmöglichkeiten ganz gewaltig erweitern.

Zuallererst sollte es Vorrang haben, das eigene Deck möglichst schnell und sinnvoll durch Einheiten oder Artefakte zu erweitern. Dabei erhält der Spieler immer die oben liegende Karte eines Stapels, auch wenn sie nicht zu seiner Fraktion gehört. Das ist insbesondere für Neulinge sehr verwirrend und nur schwer zu verinnerlichen. Die so erhaltenen Karten kommen zusammen mit den ausgespielten Karten auf den eigenen Ablagestapel der später wiederum, gut gemischt, zum eigenen Nachziehstapel wird. Es gibt vier verschiedene Einheiten die jeweils unterschiedliche Kampfstärken haben: Stammeskrieger, Häuptling, Priester und Lord. Die Summe der jeweiligen Kampfstärken ist für den Kampf gegen generische Einheiten bzw. für die Eroberung von Städten von Bedeutung. Zusätzlich können auch Artefakte erworben werden. Diese gibt es in sieben unterschiedlichen Typen: Amulett, Zelt, Pferd, Waffe, Werkzeug, Schriftrolle und Titel. Jede dieser Artefakt-Arten hat unterschiedliche Eigenschaften. So erhöht ein Pferd z. B. die Bewegungsreichweite der als Miniaturen dargestellten Helden, eine Waffe ist zwingend für die Eröffnung eines Kampfes notwendig, ein Titel kann Einheiten befördern oder bei einem Zelt kann der Spieler einige seiner Karten für spätere Züge parken.

Neben dem Kauf neuer Karten, um das eigene Decke zu verbessern, kann der Spieler am Zug auch etliche andere Aktionen ausführen. Allerdings basieren alle möglichen Aktionen auf der Verwendung oder Verwandlung von Handkarten. So können Straßen und Städte gebaut, eigene Städte aufgewertet, Artefakte benutzt, Handkarten in Zelten versteckt, Helden bewegt oder wenn möglich angeheuert oder aber Kämpfe geführt werden. Um Helden allerdings überhaupt bewegen zu können, sind Straßen existenziell notwendig. Dabei sind einige elementare Bauregeln zu beachten, die besagen, dass neu gebaute Straßen immer zu bisher ausliegenden Karten passen und eine Verbindung zu den Städten des Spielers haben müssen. Auf den ausliegenden Straßen werden die Helden bewegt, die durch die Miniaturen symbolisiert werden. Sie sind quasi die Anführer von Armeen und können neutrale oder gegnerische Städte bzw. andere Helden angreifen, wenn sie auf demselben Feld bzw. in der gegnerischen oder neutralen Stadt stehen. Ein Artefakt "Waffe" ist allerdings zwingend für einen Angriff erforderlich. Bei diesem wird die eigene Kampfstärke durch ausgelegte Karten nachgewiesen. Dazu können auch versteckte Karten aus Zelten heran gezogen werden. Wird eine gegnerische oder neutrale Stadt übernommen, so wird ein eigener Stadtmarker darauf gelegt. Im Kampf unterlegene Helden werden vom Brett genommen und müssen anschließend wieder neu angeheuert werden. Ein großer Nachteil dieser Rahmenbedingungen für Kämpfe ist natürlich, dass meist zuerst schwächere oder nicht so hoch gerüstete Mitspieler oder Städte angegriffen werden anstatt vielleicht den aktuell im Spiel Führenden zu attackieren. Risiko lässt in diesem Falle grüßen.

