Capital Lux

Nachdenklich steht eine einzelne Person am Rande ihrer Stadt. Sie lässt ihren Blick schweifen, in die Schwärze der Nacht, bis ihre Augen auf den Lichtern der Hauptstadt zum Stillstand kommen. Die Hauptstadt, Zentrum der Macht ... Aber warum gerade sie? Vielleicht ist es an der Zeit, die Machtverhältnisse neu zu sortieren.
Dieses Spiel ist derzeit nur auf Englisch erhältlich.

Die Stadt, sie leuchtet, leuchtet, leuchtet

So oder so ähnlich könnte die Story von Capital Lux eingeleitet werden. Während die Autoren kein Wort über den Hintergrund des Spiels verlieren, erzählen die famosen Illustrationen in Kombination mit dem Spielziel eine ganz eigene Geschichte: Jeder Spielende repräsentiert eine Stadt oder die Bewohner einer Stadt, die ein Dasein im Schatten der mächtigen Hauptstadt fristet. Unser Ziel ist es, unsere Stadt bedeutender zu machen als die Konkurrenz. Aber zu offensichtlich dürfen wir der Hauptstadt dabei nicht die Stirn bieten!

Eine Partie Capital Lux ist in drei Runden unterteilt, jede Runde wiederum in die drei Phasen „Karten wählen”, „Karten spielen” und „Rundenende”. Die Phasen laufen dabei stets gleich ab, ganz am Ende gibt es noch eine kleine Schlusswertung.

Zu Beginn jeder Runde steht das Wählen der Karten. Dies geschieht mittels eines klassischen Drafting-Systems. Je nach Spielerzahl erhalten alle Beteiligten fünf oder sechs Karten. Von diesen wählen wir zwei aus und reichen die verbliebenen unserem linken Nachbarn. Der wählt wieder zwei davon aus und reicht ein weiteres Mal die restliche(n) Karte(n) weiter. Danach hat jeder seine Starthand.

Das Ausspielen der Karten ist das Herzstück des Spiels und bei weitem die längste und wichtigste Phase. Um diese Phase zu verstehen, schauen wir uns zunächst die Kartentypen an. Am meisten hantieren wir mit Berufskarten. Es gibt Gelehrte, Händler, Agenten und Kleriker, jeweils mit den Werten 2 bis 6. Die Hauptstadt-Karten zeigen die gleichen Illustrationen wie die Berufskarten, ihnen fehlt allerdings der Zahlenwert. Sie markieren die Hauptstadt, an die wir im Laufe des Spiels unsere Karten anlegen können – jede Profession hat einen eigenen Stapel. Und schließlich gibt es noch die Modifikationskarten, die den Gesamtwert eines der Hauptstadt-Stapel stärken oder schwächen können.

Zugweise spielen wir nun alle unsere Handkarten aus. Dabei können wir jede Karte entweder in unsere Heimatstadt, also vor uns, oder in die Hauptstadt, also zu den Hauptstadt-Karten in der Mitte des Tisches, legen. Eine Karte in unserer Heimatstadt hat zunächst keinen weiteren Effekt. Wenn wir eine Karte in die Hauptstadt legen, MÜSSEN wir allerdings die entsprechende Berufsaktion ausführen.

Gelehrte: Ziehe die oberste Berufskarte.
Händler: Nimm eine Goldscheibe (gleich mehr dazu).
Agent: Sieh dir die oberste Modifikationskarte an und lege sie verdeckt zu einem Hauptstadtstapel.
Kleriker: Nimm jene Karte, die den kleinsten Wert hat, eines beliebigen anderen Berufs aus der Hauptstadt und lege sie in deine Heimatstadt.

So wird weiter gespielt, bis ein Spielender alle seine Karten ausgespielt hat. Danach kommen alle anderen noch ein letztes Mal für diese Runde dran. Wer danach immer noch Karten auf der Hand hat, MUSS sie in seine Heimatstadt legen. Und dann folgt (hoffentlich) der Lohn der Mühe.

Denn beim Rundenende zeigt sich, wie gut wir in dieser Runde gespielt haben. Zunächst werden alle Modifikationskarten aufgedeckt. Somit können wir nun den Wert jedes Hauptstadtstapels ermitteln, der sich aus den addierten Werten aller angelegten Karten plus oder minus der Modifikation ergibt. Danach vergleichen alle Spielenden die addierten Werte ihrer Karten für jeden Beruf mit dem des entsprechenden Hauptstadtstapels. Ist der Wert einer Heimatstadt höher als der der Hauptstadt, muss der gesamte entsprechende Stapel der Heimatstadt abgeworfen werden. Das kann relativ schnell geschehen, eine Notlösung gibt es aber. Ihr erinnert euch an die Goldscheiben, die wir durch Händler bekommen? Die können wir jetzt verwenden. Jede Scheibe gleicht einen Punkt Differenz zwischen einem unserer Stapel und dem entsprechenden der Hauptstadt aus. Abschließend werden noch Bonuskarten für die Mehrheiten in jedem Beruf verteilt. Wer die Mehrheit in einem Beruf hat, nimmt sich die höchstwertigste Karte desselben Berufs aus der Hauptstadt und legt sie verdeckt vor sich als Bonuskarte ab (sie zählt nicht zur Hauptstadt!). Danach werden die Modifikationskarten gemischt und die nächste Runde beginnt.

Nach drei Runden dieser Art folgt die Schlusswertung. Hierzu addieren alle Spielenden ALLE verbliebenen Karten ihrer Heimatstadt, zählen noch die Werte der Bonuskarten dazu und schließlich noch einen Punkt pro ungenutzter Goldscheibe. Wer dann die meisten Punkte hat, gewinnt.

Spieletester

03.05.2017

Fazit

Capital Lux hat mich gleich mehrmals überrascht. Zum ersten Mal beim auspacken, weil das Design und die Illustrationen unglaublich gut gelungen sind und Wiedererkennungswert haben. Dann wieder nach der ersten Partie, weil der Spannungsbogen genau abgestimmt ist und das Spiel bei einer angenehmen Dauer ein breite Palette an taktischen Entscheidungen zulässt. Und nochmal einige Partien später, als mir klar wurde, wie vielseitig das System ist, wie ich die Spielelemente immer besser verstehe und wie mein Spiel dadurch immer effizienter wird. Damit sticht das Spiel der Norweger aus der Masse heraus. Capital Lux zählt deshalb zu den Highlights des taktischen Kartenspiels. Zugreifen!
Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Geniales Design
  • Stimmiges Setting
  • Spannungsbogen genau richtig

Minus

  • Spielt sich zu viert nicht ganz so gut wie zu dritt oder zu zweit

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 20 bis 30 Minuten
Preis: 20,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2016
Verlag: Aporta Games
Grafiker: Kwanchai Moriya
Genre: Taktik
Zubehör:

1 Regel
72 Berufskarten
4 Hauptstadt-Karten
4 Modifikationskarten
8 Goldscheiben

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