Spieletester

04.06.2017

Fazit

Battalia vereint auf interessante und recht neue Art und Weise das Thema Deckbuilding mit einem Aufbaustrategie-Spiel. Gleichzeitig ist es optisch schon ziemlich überwältigend, was Fantasmagoria Games den Spielern liefert. Das überaus reichhaltige Spielmaterial ist sehr wertig produziert. Leider schießt der Verlag an manchen Stellen, wahrscheinlich schon durch die Hinzunahme von vier(!) Illustratoren, über das eigentliche Ziel hinaus und stiftet durch zu detailreiche bzw. kleinteilige Symbolik oder Darstellungen mehr Verwirrung als Klarheit. So ist z. B. die Farbgebung der Wolkenkinder-Fraktion auf den entsprechenden Karten extrem dicht bei den Holmsiedlern. Deren Helden-Miniaturen hingegen sind farblich perfekt getrennt. Die Spielregel ist klar strukturiert, die Spieler benötigen jedoch einige Zeit, um mit den vielen kleinen zusätzlichen Regeln bzw. Sondereigenschaften klar zu kommen. So ist es nicht verwunderlich, dass sich speziell die ersten Partien deutlich über drei Stunden erstrecken können. Erst wenn sich die Gruppe eingespielt hat, reduziert sich die Spielzeit. Für eine hohe Langzeitmotivation sorgen die zusätzlichen Szenarien, für die dem Spiel teilweise separate Karten beiliegen.

Battalia richtet sich mit seiner interessanten und neuartigen Verknüpfung von Spielmechaniken eindeutig an interessierte Vielspieler wobei diesen jedoch klar sein sollte, dass es auch einen gewissen Glücksfaktor gibt. Fans von Aufbau-Strategie-Spielen kann  Battalia nur wärmstens ans Herz gelegt werden. Im Zweifelsfall sollte eine Probepartie die nötige Klarheit schaffen.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • tolle Ausstattung
  • durch variablen Aufbau hohe Langzeitmotivation für Vielspieler
  • interessante Vermischung von Spielmechanismen

Minus

  • hohe regletechnische Einstiegshürde
  • lange Spieldauer
  • manchmal hoher Glücksfaktor
  • durch die kleinteilige Grafik teilweise unübersichtlich
  • Fraktionen von Luft und Wasser sind schwer auseinander zu halten.
  • großer Platzbedarf beim Spielen
  • Kämpfe und Stadteroberungen gehen aufgrund der Kampfregeln meist zu Lasten schwächerer Spieler.

Teilen mit facebook twitter

Kommentar verfassen

Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 13 Jahren
Spieldauer: 60 bis 180 Minuten
Preis: 55,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2016
Verlag: Fantasmagoria
Zubehör:

80 Einheitenkarten (jeweils 20 für die vier Fraktionen)

8 Einheitenkarten "Die Entfesselten" (neutrale Fraktion "Söldner")

80 Versorgungskarten

84 Artefaktkarten (jeweils 21 für die vier Fraktionen)

10 neutrale Artefaktkarten

28 Geländekarten Stadt (jeweils sieben in vier verschiedenen Arten)

48 Geländekarten Straße (jeweils 12 in vier verschiedenen Arten)

neun Geländekarten Vulkan (notwendig für ein alternatives Szenario)

eine Geländekarte Ruine (neutraler Geländetyp – wird in der Mitte des Spielplans platziert)

eine alternative Geländekarte Ruine

Spielplan

ein Sonnenorakel (wird aus fünf Einzeltteilen zusammengebaut)

acht Heldenminiaturen (zwei pro Spieler bzw. Fraktion – jeweils männlich bzw. weiblich mit identischen Fähigkeiten)

79 Stadtmarker (16 für jeden Spieler sowie acht neutrale und sieben universelle Marker)

vier Referenzbögen (mit allen spielrelevanten Informationen)

ein Würfel (W6)

vier Spielertableaus

vier Zeitmarker

zwölf Ringmarker

Spielregel

Almanach mit Vorstellung der Völker und Hintergrundgeschichte Battalias

vier Siegpunktmarkerkarten

vier Kampfbonuskarten

drei Spezialkarten

Anzeige

Statistik

Derzeit findest Du auf spieletest.at 7125 Gesellschaftsspiele-,
1656 Videospielrezensionen
2304 Berichte.